Berlin. Lena Meyer-Landrut ist wieder Coach bei „The Voice Kids“. Wir haben mit der Sängerin über Hater und Meinungsfreiheit gesprochen.

Am Sonntag geht „The Voice Kids“ wieder los – mit dabei: Lena Meyer-Landrut. Nach zwei Jahren Pause coacht sie nun wieder die „Kids“, zusammen mit Mark Forster und Silbermond-Sängerin Stefanie Kloß.

Außerdem neu in der Jury der aktuellen Staffel, deren erste Folge am 17. Februar um 20.15 Uhr in Sat.1 ausgestrahlt wird: The BossHoss, Alec Völkel und Sascha Vollmer.

Lena Mayer-Landrut: Da fließen schon mal ein paar Tränchen

Für die Sängerin gab es in den letzten Wochen viele Negativ-Schlagzeilen, denn Lena hat sich nach acht Jahren Beziehung im Januar überraschend von ihrem Freund getrennt. Trotzdem – oder gerade deshalb – will sie sich nicht hinter weichgespülten Fotos-Postings verstecken. Sie wolle ihre Meinung klar sagen und so etwas bewirken, erzählt sie uns im Interview.

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Bei „The Voice“ geht es oft sehr emotional zu. Werden wir diesmal Tränen bei dir sehen?

Lena Meyer-Landrut: Ich bin ja relativ häufig nah am Wasser gebaut, weil ich generell ein sehr emotionaler Mensch bin. Ich finde es schön, das zuzulassen in so einer Sendung — denn es geht hier ja wirklich um Emotionen.

Es gibt wahnsinnig viele Kinder, die technisch einfach unglaublich gut singen. Daher sind es teilweise nur emotionale Nuancen, die dich dann für oder gegen ein Talent entscheiden lassen. Da kann dann schon mal das ein oder andere Tränchen fließen.

Du hast inzwischen viel Erfahrung – positiv und negativ – mit dem Rampenlicht. Wie bereitest du deine „The Voice“-Kids darauf vor?

Meyer-Landrut: Für mich ist es immer total wichtig, den Kids mitzugeben: Versucht so authentisch wie möglich zu sein, befreit euch von der Erwartungshaltung anderer Leute, der Gesellschaft. Oder von den Erwartungen, die Instagram an euch stellt.

Apropos Instagram: Social-Media-Profile werden auch für die Kinder-Stars immer wichtiger, um Fans zu generieren. Du bist mit deinen 2,5 Millionen Instagram-Followern der absolute Profi – was rätst du den Kids?

Sascha Vollmer (l-r), Alec Völkel, Stefanie Kloß, Lena Meyer-Landrut und Mark Forster, Jury der Sendung „The Voice Kids“, machen im Studio ein Selfie.
Sascha Vollmer (l-r), Alec Völkel, Stefanie Kloß, Lena Meyer-Landrut und Mark Forster, Jury der Sendung „The Voice Kids“, machen im Studio ein Selfie. © dpa | Gregor Fischer

Meyer-Landrut: Ich kann vor allem Tipps geben, wie man damit umgeht, wenn man auch mal Gegenwind bekommt. Aber wir haben auch viele Psychologen vor Ort, die abchecken, ob ein Talent auch bereit ist für diese Belastungen.

Wie hart dieser Gegenwind teilweise ist, hast du vor ein paar Monaten mit einem Anti-Mobbing-Selfie auf deinem Instagram-Account demonstriert. Das Foto zeigt dich vor einem Spiegel, auf dem Beleidigungen wie „Du Schlampe“ stehen. Sind das Kommentare, die Nutzer tatsächlich unter Posts von dir geschrieben haben?

Meyer-Landrut: Ja. Und das war nicht das Schlimmste. Teilweise konnte ich Sachen nicht schreiben, weil das nicht jugendfrei war. Ich lösche auch viele Kommentare, vor allem wenn Sachen so extrem unter die Gürtellinie gehen.

Ich weiß, dass mir auch viele junge Mädels folgen. Wenn Kommentare kommen, von denen ich denke, solche Worte sollte keine Zwölfjährige kennen, dann lösche ich das.

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Woher kommt dieser Hass?

Meyer-Landrut: Ich glaube, da ist viel Angst, viel Wut, viel Emotionen von den Leuten, die das in die Welt senden. Das hat relativ wenig mit der Person zu tun, die das empfängt. Im Grunde genommen ist man nur eine Projektionsfläche für ein Problem von den Leuten, die das senden. Ich glaube, das ist ein ganz gutes Mantra, das man sich immer wieder sagen kann: Das hat gar nichts mit mir persönlich zu tun.

Wann gibt es mehr Hasskommentare: Wenn du eine Meinung äußerst oder bei schönen Fotos?

Meyer-Landrut: Das ist relativ egal. Im Grunde ist bei allem eine Angriffsfläche da: Alles, was man macht, ist falsch. Wenn es ein Selfie ist, sagen viele Leute: „Boah, du postet nur doofe Selfies“; wenn es ein politisches Statement oder eine Haltung zu etwas ist, dann gibt es immer Pro und Contra. Ich kann also nur gewinnen, indem ich das mache, was für mich selbst wichtig ist.

Gerade bei Instagram geht es ja üblicherweise um den schönen Schein. Willst du auch ganz bewusst deinen vielen Followern zeigen: Nein, es geht auch anders?

Meyer-Landrut: Es geht bei Instagram natürlich auch darum, ästhetische Bilder zu posten, da muss man gar keinen Hehl draus machen. Das ist auch ein Teil meines Berufs, Glamour und Make-Up und Beauty. Aber es geht auch darum zu sagen: Diese Sachen haben nicht die Priorität Nummer 1 für mich — und das ist nicht der Wert, der für mein Glück zählt.

Ex-Handball-Profi Stefan Kretzschmar hat gerade eine Diskussion über Meinungsfreiheit ausgelöst. Dabei ging es um Profisportler, die laut Kretzschmar keine kontroverse Meinung äußern könnten, ohne dafür bestraft zu werden. Gilt das auch für Künstlerinnen wie dich – sollte man als Promi also lieber aufpassen und alles weichspülen?

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    Meyer-Landrut: Man kann das machen, um nicht so angreifbar zu sein. Und ich kann Stefan Kretzschmar auch verstehen, weil die Reaktionen darauf natürlich immer tierisch anstrengend sind. Aber ich finde schon, gerade wenn man ein Sprachrohr ist, dann muss man das auch für etwas Gutes nutzen. Also nicht den Mund halten und sich verstecken aus Angst vor der Reaktion.

    Denn wenn man immer weichgespült ist, dann kann sich nichts ändern. Wir leben in einer Welt, wo echt - auf gut Deutsch - die Scheiße am dampfen ist. Ich muss also etwas ändern.

    Auch wenn dann Schlagzeilen entstehen wie etwa vor ein paar Wochen, als du in einem Instagram-Video kritisiert hast, dass Schwule in Deutschland nur unter bestimmten Bedingungen Blut spenden dürfen. Da titelte die Boulevard-Presse gleich: „So lästert Lena über Deutschland“ – war es das wert?

    Meyer-Landrut: Ich glaube, wenn man in dieser Branche arbeitet, dann weiß man, dass es solche Selbstläufer gibt. Ich weiß dann, was passiert. Manchmal ärgere ich mich schon noch, gerade wenn es so ein Thema ist, bei dem ich emotional involviert bin. Aber ich glaube, die Leute, die es erreicht, die verstehen das schon. Ich finde: Einfach machen! Sich nicht davon beirren lassen.