Mae Sai/Berlin. Noch immer sitzen vier Jungen und ihr Trainer in der Tham-Luang-Höhle fest. Die Rettung läuft zwar, doch es bleiben große Gefahren.

Die ersten Jungen können schon aufatmen, doch noch sitzen einige von ihnen in der Höhle Tham Luang-Khun Nam Nang Non im im Norden Thailands fest. Nachdem die Taucher am Montagvormittag (Ortszeit) den Einsatz wieder aufgenommen haben, ist die Hoffnung auf eine baldige Rettung der restlichen „Wild Boars“-Mitglieder groß.

Doch den verbleibenden Kindern im Alter von 11 und 16 Jahren und ihrem 25-jährigen Coach steht noch ein sehr gefährlicher Weg zum Höhlenausgang bevor. Selbst für professionelle Taucher ist die Strecke zwischen der Gruppe und dem Höhlenzugang extrem riskant – ein Höhlentaucher kam vor wenigen Tagen im Einsatz ums Leben.

Es gibt mehrere Probleme, die den Erfolg der Mission noch gefährden könnten:

• Weiter Weg bei starker Entkräftung

Die Gruppe sitzt etwa vier Kilometer vom Eingang der Höhle entfernt fest. Um diese Strecke zurückzulegen, brauchen selbst professionelle Taucher fünf bis sechs Stunden. Für die Jungen ist das ein enormer Weg.

Obwohl sie seit ihrer Entdeckung mit Essen, Wasser und Medikamenten versorgt werden, könnte die Entkräftung ihnen zusetzen. Schließlich wurden sie erst neun Tage nach ihrem Verschwinden in der Höhle gefunden.

Seitdem müssen die Jungen und ihr Trainer in der Dunkelheit, bei schlechter Sauerstoffversorgung und unter bedenklichen hygienischen Bedingungen auf engstem Raum ausharren. Die Retter haben inzwischen Atemluftvorräte entlang der fast vier Kilometer langen Strecke positioniert.

• Tauchen über längere Strecken und durch enge Passagen

Keiner der Jungen hat Taucherfahrung, einige können nicht einmal schwimmen. In den vergangenen Tagen wurden sie zwar im Tauchen trainiert. Doch selbst für Tauchprofis ist es extrem herausfordernd, mit Tauchausrüstung in der Dunkelheit gegen eine starke Strömung anzuschwimmen. Zudem müssen sie sich auf Ihrem Weg durch den Höhlenkomplex teilweise durch sehr enge Tunnel zwängen.

Eine besonders gefährliche Hürde ist dabei die sogenannte T-Kreuzung, die der Leiter der Rettungsmission Naramsak Osottanakorn als „größten Krisenherd zum Tauchen“ bezeichnete . An diesem Punkt des Höhlensystems gibt es einen besonders schmalen Durchgang, der Weg hindurch führt auf- und abwärts. Einige Stellen im Höhlensystem sind zudem so schmal, dass die Taucher sogar ihre Ausrüstung abnehmen müssen.

