Schauspielerin Leslie Malton, die im Theater sowie im Fernsehen zu Hause ist, wird am Donnerstag 60. Ein Gespräch über ihre Karriere.

1978 war sie an der Seite von Schauspieler Klaus Maria Bran­dauer die gefeierte Ophelia in Shakespeares „Hamlet“ am Wiener Burgtheater. Sie war die Lieblingsschauspielerin von Star-Regisseur George Tabori.

In seinem provokativen Stück „Mein Kampf“ wurde Leslie Malton Mal für Mal umjubelt. Anfang der 80er-Jahre zog es die Tochter eines Amerikaners und einer Wienerin verstärkt ins Fernsehen. Für ihre Rolle im WDR-Zweiteiler „Gefährliche Verführung“ erhielt sie die Goldene Kamera.

Leslie Malton, die am Donnerstag ihren 60. Geburtstag feiert, wurde mehr und mehr zum Fernsehgesicht: Sie war in „Donna Leon“ dabei, im „Tatort“ und in Wedels „Der große Bellheim“. In „Weingut Wader“ (ARD) war es ihr zu verdanken, dass der leichte Stoff die nötige Spannung erhielt.

Sie sind in den USA geboren. Und als Diplomatentochter weit gereist. Vermissen Sie das amerikanische Lebensgefühl?

Leslie Malton: Ich vermisse den American Way of Life überhaupt nicht. Aber ich könnte mir gut vorstellen, wieder in Boston zu leben. Im Moment habe ich allerdings kein Bedürfnis danach. Ich fühle mich in Europa wesentlich heimischer.

Ihre Schwester lebt in einem Heim in Kalifornien. Sie ist behindert und leidet unter dem Rett-Syndrom, das zu den autistischen Erkrankungen zählt. Wollen Sie irgendwann zu ihr ziehen? Oder sie zu sich nach Berlin holen?

Malton: Wenn meine Mutter mal nicht mehr leben sollte, kann ich meine Schwester nicht so einfach nach Deutschland holen, da sie Amerikanerin ist und in Deutschland deswegen keine Krankenversicherung bekommen würde. Darum könnte ich sie hier auch nicht in einer Pflegeeinrichtung unterbringen.

Seit 1995 sind Sie mit dem Schauspieler Felix von Manteuffel (73) verheiratet. Sie arbeiten gelegentlich auch zusammen.

Malton: Das mögen wir wahnsinnig gern. Leider haben wir länger nicht mehr zusammen gedreht. Das letzte Mal war für „Katie Fforde“ in den USA, wo wir an der Ostküste in der Nähe von Boston gedreht haben.

Sie haben ihm Ihre Heimat gezeigt.

Malton: Ja, wir waren unter anderem in Boston, wo ich gelebt habe, bevor ich über London nach Berlin gekommen bin. Mein Vater, er stammt aus Massachusetts, hat in Harvard studiert, bevor er Diplomat wurde.

Ergänzen Sie sich beide gut?

Malton: Felix ist ein sehr kluger, in sich ruhender, integrer Mensch. Gleichzeitig hat er eine irrsinnig große Wärme und Gelassenheit. Aber auch eine Weisheit und viel Humor. Nur weil er älter ist als ich, heißt das nicht, dass er für mich etwas Väterliches hat.

Sie werden jetzt 60. Hat sich Ihr Blick aufs Leben geändert?

Malton: Natürlich. Mit 20 oder 30 hatte ich das Gefühl, die Welt steht mir offen. Was sie auch tat, aber ich habe nicht darüber nachgedacht, was zum Beispiel mit meiner Schwester wird, wenn meine Eltern mal nicht mehr leben. Das sind alles Fragen, die sich erst mit zunehmendem Alter stellen. Die Verantwortlichkeiten verschieben sich.

Fühlen Sie sich denn heute freier oder selbstbestimmter als früher?

Malton: Man darf natürlich nicht vergessen, dass mein Beruf auch eine große Unsicherheit mit sich bringt, allein das macht bis zu einem gewissen Grad unfrei. Ich weiß nie, wann das nächste Projekt kommt. Das sind dann schon Momente, wo ich mich frage, wie es weitergeht. Und da ich sehr jung in den Beruf eingestiegen bin, wusste ich natürlich nicht, wie es sein wird, wenn ich 60 bin. Das war damals weit weg. Als ich anfing zu arbeiten, hatte ich auch keine eigene Wohnung. Unsere heutige Wohnung besitzen wir erfreulicherweise, sie ist unser Eigentum. Aber bis wir das alles abbezahlt hatten, hat auch gedauert.

Wollten Sie nie Kinder haben?

Malton: Nein, das war nie mein Wunsch. Ich wollte immer gerne arbeiten. Natürlich wollte ich auch gerne einen Menschen an meiner Seite haben, das war mir wichtig. Umso schöner, dass es zwischen Felix und mir so gut gepasst hat. Aber Kinder haben in meinen Überlegungen nie eine Rolle gespielt. Ich habe immer mehr den Moment gelebt und nicht so sehr an die Zukunft gedacht.

Wie wollen Sie später mal sein? Ein bisschen verrückt? Oder doch lieber weise und bedächtig?

Malton: Darf es ein Mix aus allem sein?