Berlin. Natalia Wörner ermittelt als „Die Diplomatin“ auf eigene Faust. Es hätte ein 1A-Thriller werden können. Doch die Figur wirkt hölzern.

Im strahlenden Satinkostüm steht Karla Lorenz (Natalia Wörner) als neu ernannte deutsche Botschafterin in Prag etwas deplatziert zwischen Champagner und Lachsröllchen und schüttelt Hände wichtiger Menschen. Ein steifes Lächeln hier, aufgesetzter Smalltalk da – so richtig viel Spaß scheint ihr die Amtsübergabe nicht zu machen. Kein Wunder: Sich mit dem schicken Diplomatengehabe anzufreunden, fällt der toughen Lorenz schwer, so richtig will ihr das blau funkelnde Jacke noch nicht stehen. Und so ist sie schon am Ende ihrer ersten Arbeitswoche undercover und in Tarnfarbe unterwegs.

Dass Natalia Wörner (50) als Lebensgefährtin von Außenminister Heiko Maas (51) bald mehr Einblick in die Welt der Diplomatie haben könnte, würde ihr für die Rolle der Karla Lorenz leider erst in Zukunft zugutekommen. Ihre Figur in „Jagd durch Prag“, der dritten Folge der ARD-Reihe „Die Di­plomatin“, kommt jedenfalls bislang hölzern daher. Regisseur Rolando Suso Richter präsentiert seine Protagonistin als unbeugsame Verfechterin von Moral und Menschenrechten – und vergessen leider, sie dabei zumindest einigermaßen glaubhaft dastehen zu lassen.

Vermeintliche Vorzeigehaltung wirkt nicht souverän

Die Rahmenhandlung bildet die Geschichte des jungen amerikanischen Soldaten Sean Miller (Angus McGruther), der mit seiner schwangeren Freundin (Mercedes Müller) völlig aufgelöst auf dem Botschaftsgelände auftaucht und ein geheimes US-Foltercamp auf tschechischem Boden entdeckt haben will. Mit diesem Vorwurf löst er natürlich gleich eine ganze Reihe diplomatischer Krisen aus. Doch während in den Schaltzentralen daraufhin das gewohnte Prozedere aus Verhandlungen, Flurgesprächen und stillen Abmachungen seinen Gang nimmt, stemmt Karla Lorenz sich mit aller Macht gegen die – aus ihrer Sicht – schmutzige Diplomatie.

Leider jedoch wirkt genau diese vermeintliche Vorzeigehaltung alles andere als souverän. Anstatt sich mit den geltenden Regeln auseinanderzusetzen, stößt Lorenz lieber fröhlich jeden vor den Kopf, der ihr gerade in den Weg kommt: den tschechischen Außenminister, die Mitarbeiter der Botschaft, selbst ihren langjährigen Verbündeten aus dem Krisenstab des Auswärtigen Amts.

Sie handelt nicht heldenhaft, sondern bockig

Und wofür das alles? Das scheint ihr oft selbst nicht ganz klar. So lässt sie sich in einer Hauruck-Aktion heimlich von Miller zu jenem ominösen Foltergelände führen und tappt danach nicht nur weiter im Dunkeln, sondern löst im Camp auch noch einen Großalarm aus, bei dem sie und der desertierte Soldat fast erschossen werden. Statt wie eine prinzipientreue Heldin wirkt die Diplomatin so eher wie ein bockiges Kind, dem man verboten hat, bei Tisch Süßigkeiten zu essen.

Fazit: Die Geschichte um den posttraumatisch angeschlagenen Soldaten gibt eine 1A-Thrillerhandlung her. Dass die Lorenz mit ihrem allzu kopflosen Handeln tatsächlich Erfolg hat, verdankt sie aber nur einem Drehbuch, das unbedingt zu einem Happy End kommen will.

ARD, Samstag, 31. März, 20.15 Uhr