Rom/Berlin. Die Ruinen von Pompeji beschäftigen die Archäologen schon lange. Nun glauben sie, den Zeitpunkt des Untergangs neu festlegen zu können.

Die Geschichte von Pompeji muss womöglich neu geschrieben werden – zumindest ein bisschen. Grund dafür ist eine kleine, etwas krakelige Inschrift auf einer Steinplatte: „XVI·K NOV“.

Laut einem Bericht der Tageszeitung „La Repubblica“ entdeckten Archäologen die Zeichen an der Mauer eines Hauses, das vermutlich einem Arbeiter gehörte und das derzeit restauriert wird. Die Experten vermuten, dass es sich um die römische Version des Datums vom 17. Oktober handelt: „Der 16. Tag vor den Kalenden des November“.

Ging Pompeji im Oktober des Jahres 79 unter?

Man muss schon genau hinsehen: die jetzt entdeckte Inschrift in Pompeji.
Man muss schon genau hinsehen: die jetzt entdeckte Inschrift in Pompeji. © imago/ZUMA Press | Fabio Sasso

Das wiederum halten die Archäologen für einen klaren Hinweis darauf, dass Pompeji nicht, wie bisher angenommen, im August des Jahres 79 nach Christus von den Lavamassen des Vesuv verschüttet wurde – sondern zwei Monate später.

Da die Schrift in Kohle und somit einer nicht haltbaren Farbe aufgetragen wurde, müsse die Inschrift aus dem Jahr des Ausbruchs stammen, der Pompeji und andere Städte wie Herculaneum zerstörte.

Aufgrund einer mittelalterlichen Version eines Briefs von Plinius dem Jüngeren (61-113) wurde bislang der 24. August als Datum der Naturkatastrophe vermutet. In dem Schreiben berichtet der römische Schriftsteller als Augenzeuge über den Vesuvausbruch, bei dem sein Onkel Plinius der Ältere (23-79) ums Leben kam.

Zweifel an dieser Version waren aber bereits in der Vergangenheit aufgekommen, nachdem in Pompeji Reste von Kastanien und Granatäpfeln ausgegraben worden waren, die gewöhnlich erst im Herbst reifen. Möglicherweise wurde bei der Abschrift des Briefs im Mittelalter das Datum versehentlich falsch übertragen.

In Italien ist man jedenfalls begeistert davon, den Ruinen von Pompeji ein weiteres Geheminis entlockt zu haben. Italiens Kulturminister Alberto Bonisoli sprach einer „außergewöhnlichen Entdeckung“.

Pompeji einer der größten Touristenattraktionen Italiens

Pompeji wurde bei dem verheerenden Vulkanausbruch unter einer meterhohen Schicht aus Lava und Gestein begraben. Aus heutiger Sicht ist die Katastrophe ein Glücksfall für die Archäologie. Denn: Der Vulkanausbruch konservierte das Alltagsleben der Stadt wie eine zeitlich unverfälschte Momentaufnahme für die Nachwelt.

Die Ruinen von Pompeji in der Nähe von Neapel gehören zu den größten Touristenattraktionen Italiens. Allein im vergangenen Jahr wurden hier 3,3 Millionen Besucher gezählt – gut eine Million mehr als etwa in den Uffizien in Florenz. (W.B./dpa)