Georgensgmünd. Weil seine Wohnung durchsucht werden sollte, hat ein sogenannter Reichsbürger auf Polizisten geschossen. Vier Beamte wurden verletzt.

Bei einer Schießerei hat ein sogenannter „Reichsbürger“ in Georgensgmünd bei Nürnberg einen SEK-Beamten lebensgefährlich verletzt. Der Mann war nach dem Einsatz operiert worden, sein Zustand war stabil, aber bedrohlich, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) noch am Mittwochnachmittag. Am Abend teilte die Polizein zwischenzeitlich mit, der Beamte wäre seinen Verletzungen erlegen, musste sich dann aber korrigieren und entschuldigte sich für die Falschmeldung.

Ein zweiter Beamter des Spezialeinsatzkommandos (SEK) habe einen Durchschuss im Oberarm erlitten, zwei weitere seien durch Glassplitter verletzt worden. „Ich bin entsetzt über den Fall“, sagte Herrmann. Es sei eine „bisher so in Bayern nicht gekannte Eskalation“.

Polizei wollte Waffen sicherstellen

Was war geschehen? Bei der Razzia hatte der 49-Jährige am Mittwochmorgen um sich geschossen. Der Schütze ist nach Polizeiangaben Jäger und hat einen Jagdschein. Der Präsident des Polizeipräsidiums Mittelfranken, Johann Rast, sagte, der Beschuldigte besitze mehr als 30 Kurz- und Langwaffen. Darunter seien auch zugelassene amerikanische und historische Waffen.

Wie das bayerische Innenministerium mitteilte, sollten am Mittwoch die Waffen des 49-Jährigen sichergestellt werden. „Er galt als nicht mehr zuverlässig für den Besitz der Waffen“, erläuterte der Polizeisprecher. Zur Unterstützung war die Polizei bei dem Einsatz mit Spezialeinheiten dabei. Als die Beamten in das Haus eindrangen, schoss der Mann sofort auf sie. Später konnte der Täter leicht verletzt festgenommen werden.

"Reichsbürger" schießt Polizisten in Franken nieder

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