Berlin. „Das Beste kommt zum Schluss“, Alkoholprobleme und die Rea-Garvey-Klammer: Die sechste Blind Audition deckt zahlreiche Taktiken auf.

Gedanklich sind die meisten Zuschauer von „The Voice of Germany“ noch bei den Blind Auditions – die Macher bereiten sich schon längst aufs Finale vor. Das findet am 10. November statt – in den TV-Studios in Berlin Adlershof.

Spannend: Mit Alice Merton kann wieder einmal ein weiblicher Coach sein Talent zu Sieg führen – bisher war dies immer nur Männern vergönnt. Rea Garvey hat nach 2012 zum zweiten Mal die Chance. Und Mark Forster dürfte auch hoffen. Nach zwei sieglosen Staffeln könnte es sein erster Triumph werden.

„The Voice of Germany“: Blind Audition mit Frau von Fußball-Profi Klos

Bis zum Finale muss aber noch ein wenig gesungen werden – am Sonntag gab es wieder eine Blind Audition. Normalerweise wählt die Produktion von „The Voice of Germany“ einen starken Auftritt zum Auftakt der jeweiligen Ausstrahlung. Umso überraschender, dass Ann-Christin Klos die Show eröffnet.

Der Auftritt der Frau von Fußball-Profi Fabian Klos hat sicherlich einzelne Höhepunkte, aber insgesamt klingt die 27-jährige zu abgemüht, singt mit zu viel Druck und kann ein gewisses „Quietschen“ nicht verstecken. Alice Merton dreht sich um, als Einzige. Auch interessant: Sido stört Heiratsantrag - Jury ist entsetzt.

Und auch das zweite Talent kann nicht mit seinem Gesang überzeugen. Bastian Stein ist zwar sehr gefühlvoll und hat auch etwas unglaublich Charmantes, doch hört man diesem 16-Jährigen, der keinen Tag älter klingt, als er ist, immer wieder Unsicherheiten an, die zu unschönen Schlenkern führen. Die hören auch die Coaches, niemand dreht sich um.

Alice Merton- Das wird mein cooler Spruch für The Voice

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    „Sido, kann ich dich etwas fragen“, sagt Bastian nach seinem Auftritt. Er würde gerne „Tausend Tattoos“ mit Sido performen. Ganz brav und bereitwillig macht der Rapper das. So kritisch und rücksichtslos Sido manchmal auch wirkt, ist er eigentlich ein Schaf in einem Wolfspelz. Dennoch war ein Rap-Duo kürzlich zu schüchtern für Widerworte gegen Sido bei „The Voice“.

    „The Voice“: Rührselige Geschichten statt Ausnahmetalente

    Mit im Schnitt 3,03 Millionen Zuschauern (10,3 Prozent) holte „The Voice“ deutlich mehr Zuschauer als am Sonntag davor. Der ZDF-Film „Cecilia Ahern: In deinem Leben“ erreichte zeitgleich 2,78 Millionen Zuschauer (8,2 Prozent). Das Actionabenteuer „The First Avenger: Civil War“ bei ProSieben kam ab 20.15 Uhr auf 1,91 Millionen Zuschauer (6,6 Prozent).

    Wie schon in den vergangenen Sendungen, stellt die Produktionsfirma auch diesmal unter Beweis: Statt massenweiser musikalischer Talente, wie man früher den Eindruck hatte, gibt es dieses Jahr lieber persönliche Geschichten. So auch bei Andrew Telles.

