Essen. Benjamin Sadler und Jördis Triebel brillieren im ZDF-Krimi „Ein verhängnisvoller Plan“. Die Spannung macht ein besonderer Umstand aus.

Ein „Dream-Team“ vor der Fernsehkamera. Kathrin Hagen-Brenner (Jördis Triebel), Politikerin und Millionen-Erbin eines Kaufhaus-Imperiums, steht kurz davor, von der Abgeordneten zur Staats­sekretärin aufzusteigen. Ihr Mann Jan Brenner (Benjamin Sadler), erfolgreicher und hochgeschätzter Kriminalbeamter, ist der designierte Chef der Mordkommission.

Während sie im Interview Rede und Antwort steht, in makellosem Politiker-Sprech von ihrer tief empfundenen Verantwortung als Erbin erzählt, der Gesellschaft etwas zurückzugeben, hockt er teilnahmslos daneben. Als sie auf die Frage nach dem Geheimnis ihrer Vorzeige-Ehe „Liebe und Respekt“ anführt, ringt er sich immerhin Zustimmung ab. Jan Brenner ist nicht bei der Sache.

Zeigt „Ein verhängnisvoller Plan“ eine Tötung beim Liebesakt?

Wohin seine Gedanken abgewandert sind, das wird bald klar. Vor ein paar Tagen, Frau und Kinder waren im Urlaub, hat ihn seine Geliebte aufgesucht. Die Journalistin Vesna Benning (Katharina Nesytowa) wollte eigentlich nur Akten über einen zehn Jahre zurückliegenden Mordfall haben, aber dann kam eines zum anderen.

Am nächsten Morgen lag Vesna tot neben ihm im Bett – erdrosselt mit seiner Krawatte. Tötung beim Liebesakt? Brenner kann sich offenbar an nichts erinnern. Leidet er an retrograder Amnesie, am Verlust des Kurzzeitgedächtnisses als Folge eines traumatischen Ereignisses? Brenner weiß es nicht, und auch der Zuschauer darf sich nie auf der sicheren Seite fühlen.

Ed Herzog, bekannt als Regisseur absurder Eberhofer-Krimis wie „Griesnockerlaffäre“ und „Sauerkrautkoma“, legt mit „Ein verhängnisvoller Plan“ (Drehbuch: Katharina Hajos, Constanze Fischer) einen Fernseh-Thriller der absoluten Spitzenklasse vor. Sadlers Miene bleibt die ganze Zeit nahezu unbeweglich, doch man fühlt, sieht, ja hört geradezu, wie hinter Brenners Stirn das Räderwerk der Gedanken arbeitet.

Video der Liebesnacht bringt Polizei ins Grübeln

Ist es Schuld, die ihn treibt, oder konzentriertes Bemühen um Klarheit? Zwischendurch aufblitzende Bilder einer unseligen Affäre. Brenner, wie er sein Haus von allen Spuren Vesnas säubert, wie er die Leiche im Wald vergräbt: Kehrt die Erinnerung zurück, oder ist er von Beginn an planmäßig vorgegangen und hat als erfahrener Kriminalist alle Spuren zu beseitigen versucht?

Brenner hat, daran besteht kein Zweifel, moralische Schuld auf sich geladen, aber ist er auch schuldig? Plötzlich finden seine Kollegen Vesnas nackte Leiche, sorgfältig gesäubert und arrangiert, vor einer Hochhaussiedlung. Dort hatte sich der Mordfall ereignet, den die Journalistin noch einmal untersuchen wollte. Ein Unbekannter schenkt Tochter Sarah Vesnas kostbares Armband, führt die Polizei zu dem Container, in den die Kleidung der Toten entsorgt wurde.

Ein Film, der Vesna und Brenner in besagter Liebesnacht zeigt, taucht auf, Brenner erhält anonyme Anrufe. Hat ihm jemand eine Falle gestellt? Wie mit jeder ungewöhnlichen Wendung in diesem bestechenden Spiel um Schein und Sein die aus Ungewissheit erwachsende Spannung steigt, das hat geradezu Weltniveau.

„Ein verhängnisvoller Plan“ in der Mediathek anschauen

Zuletzt war Benjamin Sadler übrigens im ZDF-Krimi „Jenseits der Angst“ zu sehen. In dem Film ging es ebenfalls um einen Kriminalfall, der sich zwischen einem Ehepaar abspielte.

• Montag, 14. Oktober 2019, 20.15 Uhr im ZDF oder schon jetzt in der ZDF-Mediathek.