Essen. Rätselhafte Zusammenhänge, ein labiler Jurastudent und ein Ersatz-Ermittler: Der Schwarzwald-“Tatort“ am Sonntag ist sehr sehenswert.

Es liegt eine Decke aus Müdigkeit und Erschöpfung über diesen Kommissaren. Sie sitzen in Räumen, in die nur fahles Zwielicht dringt, sie kämpfen mit Koffeinbonbons gegen die Übernächtigung. An der Seite von Franziska Tobler (Eva Löbau) ermittelt im Schwarzwald-„Tatort“ diesmal Luka Weber (Carlo Ljubek), der für Friedemann Berg eingesprungen ist.

Schauspieler Hans-Jochen Wagner war während der Dreharbeiten erkrankt; im Film heißt es, Berg habe sich beim Skikurs eine Verletzung zugezogen. Aber Ljubek erweist sich als ebenbürtiger Ersatz. Er beherrscht den mürrischen, übernächtigten Part mindestens genauso gut.

Damian ist von sehr weltlichen Dämonen besessen

„Damian“ heißt diese „Tatort“-Episode, für die Lars Hubrich und Stefan Schaller das Drehbuch geschrieben haben, Schaller führte auch Regie. Wer will, kann hier natürlich an Richard Donners Gruselklassiker „Das Omen“ von 1976 denken, in dem der Name den Sohn des Satans bezeichnet.

Aber man stellt schnell fest, dass es hier um andere, sehr weltliche Dämonen geht. Damian Rombach, gespielt vom 1994 geborenen Südtiroler Thomas Prenn, ist ein labiler Jurastudent, der unter Prüfungsangst leidet. Auch er verliert den Kampf gegen die Müdigkeit. Ein Aufseher findet ihn in der Bibliothek, wo er auf dem Fußboden eingeschlafen ist.

Rombach schreckt hoch und rennt panisch in den Hörsaal, wo er erfährt, dass seine Klausur bereits geschrieben worden ist. Vor Wochen. Er wirkt überfordert, verloren und verwirrt.

Wenig später sehen wir ihn, wie er panisch in der Nacht durch den Wald rennt, nur mit Boxershorts bekleidet. Jemand sei hinter ihm her, keucht er.

Rätselhafte Zusammenhänge zwischen verschiedenen Vorfällen

Tobler und Weber ermitteln in einem Fall, in dem sie seit Wochen nicht weiterkommen. Eine 17-Jährige ist zusammen mit ihrem Tennislehrer ermordet aufgefunden worden. Und dann ist da noch diese Hütte im Wald, die wir in der ersten Einstellung lichterloh in Flammen stehen sehen. Ein Mensch ist darin gestorben. Hat beides miteinander zu tun? Aber wie?

Ein als gestohlen gemeldetes Auto stand in der Nähe herum. Der Besitzer (André Jung) hat für die Tatzeit ein Alibi. Und auch der Dieb des Autos, der Bauarbeiter Peter Trelkovsky (Johann von Bülow), scheint trotz seltsamer Neigungen als Verdächtiger auszuscheiden. Und dieser labile Student Damian? Kurios, das schon. Aber ein Mörder?

Drei gute Gründe, warum die ein gelungener „Tatort“ ist

Dieser „Tatort“ ragt aus dem Durchschnitt der Reihe aus mehreren Gründen heraus. Erstens gelingt es den Autoren, ein psychologisch plausibles Bild überforderter Menschen zu zeichnen, das die Regie atmosphärisch überzeugend umzusetzen weiß.

Zweitens sind hier wirklich herausragende schauspielerische Leistungen zu besichtigen, allen voran der ja schon recht bekannte Johann von Bülow und der eben noch nicht so bekannte Thomas Prenn, von dem wir sicher noch häufiger hören werden.

Und drittens schafft es dieser Film, eine wirklich umwerfende Volte an sein Ende zu setzen, die die ganze Geschichte in einem völlig anderen Licht erscheinen lässt.

Fazit: Ein außergewöhnlicher, sehenswerter „Tatort“, der einen konzentrierten Zuschauer fordert, diesen aber reich belohnt.

„Tatort“, Sonntag , ARD, anschließend in der Mediathek.