Mannheim. Die 58-Jährige empfindet den Umgang miteinander in der Gesellschaft als beunruhigend. Die Meinungsfreiheit hält sie dabei hoch. Doch muss wirklich jeder zu allem seine Meinung kundtun?

Die Stargeigerin Anne-Sophie Mutter (58) beklagt eine "Verrohung des Tons und des Umgangs miteinander". Sie empfinde das als extrem beunruhigend, sagte sie dem "Mannheimer Morgen" (Freitagausgabe).

"Die Unfähigkeit, in einen Dialog zu treten, dieses SMS-Rausgeschreie ist schrecklich. Meinungsfreiheit bedeutet ja nicht, dass ich mich zu allem äußern muss." Mit Blick auf die Koalitionsverhandlungen von SPD, Grünen und FDP sagte die Violinistin: "Ich lobe mir unser parlamentarisches System und die Möglichkeit, dass sich, wie gerade, drei Parteien über einen offenen Dialog finden."

Mutter zog einen Vergleich zur Musik: "Wir müssen es schaffen, die vielen verschiedenen Lebensentwürfe dialogisch zusammenzubringen, aufeinander zuzugehen, uns gegenseitig zuzuhören. Deswegen ist Musik so wichtig. Man hört zu. Während ich spiele und zuhöre, ändert sich meine Meinung über das musikalische Geschehen, weil sich die Information ändert. Und so sollte es in einer Gesellschaft auch sein."

Wichtig sei ihr außerdem, dass in den Schulen der Umgang mit der digitalen Welt gelehrt werde. "Damit die Kinder auch den Unterschied lernen zur Realität, dass es eine unabhängige Presse gibt und nicht irgendwelchen schnell weitergeposteten Pseudonachrichten vertraut werden kann", ergänzte Mutter. "Die Schnelligkeit ist der Feind der Informationsaufnahme."

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