Hamburg. Im Juli stach ein 27-Jähriger in einem Hamburger Supermarkt mit einem Messer um sich und tötete eine Person. Nun gibt es ein Urteil.

Er wollte möglichst viele Christen töten, attackierte in einer Edeka-Filiale unvermittelt Kunden: Der Messerstecher von Hamburg-Barmbek ist am Donnerstag zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden.

Der Staatsschutzsenat des Hanseatischen Oberlandesgerichts stellte zusätzlich die besondere Schwere der Schuld fest. Damit ist eine vorzeitige Haftentlassung nach 15 Jahren rechtlich zwar möglich, in der Praxis aber so gut wie ausgeschlossen. Der Palästinenser Ahmad A. habe sich des Mordes sowie versuchten Mordes und der gefährlichen Körperverletzung in sechs Fällen schuldig gemacht, sagte der Vorsitzende Richter Norbert Sakuth.

Laut Gutachter voll schuldfähig

Der abgelehnte Asylbewerber hatte im Prozess gestanden, am 28. Juli 2017 in einer Edeka-Filiale im religiösen Eifer einen 50 Jahre alten Kunden erstochen und einen weiteren Mann schwer verletzt zu haben. Anschließend rannte er mit dem blutigen Messer in der Hand auf die belebte Einkaufsstraße „Fuhle“ und verletzte noch fünf Passanten. Ein psychiatrischer Gutachter hielt ihn für voll schuldfähig.

Die Barmbeker Jungs über ihre Heldentat

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    In seinen ersten Vernehmungen hatte er laut Aussage eines Polizisten stolz auf seine Taten gewirkt. Im Prozess erschien er zunächst teilnahmslos. In seinem letzten Wort aber entschuldigte er sich erstmals bei den Opfern und ihren Familien, die noch heute unter den Folgen der Tat leiden. Sein Verteidiger betonte, Ahmad A. sei inzwischen ein anderer Mensch.

    In Deutschland radikalisiert

    Das westliche Leben lockte den jungen Mann 2008 nach Europa, 2015 landete er schließlich in Deutschland. Laut Zeugenaussagen wollte er dort sein Studium der Zahnmedizin fortsetzen. Doch er durfte nicht bleiben. Er erklärte sich mit der Ausreise einverstanden – doch sie verzögerte sich wegen fehlender Dokumente.

    Messerangriff in Hamburger Supermarkt

    Wie die Polizei mitteilte, wurde der Täter von Passanten überwältigt und von Zivilfahndern festgenommen.
    Wie die Polizei mitteilte, wurde der Täter von Passanten überwältigt und von Zivilfahndern festgenommen. © dpa | Paul Weidenbaum
    In der Haushaltswaren-Abteilung sind auf Bitte der Mitarbeiter alle Messer weggeräumt
    In der Haushaltswaren-Abteilung sind auf Bitte der Mitarbeiter alle Messer weggeräumt © Sebastian Becht | Sebastian Becht
    In einem an der Eingangstür der Filiale angebrachten Schreiben bittet das Unternehmen, von Fragen an die Beschäftigten abzusehen
    In einem an der Eingangstür der Filiale angebrachten Schreiben bittet das Unternehmen, von Fragen an die Beschäftigten abzusehen © Sebastian Becht | Sebastian Becht
    Blumen, Kerzen und eine handschriftliche Notiz liegen vor dem Edeka Markt an der Fuhlsbütteler Straße in Hamburg Barmbek
    Blumen, Kerzen und eine handschriftliche Notiz liegen vor dem Edeka Markt an der Fuhlsbütteler Straße in Hamburg Barmbek © Michael Arning
    Die Barmbeker Pastoren Idalena Urbach und Sven Lundius veranstalteten spontan eine Gedenkfeier für die Opfer.
    Die Barmbeker Pastoren Idalena Urbach und Sven Lundius veranstalteten spontan eine Gedenkfeier für die Opfer. © Andreas Laible | Andreas Laible
    Hamburgs Erster Bürgermeister Scholz und Innensenator Grote kommen in Hamburg-Barmbek mit Blumen zu dem Supermarkt, in dem ein Mann einen Menschen mit einem Messer getötet und sechs weitere verletzt hat
    Hamburgs Erster Bürgermeister Scholz und Innensenator Grote kommen in Hamburg-Barmbek mit Blumen zu dem Supermarkt, in dem ein Mann einen Menschen mit einem Messer getötet und sechs weitere verletzt hat © dpa
    Danksagung: Ein Zettel mit der Aufschrift
    Danksagung: Ein Zettel mit der Aufschrift "An den Edeka-Mitarbeiter, der die Verfolgung aufnahm. Du bist ein Vorbild an Haltung und Courage! Damit hast du Leben gerettet! Barmbek dankt dir!" vor dem Supermarkt in Hamburg-Barmbek © dpa
    Ein Zettel mit der Aufschrift
    Ein Zettel mit der Aufschrift "Im Namen aller Muslime trauern wir mit euch" liegt am 30.07.2017 zwischen Blumen und Kerzen vor dem Supermarkt in Hamburg-Barmbek © dpa | Bodo Marks
    Blumen und Kerzen liegen in Hamburg-Barmbek vor dem Supermarkt, in dem am 28.07.2017 ein Mann einen Menschen mit einem Messer getötet und sechs weitere verletzt hat
    Blumen und Kerzen liegen in Hamburg-Barmbek vor dem Supermarkt, in dem am 28.07.2017 ein Mann einen Menschen mit einem Messer getötet und sechs weitere verletzt hat © dpa | Markus Scholz
    In einem Edeka-Supermarkt hat ein Angreifer wahllos mit einem Küchenmesser auf Kunden eingestochen. Dabei wurde ein Mensch getötet. Sieben weitere wurden verletzt.
    In einem Edeka-Supermarkt hat ein Angreifer wahllos mit einem Küchenmesser auf Kunden eingestochen. Dabei wurde ein Mensch getötet. Sieben weitere wurden verletzt. © dpa | Markus Scholz
    Der Täter war nach der Tat auf die Straße geflüchtet.
    Der Täter war nach der Tat auf die Straße geflüchtet. © REUTERS | UGC
    Eine ältere Passantin wird nach der Messerattacke von einem Feuerwehrmann begleitet.
    Eine ältere Passantin wird nach der Messerattacke von einem Feuerwehrmann begleitet. © dpa | Paul Weidenbaum
    Feuerwehr und Polizei waren mit einem Großaufgebot vor Ort.
    Feuerwehr und Polizei waren mit einem Großaufgebot vor Ort. © REUTERS | UGC
    Noch Stunden nach dem Geschehen war die Spurensicherung in dem Supermarkt bei der Arbeit.
    Noch Stunden nach dem Geschehen war die Spurensicherung in dem Supermarkt bei der Arbeit. © dpa | Markus Scholz
    Die Polizei vermutet bei der Tat einen islamistischen Hintergrund.
    Die Polizei vermutet bei der Tat einen islamistischen Hintergrund. © dpa | Markus Scholz
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    Er stammte aus einer Familie, die nicht streng religiös ist. „Erst in Deutschland nahm sein Glaube radikalere Züge an“, hatte die Vertreterin der Bundesanwaltschaft, Yasemin Tüz, in ihrem Plädoyer erklärt. (dpa)