London. George Michael zog kurz vor seinem Tod 2016 ein bitteres Fazit seines Lebens. Sein letztes Interview ist in einer TV-Doku zu sehen.

Er war Teenager-Idol und Superstar – doch ein glücklicher Mensch war George Michael nicht. Der britische Sänger, der am ersten Weihnachtstag 2016 im Alter von nur 53 Jahren an Herzversagen starb, hatte mit Schicksalsschlägen zu kämpfen, über die er nie wirklich hinwegkam. Er fühle sich „von Gott drangsaliert“, sagte er in seinem letzten Interview, und seufzte, als er auf sein Leben zurückblickte: „Ich denke, es war alles eine Zeitverschwendung, alles eine vergebliche Mühe.“

Die Aussagen stammen aus einem Dokumentarfilm, „George Michael: Freedom“, der am Montagabend vom britischen Sender Channel 4 ausgestrahlt wurde. Das Besondere: Bis zwei Tage vor seinem Tod arbeitete er selbst mit an der Dokumentation. Geboren als Georgios Panayiotou und aufgewachsen als Sohn eines griechischen Einwanderers und einer Britin in Nord-London, gelangte George Michael schnell zu Ruhm und Reichtum.

Mit 18 Jahren „Wham!“ gegründet

1981, da war er 18 Jahre alt, gründete er mit Andrew Ridgeley das Duo Wham!, berühmt für unbeschwerte Pophits wie „Wake Me Up Before You Go-Go“. Noch erfolgreicher war seine Solokarriere: Bis zu seinem Tod hatte der Popstar mehr als 115 Millionen Tonträger verkauft, darunter Welthits wie „Freedom“ oder „Too Funky“.

