Sacramento. Vor 30 Jahren versetzte er Kalifornien in Angst und Schrecken. Nun wurde ein 72-Jähriger als mutmaßlicher Serienmörder identifiziert.

Mehr als 30 Jahre nach einer Serie von Morden und Vergewaltigungen in Kalifornien hat die Polizei möglicherweise den Täter gefasst. Der heute 72-jährige Joseph James DeAngelo wurde am Dienstag in seiner Wohnung in Citrus Heights, einem Vorort von Sacramento, festgenommen. Dies gaben Polizei und Staatsanwaltschaft in der kalifornischen Hauptstadt am Mittwoch bekannt.

Jahrzehntelang hatten die Ermittler nach dem sogenannten „Golden State Killer“ gesucht. Der Mann konnte jetzt durch DNA-Tests mit Spuren von den Tatorten überführt werden, wie es heißt.

„Golden State Killer“ überraschte Frauen im Schlaf

Der frühere Polizist steht im Verdacht, in den 1970er und 1980er Jahren zwölf Morde, mehr als 45 Vergewaltigungen und über 120 Einbrüche begangen zu haben. Oft stellte er Frauen nach, die alleine Zuhause waren. Die zehnjährige Verbrechensserie hatte 1976 mit der Vergewaltigung einer 18-Jährigen im nordkalifornischen Bezirk Sacramento begonnen. Die meisten Morde wurden in Südkalifornien verübt.

Das grausame Vorgehen des Täters versetzte den Westküstenstaat ein Jahrzehnt lang in Angst und Schrecken. Der maskierte Mann überraschte häufig seine schlafenden Opfer in ihren Häusern, fesselte den Ehemann, vergewaltigte die Frauen und brachte sie danach um.

Stecknadel im Heuhaufen

„Wir haben die Stecknadel im Heuhaufen gefunden“, erklärte die Bezirksstaatsanwältin Anne Marie Schubert. Der Mann wurde zunächst in zwei Mordfällen in Sacramento aus dem Jahr 1978 angeklagt, weitere Anklagen in anderen Teilen Kaliforniens sollten folgen.

Eine Frau, die 1976 zu den ersten Vergewaltigungsopfern des gefürchteten „East Area Rapist“ und des späteren „Golden State Killer“ gehörte, reagierte mit Erleichterung auf die Festnahme. „Ich bin von Freude überwältigt. Ich muss heulen und schluchzen“, sagte Jane Carson-Sandler der Zeitung „The Island Packet“. Der Eindringling hatte die damals 30-Jährige und ihren drei Jahre alten Sohn gefesselt, mit einem Messer bedroht und die Frau vergewaltigt.

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Brutales Vorgehen

Der Täter war für seine sadistische Handschrift berüchtigt: er weckte seine Opfer nachts mit Taschenlampen auf, er kam mit Messern, Pistolen, Seilen und Schnürsenkeln. Oft fesselte er den Ehemann, vergewaltigte die Frauen und brachte sie danach beide um.

In diesem Haus soll der Serienmörder in Kalifornien jahrelang unbehelligt gelebt haben.
In diesem Haus soll der Serienmörder in Kalifornien jahrelang unbehelligt gelebt haben. © REUTERS | FRED GREAVES

Jahrzehntelange Suche ohne Ergebnis

Häufig verweilte er länger an den Tatorten, bediente sich am Kühlschrank und ließ Gegenstände aus den Häusern mitgehen, hieß es in Polizeiberichten.

Das jüngste Opfer war 13 Jahre alt, ein junges Paar hatte erst Monate zuvor geheiratet. Das letzte Opfer, das dem Serienmörder zugeschrieben wurde, war eine 18-Jährige, die 1986 im kalifornischen Irvine vergewaltigt und erschlagen aufgefunden wurde.

Trotz einer bundesweiten Jagd konnte der Mann immer wieder unerkannt entkommen. Die Fahnder vermuteten schon früh, dass er sich mit polizeilichen Ermittlungen auskannte.

Verdächtiger hatte als Polizist gearbeitet

Tatsächlich stellte sich jetzt heraus, dass der Festgenommene in den 1970er Jahren bei zwei Behörden als Polizist gearbeitet hatte. Wegen eines Ladendiebstahls sei er 1979 aus dem Dienst entlassen worden, berichteten US-Medien.

Nachbarn des Mannes, der angeblich mit einer erwachsenen Tochter und einem Enkel in dem ruhigen Vorort von Sacramento wohnte, reagierten nach der Festnahme geschockt. Er sei ein guter Nachbar gewesen, der gerne Fahrrad fuhr, sagte eine Frau nach Angaben der „Sacramento Bee“. Andere berichteten der Zeitungen, dass er schnell wütend geworden sei und häufig laut gefluchte habe. Sie hätten ihn „Freak“ genannt, gab eine Nachbarin an.

Staatsanwältin Anne Marie Schubert und Sheriff Scott Jones geben bei der Pressekonferenz die Festnahme des Verdächtigen bekannt.
Staatsanwältin Anne Marie Schubert und Sheriff Scott Jones geben bei der Pressekonferenz die Festnahme des Verdächtigen bekannt. © REUTERS | FRED GREAVES

Opfer-Angehörige erleichtert

Jetzt sei es an der Zeit, mit dem Schmerz der letzten 40 Jahre abzuschließen, sagte der Kalifornier Bruce Harrington auf der Pressekonferenz der Polizei. Sein damals 24-jähriger Bruder und dessen Ehefrau waren 1980 brutal ermordet worden. Alles deutete auf die Handschrift des „Golden State Killers“ hin, spätere DNA-Tests erbrachten den Beweis.

Harrington hatte sich seitdem für DNA-Untersuchungen bei der Fahndung nach Kriminellen stark gemacht. Am Mittwoch wandte er sich an die überlebenden Vergewaltigungsopfer des Täters. Heute Nacht könnten sie alle besser schlafen. „Er (der Täter) wird nicht durch das Fenster steigen. Er ist nun im Gefängnis und er ist erledigt“, sagte Harrington. (dpa)