Los Angeles. Jennifer Lopez ist mit „Manhattan Queen“ zurück im Kino. Im Gespräch erzählt der Superstar, warum er für seine Karriere kämpfen musste.

Jennifer Lopez überlässt nichts dem Zufall. Auch nicht ihren Film „Manhattan Queen“ (aktuell im Kino). Deshalb ist die Rolle einer Frau ohne höhere Bildung, die sich in der Geschäftswelt durchboxt, für die Sängerin, Schauspielerin und Mutter von Zwillingen wie maßgeschneidert. Schließlich hat sie, ein Kind puerto-ricanischer Einwanderer, es aus der New Yorker Bronx zum Superstar geschafft. Und auch beim Interview wirkt die 49-Jährige kontrolliert, predigt pures Erfolgsethos. Doch gelegentlich schimmert ein Mensch hindurch, der auch seine Schwächen hat und tatsächlich mal alle Fünfe gerade sein lässt.

Frau Lopez, wie Ihre Figur in ­„Manhattan Queen“ haben Sie keinen Hochschulabschluss. Was ist nötig, um trotzdem Erfolg zu haben?

Jennifer Lopez: Sie müssen sich den Arsch aufreißen.

Das reicht?

Lopez: Ein bisschen Talent sollte wohl noch dazukommen. Aber ich habe immer versucht, härter als alle anderen zu arbeiten. Es gab Zeiten, da ließ ich mir das Make-up verpassen, als ich noch im Halbschlaf im Bett lag, und die Leute haben mich dann zur Tür hinausgeschleppt.

Das klingt nicht unbedingt empfehlenswert.

Lopez: Ganz so schlimm geht es bei mir nicht mehr zu. Ich will mein Leben auch genießen und nicht mehr im Hamsterrad stecken. Aber generell mag ich es, mich abzustrampeln und für Dinge zu kämpfen. Denn das Gefühl ‚Ich habe das geschafft‘ ist einzigartig.

Können Sie denn überhaupt eine höhere Bildung empfehlen?

Jennifer Lopez bei der Verleihung der Billboard Music Awards 2018 in die MGM Grand Garden Arena in Las Vegas.
Jennifer Lopez bei der Verleihung der Billboard Music Awards 2018 in die MGM Grand Garden Arena in Las Vegas. © dpa | Jordan Strauss

Lopez: Es gibt die verschiedensten Wege zum Erfolg. Meine Töchter sollen natürlich aufs College gehen, wenn sie das wollen. Sie sind anders geprägt als ich. Ich wollte nie auf die Uni, ich träumte von einer Künstlerkarriere. Ich bin gewissermaßen aus dem Nichts gekommen. Die Art von Cleverness, wie ich sie in der Bronx gelernt habe, kann ich ihnen nicht einfach beibringen. Jeder kann es schaffen, wenn sie oder er sich genügend reinhängt.

Aber dafür braucht es eine gewisse geistige Einstellung. Woher bekommt man die?

Lopez: Meine Eltern haben mir die richtigen Werte vermittelt – ein gutes Arbeitsethos, Spiritualität, die Wertschätzung für andere Menschen. Das sind dann auch die Schlüssel, um im Leben glücklich zu werden. Und das lebe ich auch meinen Kindern vor.

Die müssen also auch lernen, was harte Arbeit bedeutet?

Lopez: Absolut.

Ist denn so ein extremes Leistungsdenken erstrebenswert?

Lopez: Ich habe schon auch andere Prioritäten für mich entdeckt. Wenn du Kinder bekommst, hast du gar keine andere Wahl, als umzudenken. Das hat auch mit dem Älterwerden zu tun. In jüngeren Jahren ist dein Leben noch der reinste Wahnsinn, du weißt gar nicht, was du tun sollst, weil du dich nicht genug kennst. Wenn du dann mal deine 40er erreichst, hast du ein besseres Selbstgefühl. Du versuchst nicht mehr, es der ganzen Welt recht zu machen.

Stand denn eigentlich eine eigene Familie auf Ihrem Lebensplan?

Lopez: Auf jeden Fall. Das war immer ein Traum, an den ich geglaubt habe.

Der sich allerdings nicht idealtypisch realisieren ließ. Sie haben auch drei Scheidungen hingelegt.

Lopez: Tja, jeder stolpert mal im Leben. Nur dass das in meinem Fall von den Medien breitgetreten wurde. Aber ich habe es immer geschafft, auf dem Teppich zu bleiben und weiterzugehen. Wofür sicher auch meine gute Erziehung verantwortlich ist. Von diesen Erfahrungen wurde ich nicht angeknackst, sondern bin dadurch reifer geworden. Zu leben heißt zu lernen.

Es war also auch nicht schwierig, die Kinder nach der Scheidung gemeinsam großzuziehen?

Lopez: Mein Ex-Mann und ich haben es geschafft, Freunde zu bleiben Und wir wussten: Unsere Kinder kommen immer an erster Stelle.

Wenn man sich Ihre Fotos anschaut, könnte man aber manchmal glauben, dass Ihr Fitnessprogramm an erster Stelle kommt.

Lopez: Sicher nicht. Die Zeiten, wo ich in aller Herrgottsfrühe ins Fitnessstudio gegangen bin, sind vorbei. Natürlich muss ich meinen Körper gesund halten. Und ich möchte mich weiter verbessern, deshalb informiere ich mich ständig über neue Trainingsmethoden, wenn die bisherigen für mich nicht mehr funktionieren. Aber ein paarmal die Woche reicht. Ich liebe es auch, mich auszuruhen und einfach mit meinen Kindern abzuhängen. Ich kann so ein richtiger Stubenhocker sein, selbst wenn man mir das nicht zutraut.