Berlin. Nach der Kritik an Farid Bang und Kollegah folgen nun auch ernste Konsequenzen. Die Plattenfirma BMG hat die Zusammenarbeit beendet.

Gegen die Rapper Farid Bang und Kollegah ist bei der Polizei Gütersloh Strafanzeige wegen Volksverhetzung gestellt worden. Auch gegen den Vorstandschef der Plattenfirma BMG, Hartwig Masuch, ist eine Anzeige eingegangen. Zuerst hatte das „Westfalen-Blatt“ aus Bielefeld berichtet. Die Bertelsmann-Gruppe als Muttergesellschaft von BMG hat ihren Sitz in Gütersloh.

Gegenüber unserer Redaktion bestätigte BMG die Anzeige. „BMG hält alle geäußerten Vorwürfe gegen Hartwig Masuch für unbegründet“, hieß es in einer Stellungnahme.

Die Anzeige folgt auf den Skandal um die Echo-Preisverleihung an die beiden Rapper aus Düsseldorf. Vor allem um einen geschmacklosen Holocaust-Vergleich von Farid Bang hatte es eine breite Diskussion gegeben. Farid Bang und Kollegah waren live aufgetreten.

Diese Künstler geben ihren Echo zurück

Die Echo-Verleihung an Kollegah und Farid Bang wurde wegen deren Texten zu einem Eklat. Zahlreiche Künstler geben ihre Preise zurück. Marius Müller-Westenhagen gibt alle seine sieben gewonnenen Echos zurück.
Die Echo-Verleihung an Kollegah und Farid Bang wurde wegen deren Texten zu einem Eklat. Zahlreiche Künstler geben ihre Preise zurück. Marius Müller-Westenhagen gibt alle seine sieben gewonnenen Echos zurück. © dpa | Jens Kalaene
Klaus Voormann wurde mit dem Echo für das Lebenswerk ausgezeichnet. Er betrat die Bühne in Berlin kurz nach dem Auftritt der Skandal-Rapper Kollegah und Farid Bang. Nach der Verleihung habe der „Fünfte Beatle“ sich genauer mit den Texten der Rapper auseinandergesetzt und dann die Rückgabe seines Preises angekündigt.
Klaus Voormann wurde mit dem Echo für das Lebenswerk ausgezeichnet. Er betrat die Bühne in Berlin kurz nach dem Auftritt der Skandal-Rapper Kollegah und Farid Bang. Nach der Verleihung habe der „Fünfte Beatle“ sich genauer mit den Texten der Rapper auseinandergesetzt und dann die Rückgabe seines Preises angekündigt. © Getty Images | Andreas Rentz
Der Dirigent Enoch zu Guttenberg gibt einen Echo Klassik zurück, den er 2008 mit dem Orchester Klangverwaltung gewonnen hatte. Die Rückgabe erfolgt in Absprache mit Andreas Reiner von diesem Orchester.
Der Dirigent Enoch zu Guttenberg gibt einen Echo Klassik zurück, den er 2008 mit dem Orchester Klangverwaltung gewonnen hatte. Die Rückgabe erfolgt in Absprache mit Andreas Reiner von diesem Orchester. © picture alliance / dpa | dpa Picture-Alliance / Franz-Josef Fischer
Einen weiteren Echo Klassik gibt das Notos Quartett ab. Die Gruppe war 2017 in der Elbphilharmonie Hamburg ausgezeichnet worden.
Einen weiteren Echo Klassik gibt das Notos Quartett ab. Die Gruppe war 2017 in der Elbphilharmonie Hamburg ausgezeichnet worden. © imago/Sven Simon | Malte Ossowski/SVEN SIMON
Igor Levit gewann den Echo Klassik 2014. Vier Jahre später gab er unter anderem auf Facebook bekannt, dass er nach der Preisverleihung an Kollegah und Farid Bang seine Trophäe an den Veranstalter, den Bundesverband Musikindustrie, zurückgeschickt habe.
Igor Levit gewann den Echo Klassik 2014. Vier Jahre später gab er unter anderem auf Facebook bekannt, dass er nach der Preisverleihung an Kollegah und Farid Bang seine Trophäe an den Veranstalter, den Bundesverband Musikindustrie, zurückgeschickt habe. © imago/Spöttel Picture | imago stock&people
Der Präsident des Deutschen Kulturrates, Christian Höppner, sendet zwar keinen Preis zurück, hat aber für sich auch Konsequenzen aus dem Skandal um die beiden Rapper gezogen. Er kündigte seinen Rücktritt aus dem Ethik-Beirat des Musikpreises an.
Der Präsident des Deutschen Kulturrates, Christian Höppner, sendet zwar keinen Preis zurück, hat aber für sich auch Konsequenzen aus dem Skandal um die beiden Rapper gezogen. Er kündigte seinen Rücktritt aus dem Ethik-Beirat des Musikpreises an. © imago/Gerhard Leber | imago stock&people
Rund eine Woche nach der Echo-Verleihung kündigte auch die Sächsische Staatskapelle Dresden an, ihres Echo-Trophäen zurückgeben zu wollen. „Ein Preis, der Verkaufszahlen über alles stellt und am Holocaust-Gedenktag einem Live-Auftritt stattgibt, der einer Verhöhnung der Opfer des Dritten Reiches gleichkommt, wird zum Symbol eines Zynismus, für den wir nicht stehen“, erklärte das Orchester. Chefdirigent Thielemann (im Bild) schließe sich der Haltung der Musiker an und gebe seinen Echo Klassik von 2004 ebenfalls zurück, hieß es.
Rund eine Woche nach der Echo-Verleihung kündigte auch die Sächsische Staatskapelle Dresden an, ihres Echo-Trophäen zurückgeben zu wollen. „Ein Preis, der Verkaufszahlen über alles stellt und am Holocaust-Gedenktag einem Live-Auftritt stattgibt, der einer Verhöhnung der Opfer des Dritten Reiches gleichkommt, wird zum Symbol eines Zynismus, für den wir nicht stehen“, erklärte das Orchester. Chefdirigent Thielemann (im Bild) schließe sich der Haltung der Musiker an und gebe seinen Echo Klassik von 2004 ebenfalls zurück, hieß es. © dpa | Jan Woitas
Auch Stardirigent Daniel Barenboim und die Staatskapelle gaben ihre Echos zurückgegeben.
Auch Stardirigent Daniel Barenboim und die Staatskapelle gaben ihre Echos zurückgegeben. © dpa | Britta Pedersen
Der französische Geiger Renaud Capuçon gibt seine Echos aus Kritik an der Auszeichnung der umstrittenen Rapper Kollegah und Farid Bang zurück. Er wolle damit gegen die Vergabe dieses Preises an eine Rap-Gruppe protestieren, „deren Texte rassistisch, antisemitisch und der Menschenwürde unwürdig sind“, teilte Capuçon mit.
Der französische Geiger Renaud Capuçon gibt seine Echos aus Kritik an der Auszeichnung der umstrittenen Rapper Kollegah und Farid Bang zurück. Er wolle damit gegen die Vergabe dieses Preises an eine Rap-Gruppe protestieren, „deren Texte rassistisch, antisemitisch und der Menschenwürde unwürdig sind“, teilte Capuçon mit. © dpa | Ian Langsdon
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BMG beendet Zusammenarbeit mit Kollegah und Farid Bang

