München. Heiner Lauterbach spielt in „Kalte Füße“ einen Unsympathen. Auch privat hat der Kinostar an Offenheit eingebüßt, sagt er im Gespräch.

Lange spielte Heiner Lauterbach Draufgänger, seitdem der Kölner 1985 mit der Komödie „Männer“ seinen Durchbruch feierte. Dazu passte sein ausschweifender Lebensstil, der Stoff bot für zwei Autobiografien.

Seit 2001 ist der dreifache Vater in zweiter Ehe verheiratet und führt ein gesundheitsbewusstes Leben. Auch seine Rollen ändern sich: In seiner aktuellen Komödie „Kalte Füße“ ist der 65-Jährige als missmutiger Schlaganfallpatient zu sehen, der sich mit einem jugendlichen Einbrecher (Emilio Sakraya) ein Katz- und Mausspiel liefert.

Sie spielen einen Misanthropen, der den Kontakt zu seiner Familie abgebrochen hat. Warum sind Sie selbst eigentlich nicht so geworden?

Heiner Lauterbach: Woher wissen Sie das? Ich muss inzwischen schon feststellen, dass ich mich vom Philanthropen in Richtung Misanthrop bewege. Aber ich bin noch nicht auf der Stufe angelangt, auf der sich meine Figur im Film befindet.

Sie wirken aber recht freundlich und aufgeschlossen.

Lauterbach: Ich bin abgeklärter geworden. Früher mochte ich alle Menschen, war ein typischer Rheinländer, der immer offenarmig auf alle zugegangen ist. Diese Blauäugigkeit, dieses total Euphorische habe ich verloren. Jetzt sind mir mehr und mehr Leute egal und uninteressant. Und das würde ich auf das Älterwerden zurückführen.

Heiner Lauterbach als Raimund und Emilio Sakraya als Denis in einer Szene seiner neuen Komödie „Kalte Füße“.
Heiner Lauterbach als Raimund und Emilio Sakraya als Denis in einer Szene seiner neuen Komödie „Kalte Füße“. © Sony Pictures | Sony Pictures

Sie sind 65 – es gibt Sprüche wie „die 60er sind die neuen 40er“. Was halten Sie davon?

Lauterbach: Nichts. Ich bin 65, und ich fühle mich exakt wie 65, weil ich weiß, dass ich so alt bin. Und es gibt garantiert lustigere Sachen, als zu altern. Aber die Alternative wäre, vorher zu sterben, und das wäre erst recht beschissen. Ich versuche also, in einer guten körperlichen und geistigen Kondition zu altern, treibe Sport und ernähre mich gesund. Dann kann das Ganze ganz nett werden. Aber ich will nicht verleugnen, dass mit zunehmendem Alter alles rückläufig wird.

Im Film wird Ihre Figur auch mit der jungen Generation konfrontiert. Welche Unterschiede stellen Sie zwischen Ihnen und dem Nachwuchs fest?

Lauterbach: Ich kann mit diesen ganzen YouTube- und Social-Media-Sachen nicht so viel anfangen. Meine Kinder benutzen das Internet auf eine viel selbstverständlichere Art und Weise als ich. Ansonsten gibt es zwischen mir und ihnen aber auch viele Gemeinsamkeiten. „Kinder kommen nie auf fremde Leute“, wie der Kölner sagt.

Gibt es trotz aller Gemeinsamkeiten auch Reibungspotenzial?

Lauterbach: Natürlich, großes sogar. Zum einen liebt man seine Kinder und möchte ihnen permanent Gutes tun. Das ist aber nicht ratsam vom Pädagogischen her. Man muss sie auch erziehen und in eine vernünftige Struktur setzen. Man muss ihnen beibringen, dass sie mit Geld umgehen können und etwas zu schätzen wissen. Und Tausend anderes. Erziehung ist eines der schwierigsten Dinge auf der Welt. Man kann fast jede Stunde Fehler machen. Paradoxerweise darf das jeder. Für jeden Unfug muss man einen Schein machen. Aber nicht für die Erziehung junger Menschen.

„Kalte Füße“ feierte am 6. Januar in München Premiere.
„Kalte Füße“ feierte am 6. Januar in München Premiere. © Getty Images for Sony Pictures | Lennart Preiss

Was war der letzte Fehler, den Sie gemacht haben?

Lauterbach: Ich schlage meine Kinder nicht, aber ich werde schon mal laut, wenngleich nicht jeden Tag. Das ist nie ein gutes Mittel, das weiß ich, und ich bereue es immer. Denn wenn du schreist, hast du immer Unrecht. Als mir das zuletzt mit meiner Tochter passiert ist, habe ich mich erst mal entschuldigt. Aber ich habe ihr erklärt: „Wenn mich ein Mensch interessiert, dann rede ich umso intensiver mit ihm. Speziell, wenn ich jemand liebe und merke, er bewegt sich in eine falsche Bahn.“

Haben Sie ein Beispiel dafür, was Sie nervt?

Lauterbach: Ich bin nicht so glücklich, dass mein elfjähriger Sohn immer mit diesen elektronischen Dingen spielen will. Meine Frau und ich versuchen, das zu begrenzen, aber wenn er einen den ganzen Tag löchert, dann ist es schwer, da konsequent zu bleiben. Das ist ein ständiger Kampf.