Washington. Er kommt aus dem Bergischen Land und regiert nun über eines der wichtigsten Museen der USA: Klaus Biesenbach wird Direktor des MoCa.

Die Stadt der Engel kann nicht ohne den Big Apple. Nicht in der Kunst. Zum dritten Mal binnen weniger Jahre holt sich das 1979 gegründete Museum of Contemporary Art (MoCa) in Los Angeles Kreativität aus New York an die Spitze. Genauer: aus Kürten, 30 Kilometer nordöstlich von Köln, Klaus Biesenbachs Geburtsort. Der 52-Jährige hat als Chef-Kurator des Museum of Modern Art (MoMa) in Manhattan das Image des Ausstellungsmachers neu definiert. Weg vom Miefig-Musealen, hin zu Kunstvermittlung als Show.

Großereignisse wie die Schauen mit der Performance-Diva Marina Abramovic, Lennon-Witwe Yoko Ono oder der Schweizer Video-Künstlerin Pipilotti Rist verbinden sich mit seiner Arbeit. Seine Kritiker werfen ihm vor, aus dem ehrwürdigen Haus eine „überfüllte Shopping-Mall der Event-Kultur“ gemacht zu haben.

Meiste Museen in den USA erhalten kaum staatliche Unterstützung

Der Vorstand des Museums in Los Angeles, das zuletzt mit Philipp Vergne und Jeffrey Deitch zwei kapriziöse New Yorker verschlissen hat, sieht in Biesenbach gleichwohl „eine der sachkundigsten und innovativsten Museums-Führungskräfte für zeitgenössische Kunst“. Seine Stärken neben dem „konzeptionellen Brückenbauen zwischen künstlerischen Disziplinen und Publikum“ sei das Fundraising. Weil die meisten Museen in den USA kaum staatliche Unterstützung erhalten, sind Sponsorengelder unverzichtbar.

Für Klaus Biesenbach ist der Küsten-Wechsel neuer Höhepunkt einer Karriere, die es ohne den deutsch-deutschen Mauerfall vielleicht nicht gegeben hätte. Er kam mit 23 im November 89 als Medizinstudent nach Berlin, kam dann aber schnell in Berührung mit einem süchtig machenden Mittel: der Kunst. In einer verlassenen Margarine-Fabrik in Berlin-Mitte rief er gemeinsam mit Mitstreitern die „Kunst-Werke“ (KW) ins Leben. In kurzer Zeit wurde daraus ein Kraftzentrum mit internationaler Ausstrahlung.

