London. Der Physiker Stephen Hawking ist gestorben. Er wurde mit seiner Forschung zu Relativitätstheorie und schwarzen Löchern weltberühmt.

Der britische Astrophysiker Stephen Hawking ist tot. Der 76-Jährige starb am frühen Mittwochmorgen friedlich in seinem Haus in Cambridge, wie seine PR-Agentur Pagefield unter Berufung auf seine Familie mitteilte. Seine Kinder Lucy, Robert und Tim teilten mit, sie seien zutiefst traurig. „Wir werden ihn für immer vermissen.“

Hawking litt an der unheilbaren Muskel- und Nervenkrankheit ALS (Amyotrophe Lateralsklerose). Bereits seit Jahrzehnten war er fast völlig bewegungsunfähig, er saß im Rollstuhl. Schon seit langem konnte er sich nur noch mühsam mit Hilfe eines Computers verständigen. Zuletzt nahmen seine Kräfte immer mehr ab.

Stephen Hawking erlangte Weltruhm über populärwissenschaftliche Bücher

Er gehört zu den größten Wissenschaftlern aller Zeiten. Die Fachwelt schätzte Hawking wegen seiner Theorien zum Ursprung des Kosmos und zu Schwarzen Löchern. „Ich möchte das Universum ganz und gar verstehen“, sagte er einmal. „Ich möchte wissen, warum es so ist, wie es ist, und warum es überhaupt existiert.“ Sein 1988 erschienenes Buch „Eine kurze Geschichte der Zeit“ machte ihn auch bei Laien populär.

Hawking trat sowohl in populären Fernsehsendungen wie „The Big Bang Theory“ als auch bei den Simpsons auf. Ein Biopic aus dem Jahr 2014, in dem vor allem die Beziehungsgeschichte zwischen Stephen Hawking und seiner ersten Frau Jane behandelt wurde. Für „The Theory of Everything“ („Die Entdeckung der Unendlichkeit“) bekam Hauptdarsteller Eddie Redmayne einen Golden Globe und einen Oscar als Bester Hauptdarsteller. Weltweit nahmen Menschen Anteil an dem Tod von Stephen Hawking.

