Berlin. Ryan Reynolds, der mit „Deadpool 2“ in den Kinos zu sehen ist, spricht über seine Panikattacken und über seine neue Rolle als Vater.

Der kanadische Schauspieler Ryan Reynolds (41) lieferte 2016 mit dem Marvel-Comic-Movie „Deadpool“ den Sommerhit des Jahres. Der frühere Sexiest Man Alive spielte die Titelrolle als wohl hässlichster Mutant der Filmgeschichte. Nun ist er mit „Deadpool 2“, der Fortsetzung der Superhelden-Persiflage, im Kino. Ein Gespräch über die Filmarbeit, seine Angstattacken und seine Familie.

Mr. Reynolds, Sie haben kürzlich öffentlich über Ihre Angst- und Panikattacken gesprochen. Wie geht es Ihnen heute?

Ryan Reynolds: Ganz gut. Diese Angstzustände hatte ich schon immer. Mal waren sie mehr, mal weniger präsent. Aber vor öffentlichen Auftritten kommen sie fast regelmäßig zurück. Bevor ich zum Beispiel bei einer Filmpremiere über den roten Teppich gehen oder gar live in einer TV-Show auftreten muss, fühle ich mich jedes Mal hundeelend, fange am ganzen Körper an zu zittern, bekomme Schweißausbrüche und muss mich ab und an auch schon mal übergeben.

Sie waren 2010 ja selbst mal der Sexiest Man Alive.

Reynolds: Ehrlich gesagt war mir das eher peinlich. Ich und Sex-Appeal? Ha! Damals war ich noch mit Scarlett Johansson verheiratet. Und die sagte dann gerne: „Sexiest Man Alive, trag doch mal schnell den Müll raus.“

Nach der Scheidung von Scarlett Johansson haben Sie 2012 Blake ­Lively, eine andere Hollywood-Schönheit, geehelicht. Davor waren Sie lange mit der kanadischen Rocksängerin Alanis Morissette verlobt.

Reynolds: Worauf wollen Sie hinaus?

Was muss ein Mann haben, der mit solch starken Frauen zusammen ist?

Reynolds: Wenn ich das wüsste! Einen gut ausgeprägten Sinn für Humor – das wäre schon mal ein guter ­Anfang. Liebesbeziehungen kann man aber eigentlich nicht mit­einander vergleichen. Jeder Mensch ist doch anders. Doch seit ich mit Blake zusammen bin, fühle ich zum ersten Mal in meinem Leben, dass ich bei mir angekommen bin. Vor allem seit wir zwei wunderbare Kinder haben (die Töchter James, drei Jahre, und Ines, eineinhalb Jahre. A. d. Red.), geht mir mein Familienleben über alles. Ich bin wirklich ein sehr, sehr glücklicher Mann. Erst unlängst gestand ich meiner Frau, ich würde sie über alles lieben und für sie jederzeit eine Pistolenkugel mit meinem eigenen Körper aufhalten. Dann schaute ich in die Gesichter meiner Töchter – und mir wurde klar: Ich würde Blakes Körper ohne mit der Wimper zu zucken als menschliches Schutzschild für unsere Kids einsetzen. Sie sehen: Die Kinder haben mein Liebesleben total ruiniert.

Wie war denn Ihre Kindheit?

Reynolds: Ich bin in Vancouver, British ­Columbia, aufgewachsen und hatte dort eine wunderschöne Kindheit. Da ich der jüngste von vier Brüdern bin, musste ich schon als Kind meinen ganzen Grips zusammennehmen, um mich in meiner Familie durchzusetzen. Wenn es mal nicht so rund lief, hat mir mein Sinn für Humor geholfen, ziemlich schnell wieder aus meinen emotionalen Tiefs herauszukommen. Ursprünglich wollte ich ja sogar Komiker werden. Leider hat das nicht geklappt.

Leider?

Reynolds: Okay, ich will nicht undankbar sein. Schließlich gab mir die Schauspielerei die Möglichkeit, meine Ängste zu überwinden. Sie müssen wissen, dass ich mich als Kind lange Zeit als viel zu dick empfand. Und als Teenager hatte ich sehr viele, sehr hässliche Pickel. Dadurch war ich wahnsinnig gehemmt und unsicher. Aber immer wenn ich vor der Kamera stand – und sei es für eine furchtbare TV-Soap –, hatte ich das Gefühl, aktiv an einem kreativen Prozess teilzunehmen. Das gab mir ein unbeschreibliches Glücksgefühl. Und mit der Zeit auch immer mehr Selbstvertrauen.

Sollte es mit der Schauspielerei mal nicht mehr klappen: Haben Sie dann einen Plan B?

Reynolds: Oh Gott, darüber mache ich mir lieber keine Gedanken. Denn obwohl ich schon über 20 Jahre im Geschäft bin, habe ich immer noch die Angst, dass es das jetzt gewesen sein könnte.

Sie misstrauen Ihrem persönlichen Happy End?

Reynolds: Oh ja – und wie! Das Leben ist doch ständig in Bewegung. Und ein permanentes Happy End? Das wäre der schlimmste Alptraum!