München. Bülent Ceylan hat sich vor einiger Zeit gegen Erdogan ausgesprochen – und dafür Kritik kassiert. Was der Comedian damit zeigen wollte.

Deutsche, Türken – Bülent Ceylan (42) nimmt kein Blatt vor den Mund. Mit frechen Sprüchen und Kunstfiguren wie dem Hausmeister Mompfred oder dem Goldkettchenträger Hasan begeistert der Comedian seit Jahren die Fans. Mit seiner neuen Show „Game of Games“ (20.15 Uhr) gibt er auf Sat.1 sein Debüt.

Herr Ceylan, jahrelang waren Sie ein Aushängeschild von RTL, jetzt wechseln Sie zu ProSiebenSat.1. Warum?

Bülent Ceylan: Es war am Ende wie in einer langjährigen Beziehung – man hat sich nicht mehr so oft „Ich liebe dich“ gesagt und die Luft war raus. Die angebotenen Showkonzepte und die dafür vorhandenen Sendeplätze haben nicht mehr gepasst, und genau in diesem Moment wurde mir von Sat.1 ein tolles Komplettpaket angeboten.

Sie sind einer der wenigen Moderatoren im deutschen Fernsehen mit türkischen Wurzeln. Müsste es mehr geben?

Ceylan: Man muss da aufpassen. Ich kann doch nicht einfach eine Quote erstellen und sagen: Soundso viele Türken müssen Moderatoren sein, es geht ja schließlich auch um die Qualität. Ob jemand ein Türke ist, ein Marokkaner oder was auch immer – wenn er gut ist, ist er gut, und dann passt es.

Hatten Sie im Laufe Ihrer Karriere den Eindruck, als Deutscher mit Migrationshintergrund besser sein zu müssen als andere?

Ceylan: Ich habe einen langen Weg hinter mich bringen müssen, bevor ich Erfolg hatte. Aber das ist auch in Ordnung. Ich fühle mich echt gut behandelt und habe Deutschland viel zu verdanken.

Sie werden oft als „Deutschtürke“ bezeichnet. Wie ist das für Sie?

Ceylan: Ich frage mich, wieso man Leute wie mich eigentlich immer so nennt? Man sagt ja auch nicht ständig „Helene Fischer, die Deutsch-Russin“.

Fühlen Sie sich dadurch diskriminiert?

Ceylan: Nein, als schlimm habe ich das nie empfunden. Wenn einer in meiner Mannheimer Heimat gesagt hat: „Ach, der Türke“, habe ich mich auch nicht diskriminiert gefühlt, das war eher witzig gemeint. Die meisten Leute, die in meine Shows kommen, sind ja Deutsche, die würden nicht kommen, wenn sie mich ablehnen würden. Ich hatte ja auch viele Vorteile dadurch, dass ich eine deutsche Mama habe und einen türkischen Vater hatte.

Welche?

Ceylan: Ich kann gut vermitteln zwischen Deutschen und Türken, denn ich kenne beide Kulturen und ihre Werte. Und wenn ich in meinem Pu­blikum eine Frau mit Kopftuch und einen Heavy-Metal-Fan sitzen sehe, dann sage ich: „Das ist Deutschland – guck doch mal, wie wir alle zusammenkommen und miteinander über das Gleiche lachen.“

Sie haben sich vor einer Weile öffentlich als Erdogan-Gegner geoutet. Gab es darauf negative Reaktionen von türkischer Seite?

Ceylan: Es gab schon den einen oder anderen, der mich „Haustürke“ oder „Schoßhund von Angela Merkel“ genannt hat. Aber das hat doch damit nichts zu tun. Ich will meinem deutschen Publikum einfach zeigen, dass ich von der Einstellung her demokratisch bin, dass Meinungsfreiheit für mich total wichtig ist. Man muss seine Meinung sagen können, ohne angefeindet zu werden. Und wer in dieses Land kommt, muss seine Mentalität achten, muss zum Beispiel Frauen respektieren.

Schon meine ältere Schwester hat zu mir gesagt, als ich ein Junge war: „Wenn du groß bist, schaue der Frau nicht auf die Brüste, sondern in die Augen.“ Ich bin ein Gentleman, halte Frauen die Tür auf – das ist vielleicht konservativ, aber das bin ich lieber als ein Macho, der Frauen nicht achtet. Ich finde, wir leben in einem echt wunderbaren Land, das von vielen oft schlecht gemacht wird – zu Unrecht.

Wie sieht es mit der Türkei aus – haben Sie noch Verbindungen dorthin?

Ceylan: Ich war schon im Urlaub dort, die Türkei ist ein wunderschönes Land, und da leben ganz viele tolle, liebe Menschen. Und mindestens die Hälfte der Bevölkerung ist gegen Erdogan. Man muss aufpassen, dass man nicht pauschalisiert.