Stephen Hawking: Stationen seines Lebens

Stephen Hawking nannte sich den „Archetypus eines behinderten Genies“. Mit 76 Jahren ist der weltberühmte Astrophysiker am 14. März 2018 gestorben. Bilder aus seinem Leben.
Stephen Hawking nannte sich den „Archetypus eines behinderten Genies“. Mit 76 Jahren ist der weltberühmte Astrophysiker am 14. März 2018 gestorben. Bilder aus seinem Leben. © REUTERS | Kimberly White
Rund 30 Jahre lang hatte er den renommierten Lucasischen Lehrstuhl für Mathematik an der Universität Cambridge inne – und war damit ein Nachfolger Isaac Newtons.
Rund 30 Jahre lang hatte er den renommierten Lucasischen Lehrstuhl für Mathematik an der Universität Cambridge inne – und war damit ein Nachfolger Isaac Newtons. © REUTERS | Lucas Jackson
So kannte man ihn seit Jahrzehnten: Stephen Hawking saß bereits seit den 1960er Jahren im Rollstuhl, ab den 1980er Jahren brauchte er auch einen Sprachcomputer.
So kannte man ihn seit Jahrzehnten: Stephen Hawking saß bereits seit den 1960er Jahren im Rollstuhl, ab den 1980er Jahren brauchte er auch einen Sprachcomputer. © REUTERS | Mike Hutchings
Hawking auf einem undatierten Foto als junger Mann. Schon früh wurde bei ihm die Krankheit Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) diagnostiziert. Die Ärzte gaben ihm nur wenige Jahre.
Hawking auf einem undatierten Foto als junger Mann. Schon früh wurde bei ihm die Krankheit Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) diagnostiziert. Die Ärzte gaben ihm nur wenige Jahre. © imago/ZUMA Press | imago stock&people
Sein Ruhm als Forscher war durch die Krankheit jedoch nicht aufzuhalten, zumal diese sehr langsam fortschritt.
Sein Ruhm als Forscher war durch die Krankheit jedoch nicht aufzuhalten, zumal diese sehr langsam fortschritt. © imago/United Archives | imago stock&people
Auch privat hatte Hawking ein erfülltes Leben. Hier ist er mit seiner zweiten Frau Elaine zu sehen, die ursprünglich seine Pflegerin war.
Auch privat hatte Hawking ein erfülltes Leben. Hier ist er mit seiner zweiten Frau Elaine zu sehen, die ursprünglich seine Pflegerin war. © REUTERS | Russell Boyce
Diese Aufnahme aus dem Jahr 1983 zeigt Hawking zusammen mit seiner ersten Frau Jane Wilde und den drei gemeinsamen Kindern Robert, Lucy und Timothy.
Diese Aufnahme aus dem Jahr 1983 zeigt Hawking zusammen mit seiner ersten Frau Jane Wilde und den drei gemeinsamen Kindern Robert, Lucy und Timothy. © ddp images/CAMERA PRESS/Homer Sykes | Homer Sykes
Seine erste Ehe mit seiner Jugendliebe Jane ist Thema des biografischen Films „The Theory Of Everything“. Die Rolle der Jane spielt Felicity Jones, Eddy Redmayne ist als Hawking zu sehen und gewann für seine Darstellung den Oscar.
Seine erste Ehe mit seiner Jugendliebe Jane ist Thema des biografischen Films „The Theory Of Everything“. Die Rolle der Jane spielt Felicity Jones, Eddy Redmayne ist als Hawking zu sehen und gewann für seine Darstellung den Oscar. © imago/ZUMA Press | imago stock&people
Verblüffende Ähnlichkeit zwischen Redmayne und Hawking.
Verblüffende Ähnlichkeit zwischen Redmayne und Hawking. © imago/ZUMA Press | imago stock&people
Felicity Jones, Stephen Hawking and Eddie Redmayne bei der Filmpremiere.
Felicity Jones, Stephen Hawking and Eddie Redmayne bei der Filmpremiere. © imago/ZUMA Press | imago stock&people
Sinn für Humor bewies der Astrophysiker 2007, als er an Bord einer modifizierten Boeing 727 einen Ausflug in die Schwerelosigkeit unternahm.
Sinn für Humor bewies der Astrophysiker 2007, als er an Bord einer modifizierten Boeing 727 einen Ausflug in die Schwerelosigkeit unternahm. © dpa | DB gozerog
Der eine versteht seine Rolle als Gottes Gesandter, der andere fragt: Gibt es einen Gott? Der damalige Papst Benedikt XVI. begrüßt Stephen Hawking bei seinem Besuch im Vatikan im Jahr 2008.
Der eine versteht seine Rolle als Gottes Gesandter, der andere fragt: Gibt es einen Gott? Der damalige Papst Benedikt XVI. begrüßt Stephen Hawking bei seinem Besuch im Vatikan im Jahr 2008. © dpa | ---
Der damalige US-Präsident Barack Obama verleiht Hawking 2009 die Medal of Freedom, die höchste zivile Auszeichnung in den USA.
Der damalige US-Präsident Barack Obama verleiht Hawking 2009 die Medal of Freedom, die höchste zivile Auszeichnung in den USA. © imago/UPI Photo | imago stock&people
Hier in Cambridge wohnte Hawkings bis zuletzt.
Hier in Cambridge wohnte Hawkings bis zuletzt. © imago/i Images | imago stock&people
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Hawking, der am 8. Januar 1942 in Oxford geboren wurde, erkrankte bereits als Physikstudent an ALS – Ärzte sagten ihm nur noch wenige Jahre voraus. Seit 1968 war Hawking auf den Rollstuhl angewiesen.

