Berlin. Der Wohlfahrtsverband leistet sich eine Kita auf Mallorca. Das Ministerium nennt das „ungewöhnlich“, der Bundesverband will nachprüfen.

Eigentlich sollten es gute Nachrichten sein. Die mecklenburgische Awo-Kita auf Mallorca läuft gut, teilte die Awo am Mittwoch mit. Zwei Erziehende aus Deutschland, zwei aus Spanien, bis zu 28 Kinder in Ganz- und Halbtagsplätzen. Es läuft.

Aber warum überhaupt betreibt der Kreisverband Schwerin-Parchim eine Kita auf Mallorca? Mit dem Projekt werde die Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe gefördert, sagte Bernd Sievers, Vorstandsvorsitzender des Kreisverbands, meldet der Evangelische Pressedienst.

Schweriner Awo sorgt sich um spanische Jugendarbeitslosigkeit

Die Jugendarbeitslosigkeit auf Mallorca betrage 50 Prozent. Daher habe die Awo auch 40 Spanier in Schwerin als Erzieher ausgebildet. Die spanische Kita sei von deutschen Behörden nicht gefördert worden.

Der NDR gab sich damit nicht zufrieden, recherchierte weiter. Und stieß dabei auf ein Awo-Mitteilungsblatt aus 2016. Dort hieß es laut des Senders lapidar, das Engagement habe sich „irgendwie zufällig ergeben“.

Mitglieder reisten nach Mallorca

Weitere Sonderlichkeiten laut NDR: „Mitglieder des Kreisvorstands und der Geschäftsführer der Awo-Dienste, Axel Mielke, sind in der Vergangenheit mehrmals auf die Ferieninsel gereist, um die eigene Kita zu besuchen, zuletzt im Juni. Welche Kosten dabei jeweils entstanden sind, blieb offen. In den Geschäftsberichten der Schweriner Awo taucht die Einrichtung auf Mallorca nicht auf.“ Der Schweriner Awo-Chef Bern Sievers erklärte, es gelte der Grundsatz der Sparsamkeit, anfallende Reisekosten habe der Vorstand zu einem Dritten aus eigener Tasche bezahlt.

Gegenüber dem NDR äußerte sich das Sozialministerium Mecklenburg-Vorpommern dazu, dass keine Fördermittel geflossen sein, allerdings bewerte man die Form der unternehmerischen Tätigkeit als „ungewöhnlich“. Eine Kita auf Mallorca läge nicht im Interesse des Landes, sei auch sozialpolitisch nicht notwendig.

Inzwischen hat auch die Bundes-Awo betont, dass der Fall aufgeklärt werden soll. Dabei gehe es um Angemessenheit und Sinnhaftigkeit einer solchen Einrichtung.

Anlage ist etwa 1000 Quadratmeter groß

Die „Kindervilla” in der Ortsmitte von Santa Maria bietet neben Gruppen- und Funktionsräumen auch ein etwa 1000 Quadratmeter großes Grundstück mit Spielgeräten sowie Mandarinen- und Zitronenbäumen.

Es gibt nach eigenen Angaben eine Kooperation mit Universitäten und Fachhochschulen, so dass Praktikanten vor Ort bilingualen Kinderbetreuung erleben können. Die Awo betreibt auch Kitas in Togo und Gambia. (epd/ses)