Das bewegte Leben von George Michael

Der Sänger George Michael ist am 25. Dezember überraschend gestorben.
Der Sänger George Michael ist am 25. Dezember überraschend gestorben. © Sean Gallup
Der britische Sänger wurde nur 53 Jahre alt.
Der britische Sänger wurde nur 53 Jahre alt. © dpa | Ade Johnson
Seine Karriere startete er mit seinem Schulfreund Andrew Ridgeley. Sie gründeten das Duo Wham!, das 1985 als erste westliche Band in der Volksrepublik China auftrat.
Seine Karriere startete er mit seinem Schulfreund Andrew Ridgeley. Sie gründeten das Duo Wham!, das 1985 als erste westliche Band in der Volksrepublik China auftrat. © imago | United Archives International
George Michael (r.) und Andrew Ridgeley (l.) während ihres Abschiedskonzerts im ausverkauften Wembley Stadion in London im Juni 1986. Zu ihren Hits zählte „Last Christmas“.
George Michael (r.) und Andrew Ridgeley (l.) während ihres Abschiedskonzerts im ausverkauften Wembley Stadion in London im Juni 1986. Zu ihren Hits zählte „Last Christmas“. © dpa | PA
1992 stand George Michael (Mitte) beim Freddie Mercury Benefiz-Konzert mit den Musikern von Queen gemeinsam auf der Bühne des Wembley Stadiums.
1992 stand George Michael (Mitte) beim Freddie Mercury Benefiz-Konzert mit den Musikern von Queen gemeinsam auf der Bühne des Wembley Stadiums. © REUTERS | DYLAN MARTINEZ
Dort stand er auch mit Lisa Stansfield auf der Bühne.
Dort stand er auch mit Lisa Stansfield auf der Bühne. © REUTERS | DYLAN MARTINEZ
In den späten 90er Jahren bekannte sich der Sänger dazu, schwul zu sein. Zuvor durchlebte er schwere Krisen. Seine Mutter und sein Lebensgefährte starben.
In den späten 90er Jahren bekannte sich der Sänger dazu, schwul zu sein. Zuvor durchlebte er schwere Krisen. Seine Mutter und sein Lebensgefährte starben. © REUTERS | © Reuters Photographer / Reuter
Mehr als zehn Jahre war Sänger George Michael (r.) mit Kenny Goss liiert. 2011 machte der Sänger allerdings die Trennung bekannt.
Mehr als zehn Jahre war Sänger George Michael (r.) mit Kenny Goss liiert. 2011 machte der Sänger allerdings die Trennung bekannt. © dpa | epa Pa Kim
George Michael war immer ein Frauenschwarm, haderte aber damit, seine Homosexualität verstecken zu müssen.
George Michael war immer ein Frauenschwarm, haderte aber damit, seine Homosexualität verstecken zu müssen. © dpa | Gerry Penny
Michael George war Sänger, Produzent, Komponist – und eine Stilikone der 80er Jahre.
Michael George war Sänger, Produzent, Komponist – und eine Stilikone der 80er Jahre. © REUTERS | HEINZ-PETER BADER
George Michael, der eigentlich Georgios Kyriakos Panagiotou hieß, feierte auch als Solokünstler große Erfolge. Er wurde vielfach ausgezeichnet, für sein Soloalbum „Faith“ bekam er einen Grammy.
George Michael, der eigentlich Georgios Kyriakos Panagiotou hieß, feierte auch als Solokünstler große Erfolge. Er wurde vielfach ausgezeichnet, für sein Soloalbum „Faith“ bekam er einen Grammy. © REUTERS | TOBIAS SCHWARZ
Im Juni 2000 stand der Musiker sogar mit dem italienischen Tenor Luciano Pavarotti (l.) auf der Bühne.
Im Juni 2000 stand der Musiker sogar mit dem italienischen Tenor Luciano Pavarotti (l.) auf der Bühne. © REUTERS | © Stefano Rellandini / Reuters
Nun müssen Fans, Freunde und Familie von dem Künstler Abschied nehmen. Er starb seinem Manager Michael Lippman zufolge an Herzversagen.
Nun müssen Fans, Freunde und Familie von dem Künstler Abschied nehmen. Er starb seinem Manager Michael Lippman zufolge an Herzversagen. © REUTERS | © Reuters Photographer / Reuter
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Dass Erfolg nicht unbedingt Glück bedeutet – Michaels Leben war Zeugnis davon. Seine Sexualität hielt er lange geheim. Nicht nur, weil seine Familie konservativ war, auch weil ein schwuler Popstar, so dachte man damals, seine Fans verprellen würde. 1991 lernte George Michael in Rio den Brasilianer Anselmo Feleppa kennen.

„Anselmo war mein Retter“

„In dem Moment, als ich ihn sah“, sagt George in der Doku, „wusste ich, dass er Teil meines Lebens werden würde.“ Nie habe er derart „selbstlos geliebt“ und sei so vorbehaltlos geliebt worden: Anselmo, so George, „war mein Retter. Einen Gefährten zu dieser Zeit in meinem Leben zu finden, änderte mich.“

Das Glück war von kurzer Dauer. Anselmo hatte Aids. Er starb nur zwei Jahre später 1993 an einer Gehirnblutung. Ein zweiter Schicksalsschlag trifft ihn, als seine Mutter Lesley an Krebs erkrankt. Als sie im Februar 1997 stirbt, ist ihr Sohn „spirituell zerschmettert. Ein fürchterlicher, ein grauenvoller Verlust“. Die Jahre zwischen der Aids-Diagnose seines Freundes bis zu dem Zeitpunkt, an dem er allmählich über den Verlust seiner Mutter hinwegkommt, bezeichnet Michael als „konstante Angst. Es war entweder Angst vor dem Tod oder Angst vor dem nächsten Verlust.“

Trauriges Fazit eines ausgebrannten Sängers

Der rote Faden im Film ist die „Geschichte, wie Schicksal und Ruhm intervenierten“. Schon als Kind habe er „einen verzweifelten Ehrgeiz gehabt, berühmt zu werden. Aber wenn ich nach Glück suchen wollte, war das der falsche Weg“. Ein trauriges Fazit eines ausgebrannten Sängers, der Millionen Menschen glücklich machte.