Meppe. Ein Moorgelände im Emsland brennt seit Wochen. Ein Raketentest der Bundeswehr löste den Brand aus. Ursula von der Leyen ist vor Ort.

Seit zwei Wochen schwelt im Emsland ein großflächiger Moorbrand, der durch eine Bundeswehr-Übung ausgelöst worden war. Der Brand hat nach Einschätzung des Landesumweltministeriums in Hannover zu nachhaltigen Schäden für Umwelt und Tierwelt geführt. Wichtiger Lebensraum sei durch den noch immer nicht gelöschten Brand verloren gegangen, teilte das Ministerium am Montag im Umweltausschuss des niedersächsischen Landtages mit. Belastbare Schätzungen zur Höhe des ausgestoßenen Kohlendioxids seien noch nicht möglich.

Gesundheitlich relevante Grenzwerte seien nach bisherigen Messungen im Umfeld des Moores nicht überschritten worden, sagte der Referatsleiter für Brand- und Katastrophenschutz im Landesinnenministerium, Klaus Wickboldt. Als Hauptproblem bei dem Moorbrand bezeichnete der Referatsleiter die mangelhafte Koordination mit der Bundeswehr.

Der großflächige Brand war nach Schießübungen Anfang September ausgebrochen. Sollte die Bundeswehr für das Entstehen des Brandes verantwortlich sein, könne sie zur Kompensation von Schäden herangezogen werden, sagte ein Zuständiger des Umweltministeriums in der Ausschusssitzung. Bislang ließen sich die Schäden aber nicht beziffern. Eine Frage sei auch, ob Fahrlässigkeit oder eine Verkettung unglücklicher Umstände zu dem Moorbrand geführt haben.

Von der Leyen räumt Pannen ein

Am Samstag war Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) nach Meppen gekommen, um sich vor Ort ein Bild von der Lage auf dem Bundeswehr-Testgelände und in der Umgebung zu machen. Dabei räumte sie Pannen ein.

Ein Fehler sei etwa gewesen, dass nicht schnell genug die Feuerwehren der umliegenden Gemeinden zur Hilfe gerufen wurden. „Dann hätten wir wahrscheinlich Schlimmeres verhindern können“, sagte die Ministerin. Der Moorbrand war ausgebrochen, als von einem Kampfhubschrauber des Typs Tiger aus Raketen abgefeuert wurden.

Ministerin: Bundeswehr muss besser informieren

Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen und Stephan Weil (SPD), Ministerpräsident von Niedersachsen machten sich vor Ort ein Bild vom Moorbrand auf dem Bundeswehr-Testgelände.
Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen und Stephan Weil (SPD), Ministerpräsident von Niedersachsen machten sich vor Ort ein Bild vom Moorbrand auf dem Bundeswehr-Testgelände. © dpa | Mohssen Assanimoghaddam

„Es ist sicherlich die Frage zu stellen, ob diese Tests zu dieser Jahreszeit mit dem sehr, sehr trockenen Sommer, den wir gehabt haben, so hätten stattfinden müssen. Aber ich bin mir auch darüber im Klaren, dass die Information dann anschließend holperig war, dass wir dort auch deutlich besser werden müssen“, sagte die Ministerin.

Von der Leyen betonte, die Bundeswehr wolle den Fall aufarbeiten und über die Ergebnisse auch mit den Menschen im Emsland sprechen. Sie dankte noch einmal den Einsatzkräften. Die Bundeswehr unterstütze die Rettungskräfte nun mit aller Kraft.

Am Freitag hatte der Landkreis Emsland den Katastrophenfall ausgelöst und erwogen, Groß Stavern und Klein Stavern mit rund 1100 Einwohnern zu evakuieren. Von der Leyen entschuldigte sich nochmals persönlich: „Wir haben hier wirklich eine Scharte auszuwetzen“, sagte sie zuvor im Gespräch mit Bürgern und Helfern in der Ortsmitte von Stavern.

Bundeswehr bekämpft Moorbrand mit Flugzeugen

Die Bundeswehr will den Moorbrand mit Transportflugzeugen und Tornado-Jets bekämpfen. Die Tornados sollten ab Samstagnachmittag zum Einsatz kommen, sagte Oberst Thomas Groeters bei einer Lagebesprechung vor Ort.

Die Jets sollen Fotos und Wärmebildaufnahmen des Moorgebietes machen, um Glutnester im Boden zu sichten, die sonst nur schwer zu entdecken sind, berichteten „Neue Osnabrücker Zeitung“ und „Ostfriesen-Zeitung“. Vorher fliegt die Luftwaffe mit Hubschraubern Löscheinsätze über dem Gebiet.