Wenn Mensch und Kunst eins werden

Nein: Bei diesem Foto handelt es sich um keine Inszenierung. Der Fotograf Stefan Draschan hat diesen perfekten Zufallsmoment in einem Museum aufgenommen. Aber es ist nicht der einzige seiner Art. Wir zeigen weitere Beispiele aus seiner beeindruckenden Arbeit.
Nein: Bei diesem Foto handelt es sich um keine Inszenierung. Der Fotograf Stefan Draschan hat diesen perfekten Zufallsmoment in einem Museum aufgenommen. Aber es ist nicht der einzige seiner Art. Wir zeigen weitere Beispiele aus seiner beeindruckenden Arbeit. © Stefan Draschan | Stefan Draschan
In seiner fortlaufenden Serie „People matching Artworks
In seiner fortlaufenden Serie „People matching Artworks" („Menschen, die zu Kunstwerken passen“) fotografiert der Österreicher Museumsbesucher beim Betrachten von Kunstwerken. Menschen, die durch ihre Kleidung, ihr Aussehen dem Kunstwerk ähneln. Ganz dem Motto: Gleich und Gleich gesellt sich gern. © Stefan Draschan | Stefan Draschan
Seine Bildkombination vom Museumsbesucher/ Kunstbetrachter und dem Kunstwerk scheinen eine optische Symbiose einzugehen. Skurril, erfrischend, surreal.
Seine Bildkombination vom Museumsbesucher/ Kunstbetrachter und dem Kunstwerk scheinen eine optische Symbiose einzugehen. Skurril, erfrischend, surreal. © Stefan Draschan | Stefan Draschan
Mensch und Kunst werden eins.
Mensch und Kunst werden eins. © Stefan Draschan | Stefan Draschan
Draschans Fotos entstehen aus der Beobachtung heraus – sie sind echt, nicht inszeniert.
Draschans Fotos entstehen aus der Beobachtung heraus – sie sind echt, nicht inszeniert. © Stefan Draschan | Stefan Draschan
Draschan sucht und findet den perfekten Moment.
Draschan sucht und findet den perfekten Moment. © Stefan Draschan | Stefan Draschan
Momente, die zum Schmunzeln und Staunen einladen.
Momente, die zum Schmunzeln und Staunen einladen. © Stefan Draschan | Stefan Draschan
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Die komplette Arbeit „People matching Artworks“ ist auf der Seite „www.stefandraschan.com" zu sehen. © Stefan Draschan | Stefan Draschan
Fotografie aus der Serie
Fotografie aus der Serie "People matching Artworks". © Stefan Draschan | Stefan Draschan
Fotografie aus der Serie
Fotografie aus der Serie "People matching Artworks". © Stefan Draschan | Stefan Draschan
Fotografie aus der Serie
Fotografie aus der Serie "People matching Artworks". © Stefan Draschan | Stefan Draschan
Fotografie aus der Serie
Fotografie aus der Serie "People matching Artworks". © Stefan Draschan | Stefan Draschan
Fotografie aus der Serie
Fotografie aus der Serie "People matching Artworks". © Stefan Draschan | Stefan Draschan
Fotografie aus der Serie
Fotografie aus der Serie "People matching Artworks". © Stefan Draschan | Stefan Draschan
Fotografie aus der Serie
Fotografie aus der Serie "People matching Artworks".. © Stefan Draschan | Stefan Draschan
Fotografie aus der Serie
Fotografie aus der Serie "People matching Artworks". © Stefan Draschan | Stefan Draschan
Fotografie aus der Serie
Fotografie aus der Serie "People matching Artworks". © Stefan Draschan | Stefan Draschan
Fotografie aus der Serie
Fotografie aus der Serie "People matching Artworks". © Stefan Draschan | Stefan Draschan
Fotografie aus der Serie
Fotografie aus der Serie "People matching Artworks". © Stefan Draschan | Stefan Draschan
Fotografie aus der Serie
Fotografie aus der Serie "People matching Artworks". © Stefan Draschan | Stefan Draschan
Fotografie aus der Serie
Fotografie aus der Serie "People matching Artworks". © Stefan Draschan | Stefan Draschan
Fotografie aus der Serie
Fotografie aus der Serie "People matching Artworks". © Stefan Draschan | Stefan Draschan
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In der Kunstwelt herrschen die Regeln des Wilden Westen

In der Folgezeit stieg der Rheinländer zu einem weltweit gefragten Einflussgeber auf, der Grenzen nicht akzeptiert, sondern ständig verschiebt. Indem er am MoMa Pop-Kultur von Björk über die Kult-Band Kraftwerk bis zu einer im Glaskasten verharrenden Tilda Swinton hoffähig machte, erwarb sich der Förderer des deutschen Universal-Genies Christoph Schlingensief Anerkennung und giftige Kritik zugleich. Auch in der angegliederten Experimentier-Kunsthalle „MoMA PS“ im Stadtteil Queens gibt Biesenbach seit Jahren den Ton an. Gelingt ihm das auch 4500 Kilometer entfernt?

Los Angeles, Weltmeister im Produzieren von Träumen und Scheinwelten, hat sich zwar längst zur boomenden Kunstmetropole entwickelt. Neben dem MoCa wetteifern das Los Angeles County Museum of Art (Lacma), das Hammer-Museum und das Privatmuseum des Milliardärs Eli Broad um die Aufmerksamkeit der Besucher. Allerdings herrschen hier (auch) in der Kunstwelt die Regeln des Wilden Westen. So zog der Mäzen Eli Broad, der das MoCa einst eigenhändig vor dem Ruin rettete, zeitweilig in mehreren Museen zugleich die Fäden.

Ideologische Grabenkämpfe in den Aufsichtsgremien

Dabei überwog laut „Los Angeles Times“ der Kunstbegriff eines „alten, reichen weißen Mannes“. Was angesichts der ethnischen Vielfalt in L. A., wo Latinos und Asiaten zunehmend dominanter werden, unzeitgemäß wirkte. Im MoCa, Biesenbachs neuer Werkstatt, herrschten zuletzt tumultartige Zustände. Die Kuratorin Helen Molesworth wurde gefeuert. In den Aufsichtsgremien, in denen Künstler wie John Baldessari und Catherine Opie vertreten sind, würden „ideologische Grabenkämpfe“ toben, sagte ein Kunstkritiker.

Für Biesenbach steht einiges auf dem Spiel. Nach zwei Flops soll der dritte Griff der Glitterstadt in die Personalbestände New Yorks gelingen und den Spagat zwischen akademischer Strenge und Publikumswirksamkeit schaffen. Der Kandidat spürt den Druck. „Ich bin sehr gespannt und fühle mich geehrt.“