Fußballer aus Höhle in Thailand gerettet

© dpa | Handout
© REUTERS | REUTERS / SOE ZEYA TUN
Die Sorge um die Vermissten war bei Angehörigen und Freunden groß. Schüler der Mae-Sai-Prasitsart-Schule in Nordthailand beteten vor Schulbeginn für sechs ihrer Schulkameraden, die zu der eingeschlossenen Jugendfußballmannschaft gehörten.
Die Sorge um die Vermissten war bei Angehörigen und Freunden groß. Schüler der Mae-Sai-Prasitsart-Schule in Nordthailand beteten vor Schulbeginn für sechs ihrer Schulkameraden, die zu der eingeschlossenen Jugendfußballmannschaft gehörten. © REUTERS | REUTERS / SOE ZEYA TUN
© dpa | Thai Navy Seals
Wechselbad der Gefühle: Familienangehörige erfahren am 2. Juli die frohe Botschaft, dass die Vermissten gefunden wurden.
Wechselbad der Gefühle: Familienangehörige erfahren am 2. Juli die frohe Botschaft, dass die Vermissten gefunden wurden. © dpa | Sakchai Lalit
Ein junger Familienangehöriger freut sich sehr über die guten Nachrichten.
Ein junger Familienangehöriger freut sich sehr über die guten Nachrichten. © dpa | Sakchai Lalit
Doch ob die Rettung gelingen kann, bleibt lange ungewiss. Familienangehörige harren in der Nähe der Tham-Luang-Höhle aus.
Doch ob die Rettung gelingen kann, bleibt lange ungewiss. Familienangehörige harren in der Nähe der Tham-Luang-Höhle aus. © REUTERS | SOE ZEYA TUN
Zunächst werden die Jugendlichen und ihr Trainer mit Lebensmitteln versorgt. Sie müssen zu Kräften kommen und auf den Befreiungstauchgang vorbereitet werden. Sie haben massiv an Gewicht verloren. Viele der Jungen sind Nichtschwimmer.
Zunächst werden die Jugendlichen und ihr Trainer mit Lebensmitteln versorgt. Sie müssen zu Kräften kommen und auf den Befreiungstauchgang vorbereitet werden. Sie haben massiv an Gewicht verloren. Viele der Jungen sind Nichtschwimmer. © REUTERS | HANDOUT
Die zwölf Jungen im Alter zwischen 11 und 16 Jahren und ihr Trainer wickeln sich in Alufolie ein, um sich warm zu halten.
Die zwölf Jungen im Alter zwischen 11 und 16 Jahren und ihr Trainer wickeln sich in Alufolie ein, um sich warm zu halten. © REUTERS | REUTERS TV
Tagelang wird nach dem besten Weg gesucht, die Eingeschlossenen zu retten.
Tagelang wird nach dem besten Weg gesucht, die Eingeschlossenen zu retten. © dpa | -
Helfer bereiten kleine Tauchmasken vor, die die Jungen bei ihrer Rettung tragen sollen. Es besteht die Gefahr, dass die Jungen bei ihrem Tauchgang aus der Höhle eine Panikattacke erleiden.
Helfer bereiten kleine Tauchmasken vor, die die Jungen bei ihrer Rettung tragen sollen. Es besteht die Gefahr, dass die Jungen bei ihrem Tauchgang aus der Höhle eine Panikattacke erleiden. © Getty Images | Linh Pham
Weitere Regenfälle erschweren die Bergungsarbeiten. In der Region am 20. nördlichen Breitengrad ist zwischen Juni und Oktober Regenzeit.
Weitere Regenfälle erschweren die Bergungsarbeiten. In der Region am 20. nördlichen Breitengrad ist zwischen Juni und Oktober Regenzeit. © REUTERS | ATHIT PERAWONGMETHA
Welchen enormen Gefahren Retter und Eingeschlossene ausgesetzt sind, beweist ein dramatischer Zwischenfall am 5. Juli: Bei den Rettungsbemühungen kommt ein Taucher ums Leben. Der 37-Jährige starb aufgrund von Sauerstoffmangel. Das ehemalige Mitglied der thailändischen Spezialeinheit Navy Seals wollte Behälter mit Atemluft in der Höhle platzieren und verlor auf dem Rückweg das Bewusstsein. Dennoch müssen die Vorbereitungen für die Rettung der Jungen weitergehen.
Welchen enormen Gefahren Retter und Eingeschlossene ausgesetzt sind, beweist ein dramatischer Zwischenfall am 5. Juli: Bei den Rettungsbemühungen kommt ein Taucher ums Leben. Der 37-Jährige starb aufgrund von Sauerstoffmangel. Das ehemalige Mitglied der thailändischen Spezialeinheit Navy Seals wollte Behälter mit Atemluft in der Höhle platzieren und verlor auf dem Rückweg das Bewusstsein. Dennoch müssen die Vorbereitungen für die Rettung der Jungen weitergehen. © REUTERS | ATHIT PERAWONGMETHA
Narongsak Osatanakorn, Gouverneur von Chiang Rai, erklärt bei einer Pressekonferenz, dass die Jungen und ihr Trainer körperlich und seelisch für die Rettung bereit seien. Das Zeitfenster für den Rettungsversuch ist klein, weil wieder starke Regenfälle erwartet werden.
Narongsak Osatanakorn, Gouverneur von Chiang Rai, erklärt bei einer Pressekonferenz, dass die Jungen und ihr Trainer körperlich und seelisch für die Rettung bereit seien. Das Zeitfenster für den Rettungsversuch ist klein, weil wieder starke Regenfälle erwartet werden. © dpa | Uncredited
18 Rettungstaucher sind an dem Einsatz beteiligt, fünf aus Thailand, 13 aus anderen Ländern. Jeder der Eingeschlossenen soll von zwei Tauchern auf dem Weg aus der Höhle begleitet werden.
18 Rettungstaucher sind an dem Einsatz beteiligt, fünf aus Thailand, 13 aus anderen Ländern. Jeder der Eingeschlossenen soll von zwei Tauchern auf dem Weg aus der Höhle begleitet werden. © REUTERS | TYRONE SIU
Es geht los: Medienvertreter und alle Rettungskräfte, die nicht unmittelbar für die Rettung im Einsatz sind, müssen das Areal verlassen.
Es geht los: Medienvertreter und alle Rettungskräfte, die nicht unmittelbar für die Rettung im Einsatz sind, müssen das Areal verlassen. © dpa | Sakchai Lalit
Nach Stunden dann die Nachricht: Die ersten Jungen sind gerettet.
Nach Stunden dann die Nachricht: Die ersten Jungen sind gerettet. © REUTERS | SOE ZEYA TUN
Sie werden mit Rettungswagen und Helikoptern ins Krankenhaus gebracht.
Sie werden mit Rettungswagen und Helikoptern ins Krankenhaus gebracht. © REUTERS | SOE ZEYA TUN
Die letzten Gefangenen können die Höhle zwei Tage später verlassen. Das glückliche Ende des Höhlendramas grenzt für viele an ein Wunder. Auch Experten hatten es kaum für möglich gehalten, das Team des Fußballvereins „Wildschweine“ aus ihrem Zufluchtsort in vier Kilometern Tiefe sicher nach draußen zu bringen.
Die letzten Gefangenen können die Höhle zwei Tage später verlassen. Das glückliche Ende des Höhlendramas grenzt für viele an ein Wunder. Auch Experten hatten es kaum für möglich gehalten, das Team des Fußballvereins „Wildschweine“ aus ihrem Zufluchtsort in vier Kilometern Tiefe sicher nach draußen zu bringen. © Getty Images | Lauren DeCicca
17 Tage lang waren zwölf Jugendfußballer und ihr Trainer in einer Höhle in Thailand eingeschlossen. Sie waren am 23. Juni von schweren Regenfällen überrascht worden. Weil die Höhle durch die Wassermassen überflutet wurde, war der Rückweg aus der Höhle abgeschnitten. Die Fußballer mussten sich immer tiefer in die Höhle zurückziehen. Die Rettung verlief dramatisch. Schließlich konnten die Rettungskräfte am 10. Juli alle Eingeschlossenen befreien. Wir zeigen die Bilder der Rettung.
17 Tage lang waren zwölf Jugendfußballer und ihr Trainer in einer Höhle in Thailand eingeschlossen. Sie waren am 23. Juni von schweren Regenfällen überrascht worden. Weil die Höhle durch die Wassermassen überflutet wurde, war der Rückweg aus der Höhle abgeschnitten. Die Fußballer mussten sich immer tiefer in die Höhle zurückziehen. Die Rettung verlief dramatisch. Schließlich konnten die Rettungskräfte am 10. Juli alle Eingeschlossenen befreien. Wir zeigen die Bilder der Rettung. © REUTERS | SOE ZEYA TUN
1/20

