Darum sind Meghan und Harry die Trumpfkarte der Windsors
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Von Jochen Wittmann
Windsor. Die royale Hochzeit zwischen Prinz Harry und Meghan Markle bot viele Premieren. Ein Vorgeschmack, auf das, was da noch kommen könnte.
Ein Gospelchor, der den Soul-Klassiker „Stand By Me“ singt, ein Prediger aus den USA, der eine ungewöhnlich emotionale und persönliche Rede hielt: Die royale Hochzeit war in vielerlei Hinsicht ein „First“, also eine Premiere für die Windsors.
Die Trauung von Prinz Harry mit der US-Schauspielerin Meghan Markle markiert den Punkt, an dem die Königliche Familie ein wenig mehr wie das Großbritannien aussieht, das sie repräsentiert. Denn mit Meghan Markle bekommen die Royals erstmals ein Mitglied afroamerikanischer Herkunft. Die Ur-Ur-Ur-Ur-Enkelin eines Sklaven wird in den höchsten Rang des britischen Establishments aufgenommen. Und kaum einer stört sich an der Hautfarbe der Braut.
Harrys und Meghans Hochzeit baut Vorurteile ab
Warum auch, immerhin ist das Land auf dem besten Weg in eine multikulturelle Gesellschaft. Die Zahl der ethnisch gemischten Ehen hat sich seit 2001 mehr als verdoppelt. Und solche Eheschließungen sind von der Mehrheit längst akzeptiert.
Hatten sich im Jahr 1989 noch die Hälfte der weißen Briten gegen eine Heirat mit einem Schwarzen oder Asiaten ausgesprochen, waren es 2013 nur 25 Prozent. Die Eheschließung von Harry und Meghan dürfte dabei helfen, die Vorurteile weiter abzubauen.
Die royale Hochzeit in zehn Bildern
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Meghan macht die Monarchie zeitgemäßer
Der afroamerikanische Hintergrund von Meghan ist nur eine Facette ihrer Mitgift, die dem Königshaus helfen wird, im 21. Jahrhundert anzukommen. Meghan ist außerdem: Amerikanerin, geschieden, sie machte eine erfolgreiche Karriere als Schauspielerin und als humanitäre Aktivistin, und sie hat als 36-Jährige reichlich Lebenserfahrung gesammelt. An der Seite von Harry wird sie dem Image der Monarchie neue Impulse geben: jung, zeitgemäß, liberal, aufgeschlossen, locker und volksnah. Und dazu sehen die beiden auch noch ziemlich gut aus.
Die Monarchie bekommt ein neues Aushängeschild. Nicht mehr die älteren Generationen wie die Queen und ihr Prinzgemahl Philip stehen im Vordergrund, und auch nicht der Thronfolger Prinz Charles und seine Frau Camilla. Stattdessen rückt ein Team ins Rampenlicht, das neben Harry und Meghan aus dem Kronprinzen William und seiner Frau Kate besteht.
Prinz Harry ist der Lieblings-Royal der Briten
Die letzte Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ipsos Mori ist da sehr aufschlussreich: Der Lieblings-Royal der Briten ist nicht mehr die Queen, sondern Prinz Harry mit 42 Prozent. Erst danach kommt Elizabeth II. mit 32 Prozent, gefolgt von William (30 Prozent), Kate (27 Prozent) und Meghan (16 Prozent). Den Thronfolger Charles schätzen gerade einmal neun Prozent der Briten als beliebtesten Royal.
Meinungsumfragen ändern sich, und wenn Charles dereinst König wird, dürfte er auch wieder an Popularität gewinnen. Aber es gibt keinen Zweifel, dass zurzeit seine beiden Söhne mit ihren Frauen die Trumpfkarte der Windsors sind.
Die Trauung von Meghan und Harry in Bildern
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William, Kate, Harry, Meghan – die „Fab Four“
Die vier verstehen sich bewusst als Team. Anfang März traten sie gemeinsam auf, um Meghan als vierte Schirmherrin der „Royal Foundation“ vorzustellen, einer Dachorganisation von einer ganzen Reihe von Wohltätigkeitsorganisationen, die die vier unterstützen wollen. Da wurde es augenfällig: Die Brüder zusammen mit ihren Frauen haben eine gemeinsame Aufgabe. Und die Medien tauften das Team sogleich in Anlehnung an die Beatles die „Fab Four“.
Reiner Kuschel-Kurs ist von Meghan allerdings nicht zu erwarten. Direkt bei ihrem Debüt machte sie klar, dass ihr das Thema Frauenrechte wichtig ist. „Wir werden unsere erste feministische Aktivistin-Prinzessin haben“, befand die Publizistin Rachel Johnson hinterher. Womit sie nur in einem Punkt Unrecht hat, denn Meghans Titel ist nicht Prinzessin, sondern Herzogin von Sussex.