New York. Sony Music hat sich von R. Kelly getrennt. Auch mehrere Radiosender wollen ihn nicht mehr spielen. Grund sind Missbrauchsvorwürfe.

Seit Monaten gibt es zahlreiche Missbrauchsvorwürfe gegen den R&B-Sänger R. Kelly. Nun reagierte offenbar sein Plattenlabel und beendete die Zusammenarbeit mit dem 52-Jährigen. Das berichteten übereinstimmend „Billboard“, die „New York Times“ und das Magazin „Variety“.

Kelly war zuletzt bei dem zu Sony gehörenden Label RCA unter Vertrag. Bei dem renommierten Label, bei dem unter anderem auch Britney Spears, Justin Timberlake und Usher betreut werden, tauchte R. Kellys Name auf der Website seit Freitag nicht mehr auf.

Radiosender wollen keine R. Kelly Songs mehr spielen

Auch mehrere Radiosender reagierten mit Ankündigungen, die Musik des 52-Jährigen nicht mehr spielen zu wollen. Im Raum Atlanta im Bundesstaat Georgia laufen zudem strafrechtliche Ermittlungen gegen Kelly.

Gegen den Sänger waren in den vergangenen Wochen alte Missbrauchsvorwürfe wieder laut geworden, angestoßen durch die Dokumentation „Surviving R. Kelly“ beim TV-Sender Lifetime. Der Musiker hat bisher sämtliche Vorwürfe abgestritten und erklärt, Opfer einer Rufmord-Kampagne zu sein.

Die Vorwürfe gegen Kelly reichen bis in die 1990er-Jahre zurück. Im Sommer 2017 sorgte zudem ein „Buzzfeed“-Bericht über einen mutmaßlichen „Sex-Kult“ Kellys für Aufsehen. Die Familie einer Frau namens Joycelyn Savage beschuldigt Kelly etwa, sie festzuhalten und ihr den Kontakt zur Außenwelt zu verbieten. Savage hatte dies im Sommer 2017 in einem Video zurückgewiesen und erklärt, ihr gehe es gut. R. Kelly hat sämtliche Vorwürfe abgestritten.

Doku-Serie lässt Frauen zu Wort kommen, die Kelly beschuldigen

Die Doku-Serie „Surviving R. Kelly“ war bis zur vergangenen Woche ausgestrahlt worden. Darin beschuldigen zahlreiche Frauen R. Kelly, sie als junge Frauen missbraucht, vergewaltigt und gefangen gehalten zu haben. Auch seine Frau berichtet in der Serie von Misshandlungen und einem Harem an jungen Frauen, den sich R. Kelly in seiner Villa gehalten haben soll. Die Vorwürfe sind nicht neu, seit 25 Jahren steht R. Kelly immer wieder im Fokus der Justizbehörden.

Demonstration vor dem Sony Gebäude

Dutzende Demonstrantinnen und Demonstranten hatten nach der Sendung vor dem Sitz von Sony Music in New York demonstriert und ein Ende der Zusammenarbeit mit R. Kelly gefordert. Eine entsprechende Petition unterzeichneten 217.000 Menschen.

Einem CNN-Bericht zufolge stellte sich einer von Kellys Ex-Managern inzwischen der Polizei. James Mason solle einen Mann bedroht haben, dessen Tochter mutmaßlich von Kelly festgehalten werde, berichtete der Sender. Mason kam demnach gegen eine Kaution von 10.000 Dollar (8800 Euro) vorläufig frei.

Einer der erfolgreichsten R&B-Sänger

Mit mehr als 50 Millionen verkauften Alben zählt Kelly zu den erfolgreichsten Musikern im R&B-Genre.

Die Sprecher von RCA, Sony und R. Kelly waren für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen. Die Website „Variety“ berichtete, RCA wolle den Schritt nicht nach außen kommunizieren. So sollten offene Fragen „verantwortungsvoll“ geklärt und rechtliche Folgen vermieden werden. (dpa/aba)