Berlin/Moskau. Wurde Pussy-Riot-Aktivist Piotr Wersilow tatsächlich vergiftet, wie seine Ehefrau glaubt? Ärzte in Berlin sollen das herausfinden.

Die Mitglieder der Punk-Band Pussy Riot sprechen von einem Mordanschlag: Aktivist Piotr Wersilow war am Donnerstag mit entsprechenden Symptomen in ein Moskauer Krankenhaus gebracht worden. Nun sollen Ärzte in Berlin die Behandlung fortführen.

Wie die „Bild“-Zeitung berichtet, ist Wersilow am späten Samstagabend mit einem Ambulanz-Flieger in Berlin-Schönefeld gelandet. Nun soll er von Spezialisten behandelt werden. Wersilows Ehefrau, Nadeschda Tolokonnikowa, veröffentlichte Tweets, auf denen offenbar die Ankunft in Berlin zu sehen ist.

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Wersilow war beim Finalspiel der Fußball-WM Mitte Juli mit drei anderen Mitgliedern in Uniformen auf das Feld gerannt, um unter anderem gegen Polizeigewalt zu demonstrieren. Die „Flitzer“ wurden daraufhin zu Arreststrafen verurteilt.

Ehefrau spricht von Mordanschlag

Sicherheitskräfte versuchen während des WM-Finalspiels Pjotr Wersilow zu stoppen und vom Spielfeld zu ziehen.
Sicherheitskräfte versuchen während des WM-Finalspiels Pjotr Wersilow zu stoppen und vom Spielfeld zu ziehen. © dpa | Martin Meissner

Pussy Riot-Mitglieder hatten nach seiner Einlieferung in ein Krankenhaus am Donnerstag gemutmaßt, Wersilow sei vergiftet worden und schwebe in Lebensgefahr. Er habe nach einem Gerichtstermin zwei Tage zuvor kaum noch sehen, sprechen oder sich bewegen können. Er habe auch das Bewusstsein verloren. Nach Medienberichten fanden Ärzte in seinem Blut starke Psychopharmaka.

Tolokonnikowa sagte der „Bild“-Zeitung auf dem Flughafen Schönefeld, sie gehe davon aus, dass ihr Partner mit Absicht vergiftet worden sei und dass es entweder um Einschüchterung oder sogar einen Mordanschlag gehe.

Berliner Arzt bot Behandlung offenbar an

Veronika Nikulschina, eine Freundin von Wersilow, hatte am Samstag der Internetzeitung „Meduza“ (russisch) gesagt, ein Freund seines Vaters, der in einer Berliner Klinik arbeitet, solle die Behandlung außerhalb Russlands angeboten haben. Wersilows Mutter Elena und die Freundin wollten ihn nach Berlin begleiten.

Die russische Politik-Aktivistin Nadeschda Tolokonnikowa mit ihrem Mann Pjotr Wersilow.
Die russische Politik-Aktivistin Nadeschda Tolokonnikowa mit ihrem Mann Pjotr Wersilow. © dpa | J. Scott Applewhite

Pussy Riot ist mit spektakulären Aktionen gegen Justizwillkür und Korruption weltweit bekannt geworden. Tolokonnikowa war 2012 nach einem „Punk-Gebet“ in einer Kirche verhaftet und wegen „Rowdytums aus religiösem Hass“ zu Haft verurteilt worden. Sie kam Ende 2013 frei. (dpa/sdo)