Bad Lauterberg. Ein Angebot nur für Mädchen? Renate Wirth und Inge Holzigel erklären, warum das berechtigt ist – und geben Tipps für Weihnachtsgeschenke

Mädchen unter sich, darum geht es im Mädchencafé Kratzbürste in Bad Lauterberg. Seit 1995 gibt es das Angebot in der Kneipp-Stadt – und fast genauso lange ist Renate Wirth als Betreuerin dabei.

In Wirths kontinuierlichem Engagement, darin liegt eins der Erfolgsrezepte des Mädchencafés, ist sich Mitgründerin Inge Holzigel sicher, die das Angebot als Gleichstellungsbeauftragte gemeinsam mit Monika Stanslowski ins Leben rief. So entstehe zwischen den Teilnehmerinnen und Betreuerinnen ein Vertrauensverhältnis, das zum Wiederkommen anregt.

41 Mädchen machen mit

41 Mädchen stehen auf der aktuellen Teilnehmerliste – fast alles Neulinge, denn das Mädchencafé hat seit 2020 pausiert. Wegen Corona. Die Betreuerinnen sind aber zuversichtlich, an den alten Erfolg anknüpfen zu können. Die noch in diesem Jahr geplante Weihnachtsbäckerei und das Kerzengestalten sind bereits ausgebucht. Je nach Angebot können Mädchen ab acht Jahren oder ab zehn Jahren daran teilnehmen.

Nachdem man sich jahrelang im Stadthaus getroffen hat, das nun aber verkauft wird, ist der neue Treffpunkt das Familienzentrum Manyways an der Heikenbergstraße. Nur fürs Töpfern geht die Gruppe ins Mitmach-Atelier Eckstein, Hauptstraße 80.

Zusammenarbeit mit anderen Vereinen

Die Organisatorinnen arbeiten für ein abwechslungsreiches Angebot an Aktivitäten mit Vereinen und Unternehmen aus Bad Lauterberg und Umgebung zusammen. In der Vergangenheit hat es sogar Schwimmkurse in Kooperation mit der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) gegeben.

Im kommenden Jahr ist ein Selbstverteidigungskursus im März geplant, einer für die Mädchen und einer für Frauen. Genaue Informationen dazu folgen noch. Die Angebote sind möglichst kostenlos für die Mädchen, teilweise fällt eine geringe Teilnahmegebühr an, zum Beispiel für Materialkosten. Zuletzt konnte dieses durch den Erlös aus dem Corona-Masken-Verkauf angeschafft werden – zu Beginn der Pandemie, als medizinische Masken noch Mangelware waren – haben sich die Organisatorinnen und Freiwillige hingesetzt, Stoffmasken genäht und diese verkauft. In der Gewissheit, dass es nach dem Ende der Kontaktbeschränkungen mit dem Mädchencafé weitergeht, haben sie die Einnahmen daraus als Spenden gespart.

Und was ist mit den Jungs?

Ein vergleichbares Angebot nur für Jungen gibt es in der Kneipp-Stadt aktuell nicht. Dafür fehle ein männlicher Betreuer, so Holzigel. Doch sowohl Holzigel als auch Wirth sind davon überzeugt, dass ein reines Mädchen-Angebot seine Berechtigung hat – auch noch in der heutigen Zeit, in der man sich bemüht, Kinder nicht in Geschlechterkorsetts zu zwängen.

Darum geht es im Mädchencafé aber auch nicht. Die Angebote sollen eine Möglichkeit für Mädchen sein, ihre Interessen zu verfolgen und vielleicht sogar neue Hobbys zu entdecken. Die Zusammenarbeit mit Vereinen hat in der Vergangenheit bereits zum ein oder anderen Beitritt geführt.