• Panikanfälle während des Tauchgangs

Durch ihren Aufenthalt in der dunklen Höhle und die lange Unsicherheit sind die Kinder bereits traumatisiert. Die schlechte Sicht während des Tauchgangs könnte die mental Labilen unter ihnen möglicherweise in Panik versetzen. In das Labyrinth kann keinerlei Sonnenlicht dringen. Um die Gefangenen durch die Dunkelheit hinauszulotsen, setzen die Helfer darum auch Seile und Fackeln ein. Das Wasser in der Höhle ist zudem schlammig und laut einem der Taucher so trübe wie Milchkaffee.

Um Panikanfälle zu verhindern, bekommen die Kinder vor dem Tauchgang starke Medikamente. „Die Jungs standen unter Beruhigungsmitteln, damit sie nicht in Panik gerieten“, berichtete der an der Rettung vom Sonntag beteiligte dänische Taucher Ivan Karadzic im dänischen Rundfunk.

Die vier am Sonntag befreiten Jungen waren laut Karadzic nicht völlig sediert. Die Wirkung habe aber gereicht, damit sie „nicht überreagieren“. Dennoch: Ein Restrisiko bleibt.

• Verschlechterung des Wetters

Ehe die Befreiungsaktion am Sonntag starten könnte, mussten die Retter das richtige Wetter abwarten. Erst nach mehreren Tagen relativ milden Wetters mit nur wenig Regen gaben sie den Startschuss. Dafür waren allerdings Vorarbeiten nötig: Mithilfe von Spezialpumpen wurden zuvor über Tage insgesamt mehr als 100 Millionen Liter Wasser aus der Höhle transportiert.

Zum Zeitpunkt der Fortsetzung der Rettungsaktion war die Witterung zwar gut. Wetterexperten fürchten dennoch starke neue Niederschläge, die das Gebiet komplett überfluten könnten, nachdem am Sonntagnachmittag wieder stärkerer Regen eingesetzt hatte. Laut dem thailändischen Wetterdienst besteht für Montag eine 60-prozentige Regenwahrscheinlichkeit, auch Gewitter sind für die restliche Woche vorausgesagt. Es besteht also durchaus Zeitdruck.