Als Reaktion auf die Echo-Preisverleihung hatten berühmte Künstler wie Marius Müller-Westernhagen oder der Dirigent Daniel Barenboim ihre Echo-Preise zurückgegeben. Die Plattenfirma BMG hat die Zusammenarbeit mit den beiden Rappern beendet und hat sich in einer Stellungnahme deutlich von Antisemitismus distanziert. Bertelsmann fördere zwar die künstlerische Freiheit, zeige „gleichzeitig Respekt vor Traditionen und kulturellen Werten“.

Ob die Strafanzeige Aussicht auf Erfolg hat, ist unsicher. Der oft kritisierte Song „0815“, der auf der Sonderedition des Albums „Jung, brutal, gutaussehend 3“ der beiden Rapper enthalten ist, enthält die Zeile: „Mein Körper definierter als Auschwitz-Insassen“. Weder das Lied noch das Album wurden jedoch indiziert. Auch der Ethikbeirat des Echos fand in den aktuellen Texten der Rapper wohl keine rechtswidrigen Inhalte.

Für den Straftatbestand der Volksverhetzung müssten die Texte den öffentlichen Frieden stören. Die Hürde zur Erfüllung dieses Bestandes ist jedoch sehr hoch. Das „Westfalen-Blatt“ zitiert zu dem aktuellen Fall den Staatsrechtler Christoph Gusy: „eine Gefährdung des öffentlichen Friedens sehe ich nicht“.