Orca-Haltung: Thomas Cook nimmt Loro Parque aus dem Programm
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Hagen. Thomas Cook zieht Konsequenzen: Wegen der schlechten Lebensbedingungen werden absehbar keine Tickets für Orca-Shows mehr verkauft.
Riesige Orcas schwimmen in gechlorten Becken. Um dem Publikum zu gefallen, springen sie in die Luft, werden mit toten Fischen belohnt. Seit Jahren kritisieren Tierschützer die schlechten Lebensbedingungen der Orcas in Freizeit- und Vergnügungsparks.
Jetzt zieht der Reiseveranstalter Thomas Cook Konsequenzen. Ab Sommer 2019 will das Unternehmen keine Programme mehr anbieten, in denen Orcas in Gefangenschaft gehalten werden.
Thomas Cook erweitert eigene Tierschutzrichtlinien
Wie der Veranstalter dem Hagener Wal- und Delfinschutz-Forum (WDSF) bestätigte, soll der Ticketverkauf für Seaworld-Parks und den Loro Parque auf der Kanaren-Insel Teneriffa im kommenden Jahr eingestellt werden: „Thomas Cook hat nun entschieden, seine eigene Tierschutzrichtlinie zu erweitern und alle Tierattraktionen mit Orcas bis Sommer 2019 aus dem Programm zu nehmen. Die Regelung für Orcas gilt zusätzlich, also über die Erfüllung der ABTA-Richtlinien hinaus.“
Der britische Reiseverband ABTA hat Richtlinien formuliert, an denen sich die großen Reiseveranstalter TUI, Thomas Cook und DER Touristik bei der Einhaltung von Tierschutzanforderungen orientieren.
Die Mindeststandards der Richtlinien regeln unter anderem eine artgerechte Unterbringung, Hygiene, Verpflegung und tierärztliche Versorgung.
Loro Parque sei 2017 erst geprüft worden
In einem offenen Brief wandte sich der Vize-Präsidenten des Verbands der Zoologischen Gärten (VdZ), Prof. Jörg Junold, an Thomas Cook mit dem Anliegen, die Entscheidung nochmals zu überdenken.
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Im April 2017 sei der Loro Parque auf Antrag von Thomas Cook inspiziert worden, um festzustellen, ob die Anlagen und Vorgehensweisen den Standards der ABTB für das Tierwohl entsprechen. „Die Inspektion ergab die volle Punktezahl (100% Übereinstimmung)“, heißt es in dem Brief. Dies bedeute, dass nicht nur die Orcas, sondern alle Tiere im Loro Parque unter den besten Bedingungen gehalten und den strengen Regulierungen durch die ABTA gerecht würden.
Loro Parque: In 45 Jahren keine einzige Beschwerde
In einer Stellungnahme des Loro Parques heißt es, die Entscheidung von Thomas Cook mindere nicht nur die Wertschätzung dieser Inspektion, sondern auch der Normen für das Tierwohl, die von der ABTA festgelegt sind.
Der Loro Parque wirft Thomas Cook außerdem vor, sich zwar auf wissenschaftliche Erkenntnisse zu stützen, diese aber nicht vorzulegen. Außerdem habe es in den ganzen 45 Jahren in der Zusammenarbeit mit Thomas Cook von keinem einzigen Besucher jemals eine Beschwerde bezüglich des Tierschutzes gegeben.
Auch andere Angebote sollen aus dem Programm genommen werden
Neben Thomas Cook haben auch andere Touristikanbieter Konsequenzen angekündigt. DER Touristik etwa gab im vergangenen Jahr bekannt, bis 2020 sukzessive alle Angebote mit direktem Kontakt zu Wildtieren aus ihren Programmen entfernen zu wollen.
Dabei bezieht sich das Unternehmen auf Angebote wie Elefantenreiten, Delfinschwimmen, aber auch Spaziergänge mit Löwen, Bärenshows oder Stierkämpfe.
Duisburger Zoo hält an Delfinarium fest
Auch in Deutschland gibt es vereinzelt Delfinarien, die immer wieder kritisiert werden. Die Tierschutzorganisation Peta fordert etwa seit Jahren die Schließung des Delfinariums im Duisburger Zoo mit der Begründung, die Tiere würde nicht artgerecht gehalten, die Becken seien viel zu klein und die Todesrate der Neugeborenen zu hoch.
Der Duisburger Zoo hält jedoch an seinem Delfinbecken fest. Auch die neue Direktorin, Astrid Stewin, die im August den Posten des langjährigen Leiters Achim Winkler übernommen hat, will die Delfinhaltung weiterführen. (nqq)