Hamburg. Ken Duken ist weltweit gefragter Schauspieler und Familienmensch zugleich. Ab Mittwoch ist er in der ZDFneo-Serie „Parfum“ zu sehen.

Als Kind saß er unter dem Schminktisch der Mutter, am Kur­theater Garmisch. Ein vertrauter Ort für ihn. Und er sah sie spielen, viele Male. Dann stand Ken Duken selbst auf der Bühne, in allen denkbaren Kinderrollen. „Von ,Das Haus in Montevideo‘ über ,Lohengrin‘ bis ,Parsifal‘“: So fasst er seine Anfänge zusammen. „Das war für mich der Inbegriff der Freiheit.“ Dies: Dinge zu tun, die man abseits der Bühne nicht tun darf.

Was das anbelangt, ist aus ihm ein freier Mann geworden. Noch nicht einmal 40 ist Ken Duken, seit 21 Jahren dreht er Filme, um die 100 Rollen hat er gespielt. Er war Spion in der italienisch-polnischen Produktion „Karol – Ein Mann, der Papst wurde“, Gestapo-Offizier im norwegischen „Max Manus“, Carl Benz in „Carl & Bertha“ und Adi Dassler in „Duell der Brüder“. Er kann sich längst aussuchen, wer er sein will. Darauf angesprochen, klopft er beim Interview in Hamburg aber doch kurz auf Holz.

Unerfüllbare Sehnsüchte, Liebe und Gewalt

Er spricht ruhig, der Straßenlärm von draußen konkurriert fast mit seiner Stimme. Diese Stimme! Wenn er erst loslegt, kann sie hypnotisch sein, warm oder kalt, beängstigend oder liebevoll. Aber er ist kein Angeber, der auch rumtönt, wenn die Kamera aus ist. Ab Mittwoch ist Duken im Sechsteiler „Parfum“ auf ZDFneo zu sehen – einem Krimi nach Motiven des Romans „Das Parfum“.

Wie bei Patrick Süskind spielt die Besessenheit vom menschlichen Geruch eine Rolle. Unerfüllbare Sehnsüchte, Liebe und Gewalt. Jetzt aber in der Gegenwart, am Niederrhein. Die Landschaft wird als große Leere inszeniert – darin eine Gruppe von Freunden, die schon als Jugendliche im Internat andere quälten. Jetzt sind sie erwachsen. Und eine von ihnen wird ermordet.

Er wehrt sich gegen Kritik am Frauenbild

„Menschliche Abgründe werden einem ja überall entgegengeschleudert, wenn man den Fernseher anmacht, in die Zeitung guckt“, sagt Duken. Mit diesen Sehnsüchten und Problemen setze sich die Serie auseinander. Kritik am Frauenbild – die weiblichen Figuren werden vor allem als wehrlose Opfer gezeigt – lässt er nicht gelten: „Dem steht ja kein gesundes Männerbild gegenüber“, sagt er.

Recht hat er: Die Männer sind hier innerlich alle schwer beschädigt. Schauspielerisch sei das sehr spannend. Und intensiv. „Es gibt Tage, da geht man nach Hause und hat erst mal Schwierigkeiten, in den Spiegel zu schauen.“ Er erdet sich mit Sport, und da mag er es ungewöhnlich: Sein Sport ist Brazilian Jiu-Jitsu, eine Kampfkunst.

Verheiratet mit einer Schauspielkollegin

Wichtigster Anker aber ist dem Schauspieler die Familie. Seit 18 Jahren ist Ken Duken mit der Kollegin Marisa Leonie Bach verheiratet. Sohn Viggo wurde 2009 geboren. Nicht gerade typisch für die Generation, sich so früh festzulegen und dann auch zusammenzubleiben. War das Glück? Vielleicht, sagt er. Aber vor allem müsse man das Glück auch ergreifen können, wenn es sich zeige. In der Liebe sei ihm das gelungen.

Bis heute freut er sich über die Entscheidung, die er und seine Frau damals trafen: Dass sie sich als Paar aus der Öffentlichkeit raushalten würden. „Um das zu schützen, was uns wichtig ist.“ Wenn sie doch mal, bei Premieren eigener Filme, auf dem roten Teppich stehen, zeigt er ein Bild bei Instagram und schreibt auf Englisch: „#mumanddadnightout“ – Aus­gehabend für Mama und Papa.

Er dreht in mehreren Sprachen

Auch beruflich hat Duken das Glück ergriffen, als es sich zeigte: Seine Frau hatte 2001 eine kleine Rolle in einem ausländischen Film. Sie schlug ihn für einen anderen Part vor, es klappte. Der Regisseur buchte ihn danach gleich wieder, es entstand eine Art Kettenreaktion: Jahrelang spielte er vor allem im Ausland. „In Deutschland wäre ich in der Zeit als Schauspieler verhungert“, sagt Duken.

Um ausweichen zu können, muss man es aber auch draufhaben. Auf Englisch spielen, auf Italienisch, auf Französisch, auf Norwegisch: kann er. Er kann auch das Genre wechseln. Action, Drama, Komödie? Immer her damit. „Wenn ich nur das Düstere oder Schwere spiele“, sagt er, „dann macht’s mir keinen Spaß.“