Auf dem Gelände ist eine riesige Fläche betroffen.
Auf dem Gelände ist eine riesige Fläche betroffen. © dpa | WTD 91

Währenddessen ermittelt auch die Staatsanwaltschaft Osnabrück. „Da kommen Branddelikte in Betracht, insbesondere die Brandstiftung, und möglicherweise auch Umweltdelikte, wenn besonders geschützte Gebiete wie Naturschutzgebiete betroffen sind“, sagte Behördensprecher Alexander Retemeyer.

Die Staatsanwaltschaft werde Kontakt zur Bundeswehr aufnehmen, um sich einen Überblick über die Hintergründe des Feuers zu verschaffen, sagte Retemeyer. Die Ermittlungen hatte die Staatsanwaltschaft aufgrund der hohen Medienberichterstattung eingeleitet.

Moorbrand ist nicht gelöscht, aber unter Kontrolle

In dem Areal ist eine Fläche von mehr als 1000 Fußballfeldern betroffen. In einigen Teilen des Gebietes sei der Schwelbrand inzwischen eingedämmt, in anderen noch nicht, erklärte ein Bundeswehrsprecher.

Das Löschen des Brandes wird dadurch erschwert, dass in dem seit 1876 als Übungsgelände genutzten Moor Munitionsreste vermutet werden. Aus Sicherheitsgründen können die Feuerwehrleute das Moorgelände nicht überall betreten. Rund 1000 Kräfte sind vor Ort, darunter Feuerwehrleute von Bundeswehr und zivilen Feuerwehren und Kräfte des Technischen Hilfswerks.

Moorbrand durch Waffentest ausgelöst

Eine Löschraube im Einsatz gegen den Moorbrand.
Eine Löschraube im Einsatz gegen den Moorbrand. © dpa | WTD 91

Entstanden war das Feuer bei einem Waffentest: Von einem Hubschrauber hatten Soldaten Raketen abgefeuert. Eigentlich hätte die Bundeswehr-Feuerwehr mit einer Löschraupe das Feuer nach dem Test gleich löschen sollen, doch die Löschraupe fiel aus, ein weiteres solches Fahrzeug war gerade in der Werkstatt. So konnte sich der Schwelbrand ausbreiten, bis ein Löschhubschrauber einsatzbereit war.

Selbst aus dem Weltraum sei der Moorbrand mittlerweile zu sehen, teilte der Deutsche Wetterdienst auf Twitter mit. Auf einem Satellitenbild vom Dienstagnachmittag war die Richtung Nordosten ziehende Rauchsäule gut zu erkennen. Am Dienstagabend hatte es starken Brandgeruch und Sichtbehinderungen im Nordwesten von Niedersachsen und im mehr als 100 Kilometer entfernten Bremen gegeben. Am Mittwoch beschränkten sich die Auswirkungen vor allem auf das nähere Umland.

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Grünen-Abgeordnete sieht Verteidigungsministerin von der Leyen in der Pflicht

Der Brand wird jetzt auch ein Thema im politischen Berlin. Filiz Polat, Bundestagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen, fordert von der Bundesregierung Auskunft über die Schießübungen, die zu dem Brand geführt haben.

Ein Löschfahrzeug der Feuerwehr vor der Rauchwolke des Moorbrands.
Ein Löschfahrzeug der Feuerwehr vor der Rauchwolke des Moorbrands. © dpa | Stephan Konjer

„Vor dem Hintergrund der monatelangen Trockenheit und Hitze halte ich die Schießübungen der Bundeswehr bei Meppen für äußerst fahrlässig“, sagte Polat gegenüber der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. „Insbesondere auch vor dem Hintergrund der mangelnden Brandschutzsicherheit am Ort erwarte ich hier Aufklärung von Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen und vorerst ein Ende der Schießübungen.“

Auch der ehemalige Bundesvorsitzende der Grünen, Cem Özdemir, forderte von der Leyen auf, für rasche Aufklärung zu sorgen.

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Laut Berechnungen des Naturschutzbundes NABU könnten bei dem Feuer, das bis zu einem Meter tief im Boden schwelt, rund 900.000 Tonnen CO2 freigesetzt worden sein.

„Wenn man davon ausgeht, dass das Feuer nicht überall einen Meter tief reichte, kommt man immer noch auf etwa 500.000 Tonnen“, sagte Felix Grützmacher vom NABU gegenüber dem NDR. (dpa/sige/fkm)

Von der Leyen besucht Moorbrandgebiet

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