Baikanur. Astronaut Alexander Gerst ist wieder auf der Erde gelandet. Seine Sojus-Kapsel setzte am frühen Donnerstagmorgen in Kasachstan auf.

Der deutsche Astronaut Alexander Gerst ist nach 197 Tagen auf die Erde zurückgekehrt. Er war Kommandant auf der Internationalen Raumstation ISS. Die Nasa sprach von einer sicheren Landung.

Danach konnte er nicht aus eigener Kraft aus der Kapsel aussteigen. Rettungskräfte mussten Gerst helfen. Nach ersten medizinischen Tests traf Gerst am Abend am Flughafen Köln/Bonn an.

Dort warteten Angehörige und Freunde auf ihn – aber keine große Party. Erst mal sei Ruhe angesagt, sagte Rüdiger Seine, Leiter der Astronautenausbildung bei der Europäischen Weltraumorganisation (Esa).

Der Weltraum ist gar kein so besonderer Ort, sagt Gerst

In Köln angekommen sagte Gerst, dass er als Kind immer gedacht habe, dass der Weltraum ein sehr besonderer Ort sei. Mittlerweile habe er aber realisiert, dass das komplett falsch gewesen sei.

„Der einzig wirklich besondere Ort, den wir kennen und an dem wir leben können, an dem wir sein können ohne großen Aufwand: Das ist die Erde“, sagte er. Sogar dem eher unwirtlichen Wetter konnte er etwas abgewinnen. Einen Dezembertag mit Nieselregen und Kälte empfinde man normalerweise ja nicht als sehr schön. Bei ihm sei das aber anders.

„Ich rieche den Boden, den Regen“, sagte er. Vielleicht mache er schon bald mal einen Spaziergang durch das Siebengebirge.

Alexander Gerst zurück auf die Erde – das Wichtigste in Kürze:

  • Alexander Gerst ist aus dem All zurückgekehrt.
  • Er landete um kurz nach 6 Uhr MEZ in Kasachstan.
  • Der Astronaut sagte: „Aber die Mission ist noch nicht zu Ende, wir müssen noch die Ergebnisse auswerten.“
  • Vor dem Abdocken gab es ein kleines Problem mit der Sojus-Kapsel

Gersts Sojus-Raumkapsel hatte vor der Rückreise ein kleines Problem gehabt. Trotzdem setzte mit seiner US-Kollegin Serena Auñón-Chancellor und dem Kosmonauten Sergej Prokopjew am Donnerstag kurz nach 6.00 Uhr MEZ in der kasachischen Steppe auf.

Das zeigten Live-Bilder der US-Raumfahrtbehörde Nasa. „Es gibt eine Landung. Willkommen zu Hause“, twitterte die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos. Laut Nasa gehe es allen Crew-Mitgliedern gut.

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Nach der Landung fuhren Rettungsteams zur Raumkapsel. Auf Fernsehbildern der Nasa war zu sehen, wie die Astronauten nacheinander auf Sitzen aus der Kapsel getragen wurden.

Gerst lachte und setzte sich eine Mütze auf. „Ich freue mich, heimzufliegen und meine Familie zu sehen“, sagte er. „Aber die Mission ist noch nicht zu Ende, wir müssen noch die Ergebnisse auswerten.“

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Die Raumfahrer können nach fast 200 Tagen in Schwerelosigkeit nicht allein aus der Kapsel steigen. Wegen der Schwerelosigkeit sind die Muskeln erschlafft, und der Körper muss sich erst wieder an die Erdanziehung gewöhnen.

Livebilder zeigten Landung der Sojus-Kapsel

Zuvor war die Kapsel mit den drei Raumfahrern auf den Nasa-Bildern als winziger Punkt am Himmel zu sehen. Danach schwebte sie an einem Fallschirm hoch über der Wolkendecke – im Hintergrund die Morgensonne. Am Boden über der schneebedeckten Steppe Kasachstans schwebte ein Hubschrauber mit dem Rettungsteam an Bord.

Die Kapsel hatte in der Nacht zu Donnerstag gegen 02.40 Uhr (MEZ) planmäßig von der ISS abgedockt. Die Raumstation flog da gerade rund 400 Kilometer über dem Südosten der Mongolei.

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Kabelproblem vor dem Abdocken von ISS

Vor dem Abdocken hatte es ein kleineres Problem mit einem Kommunikationskabel von Prokopjew gegeben. Das Kontrollzentrum der US-Raumfahrtbehörde Nasa stufte das Problem aber nicht als schwerwiegend ein.

Auch die drei Astronauten stimmten einem Abflug trotzdem zu. Gerst übernahm indes einige Kommunikationsaufgaben von seinem russischen Kollegen Prokopjew.