Vertrauen in der Gruppe

Und: Holzigel und Wirth sind überzeugt, dass zum Beispiel beim Adventsbasteln nicht so eine Ruhe herrschen würde, wenn Jungs dazwischen sitzen würden. Ganz sorgfältig fertigen die Mädchen Weihnachtskarten und anschließend Adventsgestecke. Zwischendurch rufen sie immer wieder Wirth oder Holzigel zu sich, um ihnen zu zeigen, wenn ein Bastelschritt besonders gelungen ist. Oder eine Frage zu stellen – zum Beispiel, wenn sie eine Verzierungsidee haben und sich nicht sicher sind, wie sie die am besten umsetzen können.

Die beiden Frauen bemühen sich darum, die Wünsche zu erfüllen. Dafür ist einiges an Bastelmaterial vorrätig. Holzigel achtet dabei auf Nachhaltigkeit: So sammelt sie beispielsweise Geschenkpapierreste, die sie den Teilnehmerinnen zur Verfügung stellt. Aber es gibt auch buntes Klebeband und reichlich Kartonbogen in unterschiedlichen Farben.

Beim Adventsbasteln im Mädchencafé Kratzbürste machen die Kinder unter der Anleitung von Renate Wirth und Inge Holzigel Weihnachtskarten und Tannenbaumgestecke selbst.
Beim Adventsbasteln im Mädchencafé Kratzbürste machen die Kinder unter der Anleitung von Renate Wirth und Inge Holzigel Weihnachtskarten und Tannenbaumgestecke selbst. © HK | Katharina Franz

Weihnachtskarten

Für die Weihnachtskarten haben With und Holzigel mehrere verschiedenfarbige Kartonstücke vorbereitet, die bereits ein Mal gefaltet sind wie eine klassische Grußkarte. Jedes Mädchen darf sich zwei Karten aussuchen und diese dann verzieren.

Den Teilnehmerinnen stehen als Werkzeug Schere, Klebestifte, Stanzstempel und Buntstifte zur Verfügung. Doch als erstes kommen die Fingernägel zum Einsatz: Damit entfernen die Mädchen Reste von Klebepapier von Geschenkpapierresten. Anschließend schneiden sie daraus Figuren wie zum Beispiel Tannenbäume aus oder stanzen Motive wie Schneeflocken, Engel oder Kerzen aus.

Damit die filigranen Schneeflocken nicht zerknicken, kennen die Mädchen einen Trick: Sie schmieren den Kleber nicht direkt auf die ausgestanzte Schneeflocke, sondern machen mit dem Klebestift einfach einen Punkt auf die Vorderseite der Karten. Darauf befestigen sie die ausgestanzten und ausgeschnittenen Schnipsel. Anschließend benutzen sie das bunte Klebepapier, um das entstandene Bild zu umrahmen. Die Motive sind ganz unterschiedlich: Bei manchen ist Schneegestöber zu sehen, bei anderen eine Bescherung bei Kerzenschein.

Beim Adventsbasteln im Mädchencafé Kratzbürste machen die Kinder unter der Anleitung von Renate Wirth und Inge Holzigel Weihnachtskarten und Tannenbaumgestecke selbst.
Beim Adventsbasteln im Mädchencafé Kratzbürste machen die Kinder unter der Anleitung von Renate Wirth und Inge Holzigel Weihnachtskarten und Tannenbaumgestecke selbst. © HK | Katharina Franz

Adventsgestecke

Die Adventsgestecke haben die Organisatorinnen bereits vorbereitet: Dafür haben sie mit einer Heißklebepistole Tannenzweige auf einer Holzscheibe befestigt und die Umrisse großer Sterne auf orangenen Karton gezeichnet. Die Aufgabe der Mädchen ist, die Sterne auszuschneiden und anschließend zu verzieren, ähnlich wie die Weihnachtskarten. Der Pappstern wird einfach zwischen die Zweige gesteckt. Dann dürfen sich die Mädchen kleine Pompons nehmen und diese als Schneeflocken auf das Tannengrün kleben. Auch das funktioniert mit einem Klebestift.

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