Neu-Delhi. Der indische Prinz Manvendra Singh Gohil öffnet seinen Palast für verfolgte Homosexuelle. Der Hass geht auf die Kolonialzeit zurück.

Prinz Manvendra Singh Gohil ist der einzige Prinz in Indien, der offen über seine Homosexualität spricht. Doch sein Bekenntnis hatte Folgen für ihn: Als seine Familie davon entfuhr, drohte sie, ihn zu enterben. Der Maharadscha-Spross ließ sich nicht einschüchtern und kämpft nun für das Recht auf gleichgeschlechtliche Beziehungen. Nun will er Homosexuelle, Transsexuelle und andere Inder, die für ihre Sexualität verstoßen wurden, in seinem Palast aufnehmen – und hat damit eine Welle der Empörung ausgelöst.

„Ich werde mein Schloss Hanumanteshwar samt dem 60 000 Quadratmeter großen Gelände in ein Zentrum für LGBT-Leute verwandeln“, sagt er stolz. Die englische Abkürzung LGBT steht für: lesbisch, schwul, bisexuell und Transgender. Damit hat der Prinz, der auf offiziellen Fotos meist in der farbenprächtigen Tradition seiner seit mehr als 600 Jahren in Rajpipla ansässigen Maharadscha-Vorfahren zu sehen ist, der Öffentlichkeit einen neuen Stich versetzt. In Indien steht gleichgeschlechtlicher Sexualverkehr unter Strafe.

Gleichberechtigung sexueller Minderheiten

Der Hass und die Verfolgung Homosexueller geht auf die britischen Kolonialherren zurück, die den Indern während ihrer Herrschaft ein puritanisches Dogma aufzwangen, das in der Gegenwart ausgerechnet von den regierenden Hindu-Nationalisten mit großem Aufwand verteidigt wird. Die Begründung für seine umstrittene Idee lieferte der Prinz gleich mit: „Ich werde keine Kinder haben. Warum sollte ich den ganzen Platz nicht für einen guten Zweck nutzen?“, sagte er. Zwar hatte Manvendra vor einigen Jahren noch mit der Idee geliebäugelt, ein Kind zu adoptieren.

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    Doch damit hat er abgeschlossen. Heute will er seine Botschaft für die Gleichberechtigung sexueller Minderheiten in die ganze Welt verbreiten. Dafür ist Manvendra auch international unterwegs: In London eröffnete er einen Gay-Pride-Umzug, eine Parade für alle Nicht-Heteros. Am wichtigsten aber erwies sich ein Auftritt in der „Oprah Winfrey Show“ in den USA, die auch in Indien gesehen wurde. „Danach änderte sich alles“, sagt Manvendra.

    Möglichkeit für Aktivitäten in der Landwirtschaft

    Der Prinz gründete die Hilfsorganisation „Lakshya Trust“, die sich für LGBT-Menschen in seinem konservativen Heimatort einsetzt. Der Lakshya Trust habe sich nach dem Auftritt vor Leuten, die ihr Interesse bekundeten, kaum noch retten können. „Ich will den betroffenen Menschen eine Heimat geben“, sagt der Prinz, der nun seinen Palast vergrößern und renovieren lässt. Auf dem riesigen Grundstück entsteht ein spezielles Zentrum mit reichlich Außenfläche, die Platz und Möglichkeit für Aktivitäten in der Landwirtschaft bietet. Bezahlt wird das Projekt durch Crowdfunding-Kampagnen sowie Spenden über den Lakshya Trust.

    „Es wird auch eine Sozialversicherung geben. Denn viele Leute stehen ökonomisch vor dem Nichts, nachdem sie sich öffentlich zu erkennen geben“, so der Prinz. Manvendra weiß, wovon er spricht. Nachdem er sich vor elf Jahren ausgerechnet in einer Tageszeitung hindu-nationalistischer Prägung geoutet hatte, war das öffentliche Aufsehen groß.

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      Mutter wollte ihn enterben

      Die eigene Mutter schaltete Anzeigen in den Tageszeitungen, in denen sie öffentlich die Enterbung des Sohnes verkündete. Der Prinz wehrte sich und verhinderte das Vorhaben. „Auslöser meines Outings waren Pläne, mich in eine zweite Ehe zu drängen“, erzählt Manvendra. Dabei geriet schon die erste Heirat im Jahr 1991, die nur ein Jahr hielt, zum Desaster.

      „Laut den Erhebungen des Lak­sh­ya Trust leben 75 Prozent aller homosexuellen Männer in einer Ehe, um den Schein zu wahren“, so der Prinz, „vielen Ehefrauen ist es sogar ganz recht, dass ihre Männer zu anderen Männern gehen. Auf diese Weise kann bei der Untreue wenigstens kein Kind entstehen.“