Essen. Bewegender Film mit Andrew Garfield: Der Ex-Spider-Man-Darsteller spielt einen kranken Mann im Rollstuhl, der vor Lebensmut strotzt.

Sein Spider-Man-Kostüm legte Andrew Garfield (34) vor vier Jahren ab, um sich verstärkt auf dramatischere Rollen konzentrieren zu können. In dem britischen Film „Solange ich atme“, der auf einer wahren Geschichte beruht, beeindruckt er nun er als Robin Cavendish, der als medizinisches Wunder galt: Als der 28-jährige britische Tee-Einkäufer 1958 in Afrika an Kinderlähmung erkrankte, sagten die Ärzte, er habe nur noch wenige Monate zu leben. Doch seine Frau Diana (Claire Foy) gab nicht auf.

Gegen den Willen der Ärzte holte sie ihren Mann aus der Klinik nach Hause, wo er langsam seinen Lebensmut zurückgewann. Garfield, so lobt ihn die Kritik, glänzt mit präzisem Gestenspiel – und trotz der schwierigen Rolle mit viel Humor.

Robin Cavendish konnte nur mit einem Beatmungsgerät überleben. Wie war das für Sie? Haben Sie die Luft anhalten müssen?

Andrew Garfield: Ja, eigentlich die ganze Zeit, um in den Rhythmus der Beatmungsmaschine zu kommen. Es wurde also etwas Natürliches für mich. An der Maschine angeschlossen zu sein, muss für Robin ein Gefühl gewesen sein, als ob er permanent ein Musikinstrument spielen müsste. Auf die gleiche Weise bin ich vorgegangen, um nicht die ganze Zeit überlegen zu müssen, wann ich wieder atmen darf.

Wollen Sie mit diesem Film das Spider-Man-Image endgültig hinter sich lassen?

Dieses Kapitel ist für mich komplett abgeschlossen. Es war toll, Spider-Man zu spielen, und ebenso wichtig, die Rolle rechtzeitig aufzugeben. Durch Spider-Man brauche ich mir momentan um Geld keine Sorgen zu machen. Ich kann Projekte wie diese Geschichte unterstützen, die mir am Herzen liegen. Mit künstlerisch und inhaltlich anspruchsvolleren Filmen lässt sich kaum Geld verdienen, das ist einfach irre.

Wie haben Sie die schwere Rolle physisch bewältigt?

Alles, was ich sonst mit dem Körper ausdrücke, musste ich mit den Augen und dem Gesicht verständlich machen. Sie waren bei Robin lebendiger als bei den meisten Menschen. Ihm war egal, wie er aussah und welche Grimassen er schnitt. Er wollte sich verständigen. Dies zu entdecken, hat mich befreit.

Wie schwer war es für Sie, Ihren Körper fast komplett ausschalten zu müssen?

Das war ebenfalls sehr hart, gehörte aber zum Job. Doch es war eine erstaunliche Erfahrung, die mir geholfen hat, mich in Demut zu üben. Als ich geboren wurde, bin ich an einer Form von Meningitis erkrankt. Bei mir wurde der Coxsackie-Virus diagnostiziert, der mich hätte umbringen können. Bei manchen Betroffenen kann dieser Virus auch Lähmungen hervorrufen. Insofern hat sich in meinem Körper vielleicht ein gewisses Bewusstsein dafür abgespeichert.

Sie waren also für das Thema sensibilisiert.

Ja, ich habe mal einen Film gesehen, der hieß „Murderball“, über eine Gruppe von Basketballspielern, die im Rollstuhl sitzen. Als einer von ihnen sagte, dass er wegen des Coxsackie-Virus im Rollstuhl sitzt, brach ich in Tränen aus. Plötzlich entstand vor meinen Augen ein Bild, was mit mir hätte passieren können. Ich glaube schon, dass sich ein Körper von Geburt an Dinge merken kann.

Warum interessiert Sie dieses Thema so sehr?

Es geht doch immer um Leben und Tod, welche Bedeutung man seinem Dasein gibt und was Liebe heißt. Das sind Fragen, die unmöglich zu beantworten sind. Im Grunde genommen handelt jede Geschichte davon.

Werden Sie Ihre Kinder gegen Polio und andere ansteckende Krankheiten impfen lassen?

Ich bin mir nicht sicher, wo ich in dieser Debatte stehe. Mir fehlt das Wissen, Vor- und Nachteile abzuwägen. Aber letztlich muss jeder seine eigene Entscheidung treffen.

Was haben Sie aus dem Film für sich mitgenommen?

Das Schicksal von Robin Cavendish macht deutlich, wie fragil der Körper ist und wie schnell alle Pläne über den Haufen geworfen werden können.

Sind Sie eigentlich spirituell veranlagt?

Ist das nicht jeder? Ob wir es wollen oder nicht, der Geist steckt in uns. Ich stehe der Idee, mehr als mein Körper zu sein, offen gegenüber. Sie gibt mir innere Ruhe.