Krankheit schritt langsamer voran als prognostiziert

Doch die Krankheit schritt bei ihm sehr langsam voran und konnte seinen Aufstieg in der Wissenschaft nicht aufhalten: 1979 wurde er Professor für Mathematik in Cambridge, über 30 Jahre lang hatte er dort den renommierten Lucasischen Lehrstuhl für Mathematik inne – und stand damit in der Nachfolge von Isaac Newton.

Das Privatleben kam trotz seiner Karriere nicht zu kurz. Hawking war zweimal verheiratet und hatte drei Kinder. 30 Jahre lang war er mit seiner Jugendliebe verheiratet, doch die Ehe scheiterte – später bezeichnete seine Frau Jane ihn als einen „Haustyrannen“. 1995 heiratete Hawking seine Pflegerin, die Verbindung dauerte elf Jahre.

Neue Theorien zu Urknall und Schwarzen Löchern

Trotz Gesundheitsproblemen lief das Gehirn des Genies stets auf Hochtouren. Neue Theorien entwickelte Hawking zu Schwarzen Löchern und dem Urknall: Die monströsen Schwarzen Löcher im All sind demnach keine Endstationen. Zwar saugen sie durch ihre enorme Schwerkraft alles ein, was ihnen zu nahe kommt, und lassen nicht einmal das Licht entkommen. Hawking konnte aber in der Theorie zeigen, dass Schwarze Löcher langsam verdampfen – eine Folge der Quantenphysik. Das Verdampfen dauert extrem lange. Die dabei entstehende Hawking-Strahlung ließ sich daher bisher nirgends nachweisen.

Bereits als Doktorand hatte Hawking 1965 zusammen mit dem Briten Roger Penrose zudem einen wichtigen mathematischen Beleg für die Urknalltheorie geliefert. Die Idee vom Urknall war damals noch umstritten, unter anderem weil in dieser mathematischen „Singularität“ die Naturgesetze nicht mehr gelten und so eine Art Schöpfungsakt notwendig zu werden schien. Er beschäftigte sich mit Albert Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie und konnte zeigen, dass sie einen Anfang des Universums voraussagte, „ein Ergebnis, das die Kirche interessiert zur Kenntnis nahm“, wie Hawking in seiner Autobiografie „Meine kurze Geschichte“ schrieb. Später zeigte er jedoch, dass der Anfang des Universums nicht zwangsläufig in einer Singularität gelegen haben muss.

Auftritte bei Simpsons und Big Bang Theory

Außerdem versuchte Hawking über Jahrzehnte, die Relativitätstheorie mit der Quantenphysik zu vereinen und auf diese Weise eine Art „Weltformel“ zu finden, in der Sprache der Physiker eine „Große Vereinheitlichte Theorie“, die alle Bereiche des Universums beschreiben kann, vom Mikro- bis zum Makrokosmos.

Er war eine Art Popstar der Wissenschaft und schreckte nicht davor zurück, zu populären Ideen wie Zeitreisen und Außerirdischen Stellung zu nehmen. Hawking hat diverse Künstler inspiriert. Pink Floyd verarbeiteten Aufnahmen von Hawkings Sprachcomputer, Jack White ließ ein Stück, in dem Hawkings Stimme zu hören ist, in der Stratosphäre abspielen.

Hawking mahnte vor Bedrohungen

In seinen letzten Jahren trat Hawking immer wieder als Mahner auf. Intelligente Roboter, Klimaerwärmung, Atomkrieg und durch Gentechnik hergestellte Viren könnten die Erde gefährden, warnte er. Seine Botschaft: Die Menschheit müsse sich Ausweichmöglichkeiten im All schaffen, falls es zu einer hausgemachten Katastrophe kommen sollte. Gemeinsam mit dem russischen Milliardär Jurij Milner plante er, eine Armee nur etwa briefmarkengroßer Raumschiffe auf eine 20-jährige Reise zum Sternsystem Alpha Centauri zu schicken. Hawking war überzeugt: „Früher oder später müssen wir zu den Sternen schauen.“ (dpa/aba)