Freiburg. Eine Mutter bot mit ihrem Freund ihren Jungen Pädophilen im Darknet an. Ein Spanier wurde jetzt verurteilt. Er muss zehn Jahre in Haft.

Im schlimmsten Vergewaltigungsprozess dieses Jahres ist ein weiteres Urteil gefallen. Jahrelang hatten eine Mutter und ihr Lebensgefährte einen Jungen über das Internet an Pädophile verkauft. Nun hat das Landgericht Freiburg einen der Haupttäter verurteilt: Ein 33-jähriger Spanier muss für zehn Jahre ins Gefängnis.

Der Täter hatte zugegeben, sich mehrmals an dem heute zehnjährigen Opfer vergangen und dafür Geld bezahlt zu haben. Das Gericht ordnete am Montag zudem die Zahlung von 18.000 Euro Schmerzensgeld an das Kind an.

Auf die von Staatsanwaltschaft und Nebenklage geforderte Sicherungsverwahrung verzichtete das Gericht. Es gebe dafür nicht die notwendige rechtliche Grundlage, sagte der Vorsitzende Richter Stefan Bürgelin.

Missbrauch war für die Eltern ein Geschäftsmodell

Der Mann aus der Nähe von Barcelona, der für den Missbrauch eigens Ferienwohnungen bei Freiburg anmietete, spielt in dem Fall eine gewichtige Rolle. Denn er half der Familie aus dem badischen Staufen, mit seinen finanziellen Zuwendungen ihren Lebensstandard zu finanzieren. Mehr als 10.000 Euro bezahlte er für die Vergewaltigungen.

Nach Ende des Prozesses in Freiburg laufen gegen ihn noch Mordermittlungen. Er steht im Verdacht, in Weißrussland ein Mädchen missbraucht und erdrosselt zu haben. Er bestreitet diese Vorwürfe. Sie waren nicht Bestandteil des Prozesses, weil sie sich laut Staatsanwaltschaft bislang nicht beweisen ließen.

Für Berrin T. (48), die Mutter, und Christian L. (39), ihren wegen schweren Kindesmissbrauchs vorbestraften Lebensgefährten, war das ein regelrechtes Geschäftsmodell: Sie haben zugegeben, den Jungen mehr als zwei Jahre lang im Darknet genannten Teil des Internets angeboten und ihn fremden Männern gegen Geld zur Vergewaltigung überlassen zu haben. Insgesamt gab es acht Festnahmen und Anklagen.

Verfahren brachte Prozessbeteiligte an ihre Grenzen

Berrin T. und Christian L. sind die Hauptbeschuldigten. Sie sollen das Kind sowie ein kleines Mädchen auch selbst mehrfach sexuell missbraucht haben. Das Landgericht Freiburg wird am heutigen Dienstag das Urteil gegen die beiden verkünden.

Dann findet ein Verfahren seinen Abschluss, das viele Prozessbeteiligte an ihre Grenzen gebracht hat – nicht zuletzt wegen der detaillierten Schilderungen sadistischer Misshandlungen. Der Junge war den Angaben zufolge erniedrigt, beleidigt, gedemütigt, gefesselt, maskiert und misshandelt worden.

Anonyme Hinweise führten zur Festnahme

Die Mutter äußerte sich im Prozess lediglich nicht-öffentlich. Ihr Motiv bleibt vage. Als sie vergangenen September nach einem anonymen Hinweis festgenommen wurde, nahmen ihr die Behörden das Kind weg und brachten es in Sicherheit. Gefragt habe sie nach dem Jungen seither nicht mehr, sagte eine Polizeibeamtin: „Ihre einzige Sorge war, wie sie im Gefängnis an Tabak kommt.“

Ihr Lebensgefährte, der sich als Haupttäter bezeichnet, nutzte den Prozess dagegen für eine „Lebensbeichte“, wie es der Chefermittler der Freiburger Polizei ausdrückte. Christian L. sagte gegen andere Beschuldigte aus – ohne seine Hilfe hätte die Polizei Männer wie den nun verurteilten Spanier nicht festnehmen können. Ihm sei es um die Befriedigung seiner sexuellen Interessen und finanzielle Vorteile gegangen, sagte der Mann während des Prozesses.