Berlin/Mainz. Eine neue Studie hat Charaktereigenschaften von Menschen mit Geld untersucht. Das Ergebnis: Reiche ticken tatsächlich etwas anders.

Dem Millionär Aristoteles Onassis gehörten rund 900 Öltanker, er kaufte die griechische Insel Skorpios und nach dem Tod John F. Kennedys heiratete er dessen Witwe Jackie. Doch das berühmteste Zitat des glamourösen Superreichen lautet: „Ein reicher Mann ist oft nur ein armer Mann mit sehr viel Geld.“

Reiche sagen gern: Wir sind wie ihr. Von außen betrachtet haben Millionäre häufig ein Imageproblem, sie gelten als arrogant, verschwendungssüchtig, elitär – getreu dem Sprichwort: Geld verdirbt den Charakter.

Jetzt haben sich Wissenschaftler der Universität Mainz mit dem Wahrheitsgehalt der Aussage beschäftigt. Ausgangspunkt dafür war unter anderem die Frage, ob sich gewisse Stereotype, die Menschen von Reichen im Kopf haben, in dieser Untersuchung bestätigen oder zurückweisen lassen. Gemeinhin gelten Reiche in der übrigen Bevölkerung als „geizig und unehrlich“, aber gleichzeitig auch als besonders „fleißig und intelligenter“ als der Durchschnitt.

Menschen mit viel Geld sind demnach emotional stabiler

Die Auswertung von Persönlichkeitstests von 130 Millionären fand heraus, dass sich deren Persönlichkeitsstruktur tatsächlich von der der Normalbevölkerung unterscheidet: Menschen mit viel Geld sind demnach emotional stabiler, leistungsorientierter und narzisstischer als ein Durchschnittsbürger.

Der griechische Reeder und Multimillionär Aristoteles Onassis (Mitte) und seine damals frisch angetraute Ehefrau Jacqueline Kennedy-Onassis nach ihrer Trauung im Oktober 1968.
Der griechische Reeder und Multimillionär Aristoteles Onassis (Mitte) und seine damals frisch angetraute Ehefrau Jacqueline Kennedy-Onassis nach ihrer Trauung im Oktober 1968. © picture-alliance / dpa | dpa Picture-Alliance / UPI

Das decke sich, so die Autoren der Studie, mit den Erwartungen der Gesellschaft. Allerdings seien diese Klischees stark überzeichnet, so das erste Fazit der Studie, die im Fachblatt „British Journal of Psychology“ erschienen ist. Sie entstand durch eine Zusammenarbeit von Wirtschaftswissenschaftlern und Psychologen.

Die Studie kommt zu einer Zeit, in der in Deutschland die Diskussion um das Bild von den hier ansässigen 1,3 Millionen sogenannten Vermögensmillionären entbrennt. Mit Friedrich Merz könnte in wenigen Wochen ein Mann an die Spitze der CDU gewählt werden, der zwei Flugzeuge besitzt, sich aber gleichzeitig der „oberen Mittelschicht“ zugehörig fühlt. In den USA ist mit Donald Trump ein Millionär zum Präsidenten gewählt worden – weil Wähler Reichtum als Indiz für Erfolg werteten.

Die Reichtumsforschung ist noch in ihren Anfängen

In der Tat ergab die Studie, dass Millionäre leistungsorientierter und selbstbewusster sind, sodass sie leicht auf andere Menschen zugehen. Darüber hinaus waren sie weniger stressanfällig und stärker der Überzeugung, die Kontrolle über ihr Leben zu haben. Allerdings wurde bei Reichen auch eine starke Tendenz zu narzisstischer Persönlichkeitsstörung festgestellt. So hielten sie folgende Aussage für zutreffend: „Ich habe es verdient, als großartige Person angesehen zu werden.“

Rainer Zitelmann, der ein Buch über die „Psychologie der Superreichen“ schrieb, kann in der Studie viel Neues entdecken. „Erstmals wurde hier ein Vergleich mit der Gesamtbevölkerung angestellt“, sagt er dieser Redaktion. „So neigen die meisten Menschen dazu, nach Niederlagen anderen Menschen oder Umständen die Schuld daran zu geben, reiche Menschen aber sich selbst.“

Das sei ein entscheidender Unterschied. Er weist zudem darauf hin, dass Psychologen auch einen gesunden Narzissmus kennen, der „hilfreich sei, um Erfolg zu haben“. Generell gilt: „Die Reichtumsforschung ist erst in ihren Anfängen.“

Dazu passt, dass die Mainzer Forscher in ihrem Fazit das Ergebnis ihrer Studie etwas einschränken: Zukünftige Forschungen müssten zeigen, ob diese Unterschiede zum Reichtum beitragen oder sich durch ihn entwickelt haben.