Boracay. Die Philippinen galten lange als Traumreiseziel für viele Urlauber. Die Reise zu einer der Inseln bleibt wohl noch länger ein Traum.

  • Die philippinische Insel Boracay ist die nächsten sech Monate für Touristen geschlossen
  • Der Präsident des Landes verhängte aus Umweltschutz das Besuchsverbot – die Insel sei eine „Kloake“
  • Für viele Inselbewohner könnte das den finanziellen Ruin bedeuten

Die Insel Boracay auf den Philippinen galt in den 80er Jahren als Geheimtipp für Rucksacktouristen aus aller Welt, die auf der Suche nach traumhaften Stränden und einem besonderen Naturerlebnis waren. Für manche galt sie gar als „die schönste Insel der Welt“ – bis der eigene Präsident die Insel eine „Kloake“ nannte.

Wegen massiver Umweltprobleme auf Boracay – das Top-Reiseziel unter den mehr als 17.500 philippinischen Inseln – heißt es nun: Schluss mit Party unter Palmen! Die Insel ist seit Donnerstag für alle Urlauber geschlossen. Präsident Rodrigo Duterte sprach per Dekret ein Besuchsverbot aus, zunächst für sechs Monate.

Vom Traumziel zur Kloake

 Ein Polizist geht am White Beach hinter Touristen entlang.
Ein Polizist geht am White Beach hinter Touristen entlang. © dpa | Girlie Linao

Hundertschaften der Polizei und die Armee des Landes haben nun das Kommando übernommen. Die Küstenwache kontrolliert mit Booten, ob jemand ins Wasser geht. Die Soldaten tragen Maschinengewehre im Anschlag. An den Anlegestellen der Fähren darf nur noch an Land, wer nachweisen kann, dass er hier seinen Wohnsitz hat.

Boracay, die Insel, die jetzt eine No-Go-Area ist, wurde 2017 noch vom Reisemagazin „Condé Nast Traveler“ zur schönsten Insel der Welt“ gekürt.

Präsident empört über Zustand der Insel

Duterte, der bislang eher durch einen brutalen Anti-Drogen-Krieg als mit Umweltschutz Schlagzeilen machte, empörte sich über ein Video vom Bolabog Beach, einem der drei wichtigsten Strände. Darauf war zu sehen, wie schwarze Brühe aus einem Abwasserrohr direkt ins Meer geleitet wurde. Dahinter konnte man Kite-Surfer übers Wasser rasen sehen.

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    „Aus der Ferne ist Boracay sehr schön. Aber wenn man ins Wasser geht, stinkt es. Und nach was? Nach Scheiße“, erklärte der Präsident. Mehr Rufschädigung geht eigentlich kaum.

    So drastisch würde das von den 40.000 Inselbewohnern, die hauptsächlich vom Tourismus leben, wahrscheinlich nicht jeder ausdrücken. Aber insgeheim geben viele dem Präsidenten recht.

    Umwelt leidet unter Touristenboom

    Boracay – 300 Kilometer im Süden der Hauptstadt Manila - hat in den letzten Jahren eine Entwicklung durchgemacht, wie sie in Südostasien auch viele andere Inseln hinter sich haben. Anfang der 1980er Jahre war das gerade einmal zehn Quadratkilometer Eiland mit seinen Hütten aus Bambus und Wäldern mit Flughunden und Fruchtfledermäusen vor allem bei Individualreisenden beliebt.

    Heute gibt es mehr als 4500 Hotels, Gaststätten und sonstige Geschäfte, die vom Tourismus leben. Im letzten Jahr wurden mehr als zwei Millionen Besucher gezählt. Und darunter leidet die Umwelt: Im Meerwasser finden sich vermehrt E.coli-Bakterien, die auch im menschlichen Darm vorkommen. Sicher auch, weil es auf der Insel keine funktionierende Kanalisation gibt.

    Stimmen der Inselbewohner zur Schließung

    Djila Winebrenner, Besitzer vom
    Djila Winebrenner, Besitzer vom "The Lazy Dog" und Bewohner der Insel, steht vor dem Eingang seines Bed and Breakfast. © dpa | Girlie Linao

    Djila Winebrenner, der ein kleines Hotel auf der Insel besitzt, meint: „Hier sind leider viele gierig geworden.“ „Dass die Insel jetzt geschlossen und aufgeräumt wird, ist letztlich eine gute Sache.“ Die gemeinnützige Boracay-Stiftung findet ebenfalls, dass die Schließung nicht mehr zu vermeiden war. „Die maximale Aufnahmefähigkeit war einfach erreicht“, sagt ihre Chefin Nenette Graf.

    Andere halten Dutertes Dekret zum Schutz des „ökologischen Gleichgewichts“ trotz aller Probleme für übertrieben. Wie Rashdee Sultan, der seine siebenköpfige Familie mit dem Verkauf von Sonnenbrillen und Schmuck über Wasser hält. „Es ist sehr traurig, was jetzt mit Boracay passiert. Die Insel war ein gutes Zuhause für uns.“ Was er die nächsten Monate machen wird, weiß er noch nicht. Vielleicht muss er wegziehen.

    „Die schönste Kloake der Welt“

    Die Regierung hat den Bewohnern von Boracay zwar 40 Millionen Euro Finanzhilfen versprochen, doch wie die Gelder verteilt werden sollen, ist noch unklar. Außerdem: Den Insulanern werden mindestens 400 Millionen Euro Einnahmen entgehen.

    Die nächsten sechs Monate bis zur geplanten Wiedereröffnung am 26. Oktober sollen nun genutzt werden, um gründlich aufzuräumen.

    Auch wenn für viele Inselbewohner die Zukunft im Ungewissen liegt, ist Hotelbesitzerin Djila Winebrenner zuversichtlich: „Boracay ist wirklich etwas Besonderes. Die Infrastruktur ist eine Katastrophe, aber die Insel hat einen Zauber. Wir sind bestimmt die schönste Kloake der Welt.“ (dpa/alka)