Daressalaam. Auf dem Victoriasee in Tansania ist ein Passagierschiff gesunken. Der Kapitän war nicht an Bord und überließ das Ruder einem Laien.

Bei einem Fährunglück auf dem Victoriasee in Tansania sind mehr als 200 Menschen ums Leben gekommen. Wie sich später herausstellte, hatte ein Amateur das Schiff gesteuert.

Tansanias Präsident John Magufuli ordnete die Festnahme der Verantwortlichen an. Als erster wurde nach einem Bericht der Zeitung „The Citizen“ der Kapitän der Unglücksfähre in Gewahrsam genommen, der sich nach Angaben des Staatschefs zum Zeitpunkt des Kenterns nicht an Bord befunden hatte.

Der Kapitän habe das Ruder jemandem überlassen, der für das Führen eines Schiffes keine Ausbildung habe. Als Hauptgrund für das Unglück nannte Magufuli die Überladung der Fähre.

Retter finden nach zwei Tagen Überlebenden

Das brechend volle Schiff „MV Nyerere“ war am Donnerstag auf dem größten See Afrikas von Bugolora auf der Insel Ukerewe zur Nachbarinsel Ukara unterwegs. Die Fähre sei nur wenige Meter von der Anlegestelle entfernt gekentert, hieß es von der Behörde, die für die Fähren in Tansania zuständig ist.

Zwei Tage nach dem Unglück wurde ein Überlebender gefunden, sagte Verkehrsminister Isack Kamwelwe der Deutschen Presse-Agentur. Es handele sich um einen Ingenieur der Fähre, er sei in kritischem Zustand. Bis Samstagnachmittag konnten 209 Todesopfer geborgen werden, wie Kamwelwe mitteilte.

Immer wieder schwere Unglücke auf Victoriasee

Die Behörden gingen davon aus, dass sich im Rumpf noch Leichen befinden. Nach ersten Schätzungen waren mehr als 300 Menschen an Bord, die exakte Zahl war aber zunächst nicht bekannt. Rund 100 Menschen wurden am Donnerstag gerettet.

Unfälle auf dem Victoriasee, der auch an Uganda und Kenia grenzt, ereignen sich öfters. Bei einem Fährunglück in der Region waren 1996 mindestens 500 Menschen ums Leben gekommen. 2012 war eine Fähre auf dem Weg vom Festland Tansanias zur Tropeninsel Sansibar gesunken, dabei ertranken mindestens 100 Menschen. Im Vorjahr waren mehr als 160 Menschen bei einem Fährunglück vor der Küste von Sansibar gestorben. (dpa/rtr/cho)