Jonas Dasslers Schauspielkarriere ist fulminant gestartet – Preise, Engagements, Filmrollen. Jetzt läuft sein Blogger-Drama „Lomo“.

Das Drehbuch seines Lebens erzählt eine Erfolgsgeschichte: Von der Schauspielschule Ernst Busch ging es für Jonas Dassler direkt ins Ensemble des Maxim-Gorki-Theater in Berlin, den Bayerischen Filmpreis und Götz-George-Nachwuchspreis hat er auch schon in der Tasche. Der 22-Jährige war im DDR-Drama „Das schweigende Klassenzimmer“ von Lars Kraume zu sehen, im Herbst kommt er in „Werk ohne Autor“ von Florian Henckel von Donnersmarck in die Kinos. Im Social-Media-Drama „Lomo“ spielt er derzeit einen Jungen, dem sein Blog aus dem Ruder läuft.

Herr Dassler, eins vorweg: Sind Sie verwandt mit der Turnschuh-Dynastie aus Herzogenaurach?

Jonas Dassler: Schön wär’s, aber leider nein!

Ist Ihnen der aktuelle Preisregen nicht ein bisschen unheimlich?

Dassler: Ja, schon. Ich mache diesen Beruf ja nicht, um Preise zu bekommen. Und dann kommt plötzlich so eine Welle der Aufmerksamkeit auf einen zu, mit der man erst einmal lernen muss, umzugehen – das fällt manchmal leichter und bisweilen schwerer. Umso schöner ist, dass es diese Preise für Projekte gab, die mir sehr viel bedeutet haben.

Was macht der Erfolg mit Ihnen?

Dassler: Über Preise freut man sich am Abend der Verleihung, das geht dann schneller vorbei als man schauen kann. Der Anstieg des Dopamin-Spiegels jedenfalls hält nicht länger als zwei Tage, danach kommen die Selbstzweifel und die Arbeit wieder. Wobei für mich die eigentliche Erfüllung in der gemeinsamen Arbeit besteht.

Wie groß ist die Gefahr, dass einen die Erfolgswelle abheben lässt?

Dassler: Die Gefahr sehe ich eigentlich nicht. Zum einen habe ich meine Freunde, zum anderen die Kollegen. Mit diesem sozialen Leben funktioniert das ganz gut für mich. Wenn ein Projekt vorbei ist, beginnt wieder die alltägliche Normalität – und die würde ich nur ungern aufgeben.

Ist gutes Aussehen eher nützlich oder schädlich für eine Schauspielkarriere?

Dassler: Keine Ahnung. Ich sehe so aus, wie ich aussehe.

Im Unterschied zu Ihrer Figur Karl in „Lomo“ sind Sie selbst in sozialen Medien kaum unterwegs, woran liegt das?

Dassler: Mir fehlen die Zeit, die Lust und die Muße, diese Kanäle mit Fotos von mir oder Berichten von irgendwelchen Aktivitäten zu füttern. Bei Karl im Film besteht die Motivation für seinen Blog darin, aus seiner realen Welt zu fliehen und sie aus der Distanz zu verstehen. Klar gibt es dabei eine narzisstische Seite der Selbstdarstellung. Zugleich ist es aber die Suche nach Gleichgesinnten.

Würden Sie mit Karl gern ein Bier trinken gehen oder wäre der Ihnen zu schrullig?

Dassler: Ich glaube, ich muss mit jeder meiner Figuren gerne ein Bier trinken gehen wollen.

Wonach suchen Sie Projekte aus?

Dassler: Es ist nicht so, dass ich mir komplett aussuchen könnte, was ich spielen möchte. Man ist schon darauf angewiesen, dass ein gutes Angebot kommt. Entscheidend sind zunächst natürlich Drehbuch und Regie. Und dann ist es ein Gefühl, ob man die Rolle spielen möchte oder nicht. Ich kann gar nicht genau erklären, wie dieser Prozess abläuft: Man weiß es einfach.

Warum sind Sie Schauspieler geworden?

Dassler: Auf den Geschmack am Schauspielen kam ich durch die Theater AG an meiner Schule. Danach bewarb ich mich an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch – und das hat dann gleich geklappt. Das war natürlich ein Riesenglück und ein Zufall von Umständen. So ein Jahrgang wird jedes Mal unterschiedlich zusammengestellt. Viele Bewerber werden abgelehnt, weil sie in den Augen der Dozenten in diesen Jahrgang nicht passen. Bei mir hat es damals irgendwie anscheinend funktioniert.

Was wäre der Plan B gewesen?

Dassler: Einen Plan B hatte es bei mir nicht gegeben. Ebenso wenig habe ich einen Plan für die Karriere. Ich lasse mich tatsächlich überraschen von dem, was kommt.