Claire Foy spielt in „Aufbruch zum Mond“ eine treu sorgende Ehefrau. Nun kommt sie als eiskalte Rächerin in „Verschwörung“ in die Kinos.

Wenn es das Phänomen des „Shooting Stars“ gibt, dann gehört Claire Foy (34) in diese Kategorie. Nach dem Erfolg der Serie „The Crown“, in der Foy Queen Elizabeth spielt, ist die Britin aktuell an der Seite von Ryan Gosling in „Aufbruch zum Mond“ zu sehen. In der Rolle der Lisbeth Salander in „Verschwörung“ (ab 22. November in den Kinos ) von Bestseller-Autor Stieg Larsson zeigt sie sich als coole Rächerin. Ein Gespräch über die vielen Facetten von Frauen.

In „Aufbruch zum Mond“ spielen Sie die treu sorgende Ehefrau und Mutter, bald kommen Sie als ­Actionheldin in die Kinos. Welche Rolle ist Ihnen lieber?

Claire Foy: Das klingt fast so, als wäre eine „treu sorgende Ehefrau und Mutter“ etwas Negatives. Was eine Beleidigung für alle Frauen wäre. Woher kommen wir denn alle? Aus dem Leib einer Mutter! Hurra!

Ich bin selbst stolz darauf, eine zu sein. Und ich finde es großartig, dass ich die verschiedensten Frauen in ­verschiedensten Lebensbereichen spielen kann. Das Leben bietet eben alle möglichen faszinierenden Facetten. Aber ich gebe zu: Ich fand es sehr merkwürdig, diese beiden Filme hintereinander zu drehen. Das war schon eine harte Nuss, die ich da knacken musste.

In der Serie „The Crown“ mussten Sie erleben, dass Sie weniger Gage erhielten als Ihr männlicher Partner. Haben Sie jetzt endlich Ihren Nachschlag erhalten?

Foy: Den habe ich nie gefordert. Folglich kann ich mich dazu auch nicht äußern. Das ist mein Standpunkt, was diese Angelegenheit angeht.

Sagen Sie etwas zu #MeToo?

Foy: Klar, als Frau bin ich natürlich davon betroffen, und ich kann nur hoffen, dass sie die Türen für einen langfristigen Wandel aufgestoßen hat. Aber die Frauen haben lang genug an diese Tür geklopft, und es gibt noch einen weiten Weg zurückzulegen.

Welche Frauen bewundern Sie in Ihrem Leben?

Foy: Unzählige. Meine besten Freundinnen sind die großartigsten Menschen, denen ich je begegnet bin. Die haben auch nichts mit dem Filmgeschäft zu tun. Die eine schrieb eine Dissertation über den sexuellen Missbrauch junger Frauen und Mädchen und arbeitet in einem Krisenzentrum für Vergewaltigungsopfer.

Eine andere ist in einer Organisation für die Prävention von Selbstmord beschäftigt. Frauen haben gegenüber Männern einen großen Vorteil: Sie können untereinander über alles reden. Da sagt eine ganz locker: „Ich fühle mich heute Scheiße.“ Und eine andere sagt: „Mir geht’s genauso.“

Frauen agieren ja angeblich auch als Politikerinnen anders. Wenn Sie – analog zu „The Crown“ – ein Staatsoberhaupt wären, was wäre Ihre erste Entscheidung?

Foy: Ich würde den Politikern sagen, dass sie ehrlich sein sollten. Keine Lügen, keine Tricks. Vermutlich würde ich auch alle zum Psychotherapeuten schicken.

Mit wem haben Sie mehr gemein – mit Elizabeth oder Lisbeth?

Foy: Ich liege exakt in der Mitte. Abhängig von meiner jeglichen Tagesform. Ich bin nicht besonders beständig, leider. Auf jeden Fall kenne ich auch den mörderischen Zorn von Lisbeth Salander.

Wann erleben wir den?

Foy: Das verrate ich lieber nicht.

Sind Sie dünnhäutig?

Foy: Das würde ich jetzt nicht von mir behaupten. Ich mag sogar schwierige Erfahrungen. Denn durch sie lernst du, im Moment zu leben. Du existiert einfach und denkst nicht zu viel nach. Das ist mein großes Ziel. Die Devise ist: Tu’s einfach. Mach weiter.

Wann zum Beispiel praktizieren Sie das?

Foy: Wenn ich absolut kaputt bin und mein einziger Gedanke ist: Ich kann nicht mehr, ich kann nicht mehr, und wenn mich dann meine kleine Tochter nach vier Stunden Schlaf aufweckt.

Und wenn Sie dann total erledigt sind, wie erholen Sie sich wieder?

Foy: Indem ich Urlaub mache. Und mit der Musik von Bruce Springsteen. Der hat mich mein ganzes Leben lang begleitet.