London. Der Gandalf-Darsteller war viele Jahre der bekannteste schwule Schauspieler. Hollywood gehe scheinheilig mit Minderheiten um, sagte er.

Der britische Schauspieler Ian McKellan (78, „Der Herr der Ringe“) hat sich in einem Interview mit dem britischen „Time Out“-Magazin darüber erregt, dass Angehörige von Minderheiten auf der Leinwand nicht ausreichend Raum bekommen.

„Nun, Niemand schaut nach Hollywood, um einen Kommentar zu gesellschaftlichen Ereignissen zu bekommen, oder? Sie haben erst kürzlich entdeckt, dass es Menschen mit dunkler Hautfarbe auf der Welt gibt“ sagte McKellan, der sein Coming-Out bereits im Jahr 1988 hatte, als Schauspieler und Schauspielerinnen aus Angst vor fehlenden Rollenangeboten oftmals über ihre sexuelle Orientierung schwiegen.

Hollywood hat Frauen misshandelt, Schwule gibt es nicht

Auch was den Umgang mit Frauen in der Branche anbelangt, findet McKellan deutliche Worte. „Hollywood hat Frauen im Laufe seiner Geschichte auf jede denkbare Weise misshandelt.“ Und weiter: „Schwule Männer gibt es gar nicht.“

Erst vor 20 Jahren habe sich das Klima in der Filmindustrie gewandelt. „Ich denke, erst mit „Gods and Monsters" gab Hollywood zu, dass es Homosexuelle überhaupt gibt, und das obwohl halb Hollywood schwul ist.“

.Der englische Schauspieler Ian McKellan im Jahr 2016. Im Interview erzählt er auch, dass er ständig mit dem Dumbledore-Darsteller Michael Gambon aus „Harry Potter“ verwechselt werde.
.Der englische Schauspieler Ian McKellan im Jahr 2016. Im Interview erzählt er auch, dass er ständig mit dem Dumbledore-Darsteller Michael Gambon aus „Harry Potter“ verwechselt werde. © imago/i Images | imago stock&people

Nur 12,8 Prozent aller Filme haben homosexuelle Charaktere

In dem Film aus dem Jahr 1998 hatte McKellan den offen homosexuellen Regisseur James Whale dargestellt, der mit „Frankenstein“ weltberühmt geworden war. Dafür erhielt der britische Schauspieler eine Oscar-Nominierung.

Am Dienstag war ein Bericht der GLAAD-Interessengruppe (Gay and Lesbian Alliance Against Defamation) erschienen, der deutlich machte, dass ein großes Missverhältnis zwischen der tatsächlichen Anzahl von homosexuellen oder queeren Menschen in der Gesellschaft und ihrer Repräsentation in Filmen und Serien existiert. Lediglich 12.8 Prozent aller Mainstreamfilme hätten LGBT-Charaktere.

McKellan wurde als Zauberer Gandalf weltberühmt

McKellan ist einer der erfolgreichsten britischen Filmschauspieler überhaupt. Auf der Theaterbühne bereits lange gefeiert wurde er einem Weltpublikum jedoch erst durch seine Rollen als Gandalf in der „Herr der Ringe“-Triologie und in „Der Hobbit“ sowie als Magneto in der X-Men-Reihe bekannt. (dpa/aba)