Essen. Ingo Appelt hat Spaß daran, sein Publikum zu schockieren. Ein Gespräch über Selbsterkenntnisse, seine Frau und lustige Politikernamen.

Lange galt Ingo Appelt als der böse Bube der deutschen Comedy. Allzu gerne ging er mit seinen Witzen und Parodien unter die Gürtellinie. Doch mit 51 Jahren ist der gebürtige Essener ruhiger geworden – das behauptet er jedenfalls selbst.

Mit seinem Bühnenprogramm „Besser ... ist besser!“ möchte er angeblich Buße tun. Doch wer Appelt kennt, weiß: ganz ernst kann er das nicht meinen.

Herr Appelt, während Ihres Liveprogramms sagen Sie: „Auch ich habe Gefühle. Warum mache ich das alles wohl? Doch nicht wegen der Kohle! Es ist ein Schrei nach Liebe.“ Brechen Sie eine Lanze für die Verletzlichkeit des Mannes?

Ingo Appelt: Dafür und noch für viel mehr. Wir Männer haben ein schlechtes Image weil viele unserer Artgenossen sehr, sehr bösartig sind. Dabei sind viele von uns gar nicht so schlimm. Ich habe allerdings einiges wieder gutzumachen, wenn man da an Zeiten denkt, wie ich vor 20 Jahren mit dem bösen F-Wort auf der Bühne rumgelaufen bin.

Es wird also sozusagen Buße getan?

Appelt: Ja, ein bisschen schon. Ich bin jetzt 51 Jahre alt, da kommt irgendwann die Selbsterkenntnis. Die Frage: Wie sollen Männer sein? Die beschäftigt mich sehr. Viele sind da vollkommen verwirrt und passen gar nicht mehr in die Zeit. Da kann nur einer helfen – und das bin ich.

Humorvolle Männer stehen in der Damenwelt ja hoch im Kurs, darüber scherzen Sie auch in Ihrem Programm. Wann findet Ihre Frau Sie besonders lustig?

Appelt: Eigentlich immer. Meine Frau lacht sehr gerne und sehr viel. Sie sitzt vor dem Fernseher, schaut „Modern Family“ oder „Big Bang Theory“, und da hört man sie nur noch laut lachen. Und über mich lacht sie auch oft, vor allem, wenn ich albernen Kram für sie mache: Zum Beispiel, wenn ich mich verkleide und ihr so das Frühstück ans Bett bringe.

Sie klingen ja nach einem Traummann: Die Herzensdame bekommt Live-Comedy und Frühstück – und muss dafür noch nicht einmal aufstehen.

Appelt: Ich bemühe mich. Wir haben eine Traumbeziehung, denn es wird gesagt: „Die beste Beziehung ist die, in der einer gerne kocht und einer gerne isst.“ So ist das bei uns, denn ich habe die Küche erobert. Eigentlich bin ich ja gelernter Maschinenschlosser, also Handwerker. In unserer Berliner Wohnung gibt es aber nicht viel zu tüfteln, deshalb ersetzt die Küche den Schraubstock. Ich habe viele große Messer und etliche Küchenmaschinen.

Manchmal, wenn meine Frau zur Arbeit geht, – sie arbeitet im Quatsch Comedy Club – gebe ich ihr Chili con Carne für die ganze Mannschaft mit.

Eines Ihrer größten Talente ist das Nachahmen von Stimmen. Ihre Imitation von Michael Mittermeier oder Herbert Grönemeyer ist zum Verwechseln ähnlich. Haben Sie mit diesem Talent schon mal Telefonstreiche gespielt?

Appelt: Ganz früher, Anfang der 90er-Jahre habe ich da mal meinen Schabernack getrieben. Aber mittlerweile mache ich kaum noch aktuelle Parodien. Die, die ich mache, sind meistens ein Blick in die Vergangenheit. Denn momentan gibt es gar nicht so viele Leute, die man nachmachen kann. Es ist so langweilig geworden, alle sind so glatt­ gebügelt.

Gerade in der Politik, da macht das gar keinen Spaß mehr. Bei meinen ersten Auftritten habe ich 28 Politiker parodiert, die jeder im Raum erkannte: Roman Herzog, Rudolf Scharping , Franz Josef Strauß, Willy Brandt. Heute kennen sie nur noch Angela Merkel.

Unsere Kanzlerin, die mehr als einmal ihr Fett bei Ihnen wegbekommen hat, wird wohl nicht wieder antreten. Sind Sie bereit für einen Mann als Kanzler?

Appelt: Ich glaube, dass Annegret Kramp-Karrenbauer das Rennen macht. Wenn wir Frauen nach vorne lassen, dann haben die oft lustige Namen. Kramp-Karrenbauer, da ist ein Auto im Name, genau wie bei Wagenknecht. Aber Spaß beiseite: Wir brauchen viel mehr Frauen in der Politik. Ich zähle auf die Damen!

Sie sind als „Konkursverwalter der Männlichkeit“ unterwegs. Warum sollten die Frauen ihren Männern schnellstmöglich Karten besorgen?

Appelt: „Besser ... ist besser!“ soll mein Umerziehungsprogramm für Männer sein. Wir arbeiten gemeinsam an uns – und an unserem Leben mit den Frauen.