Osterode. Eine Hygienefachkraft erklärt, warum Mundschutz und Einmalhandschuhe eine falsche Sicherheit vorgaukeln und lieber abgegeben werden sollten.

Jeder möchte seinen Teil beitragen, um sich und seine Mitmenschen vor dem Coronavirus zu schützen. Das ist ein guter Gedanke, aber das Tragen von Einmalhandschuhen – wie gerade oft beim Einkaufen beobachtet – und Mund- und Nasenschutz hilft weder dem Träger noch den Mitmenschen. Falsche Anwendung und mangelnde Aufklärung führen hier eher zu einer Erhöhung der Ansteckungsgefahr. Darum bittet Ines Liebig, Hygienefachkraft des St.-Martini-Krankenhauses in Duderstadt: „Bitte überdenken Sie das Tragen von Mund- und Nasenschutz und Handschuhen.“

Handschuhe geben tausendmal mehr Bakterien weiter

So seien gewaschene Hände um ein vielfaches hygienischer als das Tragen von Einmalhandschuhen. Sie erklärt: „Auf den Händen tummeln sich Tausende von Bakterien. Das ist richtig. Allerdings gibt die menschliche Haut durch die Berührung einer Fläche oder einer anderen Hand etwa 100 Bakterien ab. Mit einem Handschuh, mit dem man genauso viele Dinge angefasst hat, wie mit der bloßen Hand, erhöht sich die Anzahl der Bakterien, die weitergegeben werden, auf 100.000! Tausendmal mehr! Der Grund: Bakterien haften besser an menschlicher Haut als an Latex oder Vinyl und werden daher nicht so weitreichend weitergegeben.“

„Oft lässt sich beobachten, dass den ganzen Tag mit denselben Handschuhen gearbeitet wird. Das Risiko, dass sich daran über den Tag hinweg immer mehr Erreger (Bakterien, Viren, Pilze) ansammeln und sich dadurch verteilen, ist um einiges größer als ohne Handschuhe. Bakterien haben die Eigenschaft, sich in einem feuchtwarmen Klima alle 20 Minuten zu verdoppeln. Es ist also unbedingt notwendig, sich nach dem Tragen der Handschuhe umgehend und sehr gründlich die Hände zu waschen.“

Menschen fassen sich 400 bis 800 mal pro Tag ins Gesicht

Und durch Mund- und Nasenschutz würden die Träger schnell zur Infektionsquelle werden, so Expertin Ines Liebig. „Wer eine Maske trägt, muss wissen wie. Eine Maske hat nur einen Sinn, wenn sie eng anliegt und bei Durchfeuchtung gewechselt wird. Außerdem sollten während des Tragens keine Manipulationen (auch keine unbewussten) daran vorgenommen werden. Nach Angaben der WHO kann das Tragen einer Maske in Situationen, in denen dies nicht empfohlen ist, ein falsches Sicherheitsgefühl erzeugen, durch das gezielte Hygienemaßnahmen wie eine gute Händehygiene vernachlässigt werden. Wer eine Maske trägt, muss wissen wie, sodass die Maske nicht selbst zur Infektionsquelle wird.“

„Im Durchschnitt fasst sich der Mensch etwa 400 bis 800 mal pro Tag ins Gesicht. Faustbildung oder die Hände in die Jacken- oder Hosentaschen stecken verhindert das. In der allgemeinen Bevölkerung sind die wichtigsten und effektivsten Maßnahmen zum persönlichen Schutz sowie zum Schutz von anderen Personen eine gute Händehygiene, das Einhalten von Husten- und Niesregeln und das Abstandhalten (etwa ein bis zwei Meter) von anderen Personen.“

Schutzmittel lieber Ärzten und Pflegern überlassen

Darum rät das Martini-Krankenhaus: „Unser Tipp für einen achtsamen Schutz gegen Viren und Bakterien: Waschen Sie sich häufig die Hände, vermeiden Sie es, sich ins Gesicht zu fassen, halten Sie den 1,5-Meter-Abstand ein, und sollten Sie husten oder niesen, nutzen Sie dafür die Armbeuge. Bringen Sie lieber Ihre Händedesinfektionsmittel, Mund- und Nasenschutz und Handschuhe zu denen, die sie dringend benötigen. Ihrem Hausarzt, ambulanten Pflegediensten oder ihr örtliches Krankenhaus.“

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