Bielefeld. In einem Betrieb in Schloß Holte-Stukenbrock soll ein Mann seine Kollegen vergiftet haben. Überführt wurde er durch Kameraaufnahmen.

Am Donnerstag hat in Bielefeld der Prozess gegen einen 57-jährigen Mann begonnen, der mehrere seiner Kollegen mit Gift auf Pausenbroten schwer verletzt haben soll. Die Anklage lautet auf versuchten Mord in mehreren Fällen. Der Mann wurde wegen des vergifteten Pausenbrotes und versuchten Mordes jetzt verurteilt.

Die Ermittler werfen dem Verdächtigen Klaus O. vor, zwischen März 2015 und Mai 2018 in mindestens 21 Fällen Kollegen in einem Betrieb in Schloß Holte-Stukenbrock vergiftet zu haben. Einer der Kollegen liegt seit Jahren mit schweren Hirnschäden im Wachkoma, ein anderer hat schwere Nierenschäden, die eine regelmäßige Dialyse nötig machen.

Ein Kollege wurde zwei Mal vergiftet

Zum Prozessauftakt schilderte die Staatsanwaltschaft, wie O. aus ihrer Sicht über Jahre hinweg gehandelt habe. Einen der Kollegen soll der Angeklagte sogar ein zweites Mal vergiftet haben, nachdem dieser nach zwei Krankenhausaufenthalt wieder zur Arbeit kam. Der Anklageverlesung folgte Klaus O. äußerlich unberührt.

Das Motiv des Mannes ist unklar, er hat sich zu den Vorwürfen bislang nicht geäußert. Dem Staatsanwalt hörte er ohne sichtliche Regung zu. Dieser geht davon aus, dass der Tatverdächtige den Kollegen beim körperlichen Verfall zusehen wollte.

Firma überführte Klaus O. durch Kamera

Aufgeflogen war Klaus O. durch Aufnahmen einer Sicherheitskamera. Nach einem ersten Verdacht hatte die Geschäftsleitung des Anlagenbauers in Absprache mit dem Betriebsrat eine Videoüberwachung eingerichtet. Diese dokumentierte dann einzelne Fälle. Als die Kollegen es nicht beachteten, verteilte O. hochgiftige Substanzen auf den Pausenbroten der Opfer, darunter Bleiacetat und Quecksilber. Der Verdächtiger arbeitete als Schlosser in dem Betrieb.

Die Polizei hatte gezielt Krankheits- und Todesfälle in dem Unternehmen der vergangenen Jahrzehnte unter die Lupe genommen. Im Juni hieß es dann: Die Polizei prüft 21 alte Fälle.

Der Personalchef der Firma bezeichnete Klaus O. nach der Festnahme als „auffällig unauffällig“. 38 Jahre war der Angeklagte bei der Firma. Anfangs sei man von einem schlechten Scherz unter Kollegen ausgegangen, nicht von einem Mordversuch. Einen Zusammenhang zu den Krankheitsfällen habe niemand gesehen.

Der Anwalt eines kranken Nebenklägers sagte vor dem Prozessstart: „Es gab ein Vertrauensverhältnis wie in jedem Betrieb unter Kollegen, keiner hat mit so etwas gerechnet.“ Einen Streit zwischen den Opfern und dem Angeklagten habe es nicht gegeben.

Bis Januar hat das Landgericht fünf weitere Verhandlungstermine angesetzt. Zum Auftakt am Donnerstag wurde nur die Anklage verlesen. Der Prozess wird am 26. November fortgesetzt. (dpa/ac)