Landung bei vergleichsweise milden minus zehn Grad

Die ISS-Crew erholt sich nach der Landung (v.l., sitzend): Alexander Gerst, Sergej Prokopjew und Serena Auñón-Chancellor.
Die ISS-Crew erholt sich nach der Landung (v.l., sitzend): Alexander Gerst, Sergej Prokopjew und Serena Auñón-Chancellor. © REUTERS | SHAMIL ZHUMATOV

Die Landestelle lag südöstlich der Stadt Scheskasgan. Dort warteten für die Region vergleichsweise milde Temperaturen von etwa minus zehn Grad auf die Raumfahrer. Bei früheren Landungen war es dort deutlich kälter, weshalb zum Beispiel die übliche Fotosession auf ein Minimum verkürzt wurde, um die Besatzung schnell ins Warme zu bringen.

Alexander Gerst – der Zeitplan seiner Rückreise:

19. Dezember:

  • 22.45 Uhr: Verabschiedung und Schließen der Luke

20. Dezember:

  • 2.40 Uhr: Abdocken von der ISS
  • 6.03 Uhr: Landung in Kasachstan
  • 10.30 Uhr: Abflug von Gerst Richtung Köln
  • 20.15 Uhr: Ankunft von Gerst am Flughafen Köln/Bonn
  • 21.15 Uhr: Ankunft von Gerst am Envihab, einer medizinischen Forschungsanlage des Instituts für Luft- und Raumfahrtmedizin des DLR

Vor seiner Rückkehr übergab Gerst, der erste deutsche ISS-Kommandant die Führung der rund 400 Kilometer von der Erde entfernten Raumstation an seinen russischen Kollegen Oleg Kononenko.

„Oleg, du bist ein sehr erfahrener Kommandeur, und dieser Ort wird in sehr guten Händen, deinen Händen sein“, sagte Gerst am Dienstagabend in einer Übergabe-Zeremonie vor der Kamera der Raumstation, die im Livestream der Nasa zu sehen war.

Alexander Gerst sendet Nachricht an seine Enkelkinder

Außerdem schickte er auf Facebook eine Video-Botschaft an seine noch ungeborenen Enkel: „Ich weiß, es hört sich für euch komisch an, aber zu der Zeit als die ISS gebaut wurde, konnte noch nicht jeder Mensch in den Weltraum reisen und die Erde von außen sehen“, begann Gerst seine Nachricht – um sich gleich darauf zu entschuldigen.

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„Im Moment sieht es so aus, als ob meine Generation euch den Planeten nicht gerade im besten Zustand hinterlassen werden.“ Gerst erinnerte daran, dass „das zerbrechliche Raumschiff Erde“ sehr viel kleiner sei, als sich das die meisten Menschen vorstellen können, zerbrechlich und limitiert in seinen Ressourcen.

Sojus-Kapsel rast ungebremst durch Atmosphäre

Die Grafik erklärt, wie die Rückkehr von Alexander Gerst ablaufen soll.
Die Grafik erklärt, wie die Rückkehr von Alexander Gerst ablaufen soll. © dpa-infografik | dpa-infografik GmbH

Gerst erwartete eine raue Rückkehr aus der Schwerelosigkeit. Die Sojus-Kapsel raste zunächst ungebremst in die Atmosphäre. Durch Luftreibung entstehen dabei Temperaturen von etwa 2500 Grad Celsius. Fallschirme stoppten den Sturz schließlich ab.

Für Gerst war die Landung in der baumlosen Weite Kasachstans der Schlusspunkt einer fast 200-tägigen Reise. Auf der Erde werden Ärzte untersuchen, wie sich die mehr als 3000 Erdumrundungen auf den Körper des 42-Jährigen ausgewirkt haben. Die Erkenntnisse sollen auch Aufschluss geben, wie Raumfahrer sich auf einen möglichen Mars-Flug vorbereiten müssen.

Einige Fragen bleiben nach Gersts ISS-Mission

Zählt man Gersts beiden bisherigen Missionen zusammen, war kein Deutscher so lange im All wie er: fast ein Jahr. Ein weiterer Flug ist laut Europas Raumfahrtchef Jan Wörner nicht ausgeschlossen. Es wäre dann Gersts dritte Reise ins All – so viel kosmische Erfahrung sammelte in Deutschland nur Ulf Merbold zwischen 1983 und 1994.

Zunächst aber steht die Auswertung der auslaufenden Mission an. Denn nicht alles lief rund bei der zweiten Reise von Astro-Alex. Noch immer ist ungeklärt, wie ein winziges Loch in die Wand einer angedockten russischen Raumkapsel geraten konnte.

Vor wenigen Wochen ging zudem der Start einer russischen Sojus-Rakete schief. Gerst und seine Mit-Rückkehrer mussten danach lange auf Verstärkung warten. Mehrere geplante Experimente fielen aus, ebenso zwei Außeneinsätze von Gerst.

Gerst erhält Ehrentitel der Uni Hamburg

Inzwischen ist die Ablösung angekommen. Der Kosmonaut Kononenko, die US-Astronautin Anne McClain und der Kanadier David Saint-Jacques werden die nächsten sechs Monate die Vertreter der Erde im All sein.

Gerst hingegen wird bald in Hamburg erwartet. Dort erhält er die Ehrensenatorenwürde der Universität. Er promovierte dort 2010 am Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit.

Wie sich Gerst auf seine Reise ins All vorbereitete. (dpa/cho)