Essen. In „Zur Hölle mit den anderen“ lassen ungleiche Paare die Fetzen fliegen – ein ARD-Film auf hohem Niveau mit tollen Schauspielern.

Es könnte eine wundervolle Wiedersehensfeier werden, doch alles endet in einem Desaster. Neun Jahre lang hatten die ehemals besten Freundinnen Sandra und Katrin keinen Kontakt mehr zueinander. Beide sind jetzt Mitte 30, und durch Zufall kreuzen sich ihre Wege wieder. Noch am selben Abend treffen sie sich gemeinsam mit ihren Ehemännern im Haus von Sandra. Dort soll gegrillt, getrunken und über alte Zeiten geplaudert werden. So weit die harmlose Ausgangslage des ARD-Films „Zur Hölle mit den anderen“.

Aber von der ersten Minute an liegen heftige Spannungen in der Luft. Denn die beiden Frauen haben sich auseinandergelebt. San­dra (Mira Bartuschek), der früher alle eine große Karriere prophezeiten, ist zur Klischee-Hausfrau mutiert. Katrin (Britta Hammelstein) dagegen organisiert als Kultur-Managerin gerade eine wichtige Foto-Ausstellung und kümmert sich kaum um ihre Tochter. Gegenseitiges Verständnis? Fehlanzeige. Stattdessen wird kommentiert und gestichelt.

Nacheinander brechen die Lebenslügen zusammen

Auch bei den Männern passt es nicht: Katrins Gatte Steffen (Felix Knopp) ist ein Softie. Für Sandras Mann Erik (Holger Stockhaus) geht Erfolg im Beruf über alles, er arbeitet als Unternehmer und verhält sich wie ein echter Macho.

Das Aufeinandertreffen dieser allzu unterschiedlichen Paare ist ein großes Vergnügen für die Zuschauer. Das liegt zu einem guten Teil daran, dass alle vier Schauspieler hinreißend agieren. Mit wenigen Blicken erzählen die Darsteller ganze Geschichten. Nach und nach zerbröckeln deren Fassaden, zahlreiche Lebenslügen krachen in sich zusammen.

Handlung ist glaubwürdig und nicht überzogen

Der gemütliche Grillabend endet für Erik (Holger Stockhaus, von links), Steffen (Felix Knopp), Katrin (Britta Hammelstein) und Sandra (Mira Bartuschek) im Streit.
Der gemütliche Grillabend endet für Erik (Holger Stockhaus, von links), Steffen (Felix Knopp), Katrin (Britta Hammelstein) und Sandra (Mira Bartuschek) im Streit. © SWR/Johannes Krieg | SWR/Johannes Krieg

Erzählt wird das locker und leicht und mit vielen komödiantischen Überzeichnungen. So gibt es beispielsweise gleich zu Beginn eine irritierende Szene, in der Sandra sehr lang ihren fast vierjährigen Sohn stillt und dabei munter weiterplaudert. Trotzdem enthält die Geschichte einen glaubwürdigen Kern und wirkt nie überzogen.

Ein besonderes Lob verdienen die tollen Dialoge, die nicht gestelzt oder nach Comedy-Einerlei klingen, sondern einen ganz eigenen Charme besitzen. Mal sind die Dialoge einfach nur komisch. Mal lösen sie schmerzhaft peinliche Momente aus. Etwa, wenn Katrin unbedarft erwähnt, dass sie ohne Arbeit „im geistigen Stillstand versumpfen“ würde – was Hausfrau Sandra natürlich nur als Vorwurf begreifen kann. Je länger das Treffen dauert, desto mehr geraten auch die Paare untereinander in Streit und tragen in Wortgefechten lange unterdrückte Differenzen aus.

Am Ende des Films nimmt das Niveau ab

Leider baut der bis dahin so amüsante Film in den letzten 20 Minuten deutlich ab. Dann setzt er nicht mehr auf die Kraft der Dialoge, sondern zunehmend auf Slapstick und Übertreibungen. Alle vier Figuren sind hochgradig betrunken, werden immer ausfallender und sogar handgreiflich. Diese Szenen sind allzu plump inszeniert.

Fazit: Tolle Schauspieler in brillanten Wortgefechten. Schade, dass der Film das hohe Niveau nicht ganz bis zum Schluss hält.

Mittwoch, 3. Januar, 20.15 Uhr, ARD: „Zur Hölle mit den anderen“