Berlin. Bisher gilt das Jahr 1947 als das Maß aller Dinge in Sachen Trockenheit und Dürre. Das könnte sich nun ändern, sagen Meteorologen.

Dass der Sommer außergewöhnlich warm und trocken war, ist bekannt. Dürre, Waldbrände, Ernteausfälle – viele in Deutschland hatten mit den hohen Temperaturen und dem ausbleibenden Regen zu kämpfen, vor allem Landwirte.

Nun gehen die Meteorologen noch weiter: Das Jahr 2018 könnte nach ihrer Einschätzung zu den fünf trockensten seit Beginn der Aufzeichnungen 1884 werden. Rund 70 Prozent der Fläche Deutschlands sei derzeit von extremer Trockenheit betroffen, teilte der Deutsche Wetterdienst (DWD) mit. Auch 2019 wird wieder eine Dürre erwartet.

1947 bisher trockenstes Jahr

„Was die Wärme angeht, fahren wir auf der Überholspur – was den Regen angeht, auf der Standspur“, sagte Agrarmeteorologe Hans Helmut Schmitt in Offenbach. Das trockenste Jahr bisher sei das Jahr 1947 gewesen. Schmitt nennt es „das Maß aller Dinge“ in Sachen Wetter. Auch 1921, 1976 und 1991 waren ungewöhnlich trockene Jahre.

Auf welchen Platz in dieser Statistik das Jahr 2018 stehen wird, ist erst Ende des Jahres klar.

Rhein auf extrem niedrigen Stand

Zu sehen sind die Auswirkungen der Trockenheit in Deutschland auch in den Flüssen: Gerade einmal 19 Zentimeter – so „hoch“ stand etwa am Donnerstagmittag der Rheinpegel am Unterlauf des Flusses in Emmerich nahe der niederländischen Grenze.

Das meldete das ELWIS-Meldesystem der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV). Als bisheriger Tiefstwert galten die 28 Zentimeter aus dem Oktober 2003.

Auch an anderen Stellen des Rheins sind Rekordpegelstände erreicht. In Duisburg etwa waren es laut WSV am Donnerstag 1,66 Meter – acht Zentimeter unter dem bisherigen niedrigsten Stand von 2003. In Kaub, nahe dem berühmten Loreley-Felsen, sank der Pegel am Donnerstag auf 31 Zentimeter und damit unter die 35 Zentimeter von 2003, die bisher den Niedrigrekord bildeten.

Neue Tiefststände am Wochenende erwartet

Der in Köln gemessene Pegel von 82 Zentimetern lag immerhin noch einen Zentimeter über dem Rekordtief von vor 15 Jahren. Auch hier wird mit einem weiteren Rückgang bis zum Wochenende gerechnet.

Der Pegelstand ist übrigens nicht zu verwechseln mit der tatsächlichen Wassertiefe an der jeweiligen Stelle. Die erreicht etwa bei den genannten Beispielen immer noch mehrere Meter.

Der Schiffsverkehr wird auf dem Rhein bei Niedrigwasser nicht behördlich eingestellt. Laut Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) entscheiden die Reedereien in eigener Verantwortung, ob sie ihre Schiffe fahren lassen. Je niedriger der Wasserstand ist, desto weniger können die Schiffe aber laden. (W.B./sdo/dpa)