Berlin. Schnörkel statt Ecken: Vor 153 Jahren wurde Ludwig Sütterlin geboren. Google feiert heute per Doodle den großen Schriftentwickler.

Bunte Blumen und Vasen, ein freundliches Gesicht mit Schnauzer und dazu der Schriftzug „Google“: Mit einem eigenen Doodle feiert Google am Montag den 153. Geburtstag von Ludwig Sütterlin, des Erfinders der nach ihm benannten Schreibschrift – in der das „e“ aussieht wie ein „n“.

Und das ist nicht die einzige Herausforderung der Sütterlin-Schrift für das ungeübte Auge: Kein Buchstabe kommt ohne wilde Schnörkel, weite Bögen oder scharfe Zacken aus. Dass es sich tatsächlich um lateinische Buchstaben handelt, erkennt man oft erst auf den zweiten Blick. So ist aus heutiger Sicht schwer zu glauben, dass Sütterlin seine Schrift als Lernhilfe für Kinder entwickelte.

„Schlichte Vorbilder für den Anfangsunterricht“

Ludwig Sütterlin wurde am 23. Juli 1865 im Schwarzwald-Städtchen Lahr geboren und ging mit 23 Jahren nach Berlin, wo er sich zum Grafiker und Schriftgestalter ausbilden ließ. 1911 entwickelte er im Auftrag des preußischen Kultusministeriums seine vom Jugendstil beeinflusste Schreibschrift. Sie sollte die bis dahin gebräuchliche „Eckenschrift“ ablösen, die noch aus der Zeit des Gänselkiels stammte und für Kinder nur schwer zu erlernen war.

Können Sie’s lesen? Brief in Sütterlinschrift von 1921.
Können Sie’s lesen? Brief in Sütterlinschrift von 1921. © imago/imagebroker | imageBROKER/Manfred Bail

„Unsere neuen Buchstaben wollen weiter nichts sein als schlichte Vorbilder für den Anfangsunterricht, die an die kindliche Auffassungs- und Darstellungsfähigkeit nur geringe Anforderungen stellen“, erläuterte Sütterlin damals.

Die Nazis schafften die Sütterlin-Schrift wieder ab

Im Juni 1918 wurde die Sütterlin-Schrift für ganz Preußen verbindlich, ab 1935 stand sie überall in Deutschland auf dem Lehrplan. Sechs Jahre später wurde die Sütterlin-Schrift auf Erlass der Nazis durch die uns vertraute Antiqua-Schrift ersetzt. Dabei galt die Sütterlin-Schrift auch bei ihnen zunächst als der Inbegriff des Deutschen.

Das änderte sich 1941, als ein Verbot für die Fraktur- und Sütterlinschrift erlassen wurde. Offiziell begründeten die Nazis das damit, dass beide Schriften ihren Ursprung in den „Schwabacher Judenlettern“ hätten.

Google hatte sich zuletzt in seinem Doodle mehrfach mit kulturellen Themen befasst. Dazu gehörten beispielsweise der Geburtstag des Star-Dirigenten Kurt Masur und der Jahrestag der Eröffnung der Dresdner Semperoper. Auch die Erinnerung an den Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz sowie an S. P. L. Sorensen, der den pH-Wert erforschte, waren Google jeweils ein Doodle wert. (küp)