Ankara. Unglück in der Nähe von Ankara: Ein Schnellzug ist entgleist. Dabei kamen neun Menschen ums Leben. Mehr als 80 weitere sind verletzt.

Nach dem schweren Zugunglück am Rande der türkischen Hauptstadt Ankara steigt die Zahl der Opfer weiter. Bei dem Zusammenstoß eines Zuges mit einer Lokomotive starben nach offiziellen Angaben neun Menschen – darunter ist auch ein Deutscher.

Ein Mitarbeiter der staatlichen Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) sei unter den Opfern, bestätigter die Pressestelle der Deutschen Presse-Agentur. Nach Angaben des Gouverneursamts in Ankara handelt sich um einen 48-Jährigen, der dem Namen nach türkische Wurzeln haben könnte. Das Auswärtige Amt bestätigte die Information.

Unter den Toten ist auch einer der Zugführer aus der Lokomotive sowie zwei Lokführer aus dem Schnellzug. 86 Menschen seien zudem verletzt worden, wie die Staatsanwaltschaft von Ankara am Nachmittag bekanntgab.

Zuvor war von sieben Toten und 46 Verletzten die Rede gewesen. Die Bergung war laut Turhan am Mittag abgeschlossen. Am Nachmittag sind drei Bahnmitarbeiter festgenommen worden.

Zugunglück am Morgen in der Nähe von Ankara

Gegen 6.30 Uhr Ortszeit war nahe der Station Marsandiz der zwischen den Städten Ankara und Konya verkehrende Schnellzug mit einer Lokomotive zusammengestoßen. Der Gouverneur der Provinz Ankara, Vasip Sahin, sagte, die Lokomotive sei auf denselben Gleisen wie der Schnellzug für eine Kontrollfahrt unterwegs gewesen. Dass auch ein Deutscher unter den Opfern sei, hat die türkische Polizei dem ARD-Hauptstadtstudio bestätigt.

Teile des Hochgeschwindigkeitszuges krachten nach der Kollision in eine Überführung. Die Konstruktion, die offenbar aus Metall bestand, brach teilweise auf zwei der Waggons herunter. Teile der Überführung seien auf zwei der Waggons gestürzt. Bilder zeigen umgekippte Waggons, zerrissenes Metall und fieberhafte Bergungsarbeiten.

Der leicht verschneite Unfallort im Bezirk Yenimahalle ist keine stark belebte Ecke der Großstadt. Der Zug, der weniger als zehn Minuten zuvor am Hauptbahnhof von Ankara losgefahren war, hätte dort auch nicht angehalten. Dort findet sich unter anderem eine Anlage zur Wartung von Zügen.

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Türkische Polizisten an Ort des Unglücks in der Nähe von Ankara.
Türkische Polizisten an Ort des Unglücks in der Nähe von Ankara. © REUTERS | TUMAY BERKIN

Bilder zeigten die beiden betroffenen Wagen umgestürzt zwischen zerrissenem und verbogenem Metall liegend, einer davon quer zu den Gleisen. Nicht weit entfernt ist die ebenfalls von den Gleisen abgekommene schwere Zugmaschine zu sehen. Der Unfallort liegt nahe der Station Marsandiz, die keine belebte Großstadt-Station ist. Ersten Informationen zufolge liegt dort unter anderem eine Anlage zur Wartung von Zügen.

Erdogan will Unglück auf allen Ebenen untersuchen lassen

Wie schnell der Zug unterwegs war, blieb zunächst unklar. Auch wieso gleichzeitig zwei Züge auf denselben Gleisen fahren durften, konnten die Behörden noch nicht beantworten. Anadolu zufolge hat die Staatsanwaltschaft in Ankara eine Untersuchung eingeleitet.

Zugunglücke sind in der Türkei keine Seltenheit. Erst im Juli waren bei einem schweren Unfall in der Nordwesttürkei mindestens 24 Menschen ums Leben gekommen. Mehr als 300 Menschen mussten verletzt in Krankenhäuser gebracht werden. Der Zug mit 362 Reisenden an Bord war entgleist, nachdem Regenfälle das Gleisbett weggespült hatten.

Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan sprach zum neusten Unglück den Betroffenen und Angehörigen am Nachmittag sein Beileid aus und versprach: „Dieser Unfall wird auf allen Ebene untersucht, die Verantwortlichen werden ausfindig gemacht und es wird alles Nötige getan.“

Mehrere beschädigte und entgleiste Wagons und eine Lokomotive liegen unter den Trümmern eines Bahnhofs in Ankara im Gleisbett.
Mehrere beschädigte und entgleiste Wagons und eine Lokomotive liegen unter den Trümmern eines Bahnhofs in Ankara im Gleisbett. © dpa | Mustafa Kaya

Die Türkei will Medienberichten zufolge ihr Hochgeschwindigkeits-Bahnnetz modernisieren und hofft dabei auch auf Investitionen aus Deutschland. (hip/dpa)