    Die Coaches von „The Voice of Germany“ 2018

    Das sind die Coaches der achten Staffel von „The Voice of Germany“ (v.l.n.r.): Smudo, Michi Beck, Yvonne Catterfeld, Mark Forster und Michael Patrick „Paddy“ Kelly. Jeder möchte gewinnen – doch wer wird am Ende mit seinem Talent überzeugen? Wir stellen sie vor.
    Das sind die Coaches der achten Staffel von „The Voice of Germany“ (v.l.n.r.): Smudo, Michi Beck, Yvonne Catterfeld, Mark Forster und Michael Patrick „Paddy“ Kelly. Jeder möchte gewinnen – doch wer wird am Ende mit seinem Talent überzeugen? Wir stellen sie vor. © SAT.1 | Andre Kowalski
    Spätestens seit seinem großen Erfolg mit der Single „Au Revoir“ (2014) ist Mark Forster nicht mehr aus der deutschen Musikszene wegzudenken. Sein Debüt als Coach bei „The Voice of Germany“ feierte Mark im vergangenen Jahr und landete mit Talent Benedikt direkt auf dem zweiten Platz. In der achten Staffel der Musikshow ist Mark zum zweiten Mal als Coach dabei.
    Spätestens seit seinem großen Erfolg mit der Single „Au Revoir“ (2014) ist Mark Forster nicht mehr aus der deutschen Musikszene wegzudenken. Sein Debüt als Coach bei „The Voice of Germany“ feierte Mark im vergangenen Jahr und landete mit Talent Benedikt direkt auf dem zweiten Platz. In der achten Staffel der Musikshow ist Mark zum zweiten Mal als Coach dabei. © SAT.1 | Andre Kowalski
    „Ich werde in diesem Jahr noch härter kämpfen und kein Talent hergeben“, sagt Forster vor der Show.
    „Ich werde in diesem Jahr noch härter kämpfen und kein Talent hergeben“, sagt Forster vor der Show. © SAT.1 | Andre Kowalski
    „Paddy“ Kelly ist neu in der „Voice“-Jury. Bei den „Voice“-Talenten ist ihm eine Sache ganz besonders wichtig: „Für mich ist das technische Können allein nicht entscheidend, sondern ob mich eine Stimme wirklich berührt. Ich suche nach herausragenden Personalities, die mit ihrer Seele singen.“
    „Paddy“ Kelly ist neu in der „Voice“-Jury. Bei den „Voice“-Talenten ist ihm eine Sache ganz besonders wichtig: „Für mich ist das technische Können allein nicht entscheidend, sondern ob mich eine Stimme wirklich berührt. Ich suche nach herausragenden Personalities, die mit ihrer Seele singen.“ © SAT.1 | Andre Kowalski
    Schon als Kleinkind erlernte Michael Patrick Kelly die ersten Instrumente und das ABC des Songwritings, um dann als Teenager mit seinen Hits plötzlich der Schwarm einer ganzen Generation zu werden. Nach dem Verkauf von über 20 Millionen Alben der „The Kelly Family“ machte er einen radikalen Schritt und ging für sechs Jahre ins Kloster. Seit 2011 steht er als erfolgreicher Solokünstler auf der Bühne.
    Schon als Kleinkind erlernte Michael Patrick Kelly die ersten Instrumente und das ABC des Songwritings, um dann als Teenager mit seinen Hits plötzlich der Schwarm einer ganzen Generation zu werden. Nach dem Verkauf von über 20 Millionen Alben der „The Kelly Family“ machte er einen radikalen Schritt und ging für sechs Jahre ins Kloster. Seit 2011 steht er als erfolgreicher Solokünstler auf der Bühne. © imago/BRIGANI-ART | imago stock&people
    Zum fünften Mal in Folge nehmen Michi Beck (l.) und Smudo der Hip-Hop-Gruppe „Die Fantastischen Vier“ auf dem Doppelstuhl bei „The Voice of Germany“ Platz, um die besten Stimmen Deutschlands zu coachen.
    Zum fünften Mal in Folge nehmen Michi Beck (l.) und Smudo der Hip-Hop-Gruppe „Die Fantastischen Vier“ auf dem Doppelstuhl bei „The Voice of Germany“ Platz, um die besten Stimmen Deutschlands zu coachen. © SAT.1 | Andre Kowalski
    „Neben den Anlagen für Bandbreite, Rhythmusgefühl und Tonsicherheit, muss ein Talent eben das berühmte „besondere Etwas“ mitbringen. Das kann alles Mögliche sein, was eben aus der klassischen „schönen Stimme“ rausfällt“, sagen die beiden Coaches Michi Beck und Smudo. „Wenn wir neugierig werden, ist das immer ein guter Grund zu buzzern.“ Die Namen der beiden stehen hierzulande schon lange für hervorragenden HipHop: Mit ihrer Rap-Formation „Die Fantastischen Vier“ mischen sie seit 1989 den Musikmarkt auf.
    „Neben den Anlagen für Bandbreite, Rhythmusgefühl und Tonsicherheit, muss ein Talent eben das berühmte „besondere Etwas“ mitbringen. Das kann alles Mögliche sein, was eben aus der klassischen „schönen Stimme“ rausfällt“, sagen die beiden Coaches Michi Beck und Smudo. „Wenn wir neugierig werden, ist das immer ein guter Grund zu buzzern.“ Die Namen der beiden stehen hierzulande schon lange für hervorragenden HipHop: Mit ihrer Rap-Formation „Die Fantastischen Vier“ mischen sie seit 1989 den Musikmarkt auf. © SAT.1 | Andre Kowalski
    Yvonne Catterfeld ist bereits zum dritten Mal Coach bei „The Voice“. „Ich brenne und kämpfe für alle Talente und bin für sie da. Ich bin ein guter Motivator und weiß, welche Schrauben ich drehen muss, um das Potenzial eines jeden zu entfachen.“
    Yvonne Catterfeld ist bereits zum dritten Mal Coach bei „The Voice“. „Ich brenne und kämpfe für alle Talente und bin für sie da. Ich bin ein guter Motivator und weiß, welche Schrauben ich drehen muss, um das Potenzial eines jeden zu entfachen.“ © SAT.1 | Andre Kowalski
    Bei „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“ überraschte und überzeugte sie Kritiker und Publikum. Für dieses Engagement wurde sie im Jahr 2015 mit einem Bambi ausgezeichnet.
    Bei „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“ überraschte und überzeugte sie Kritiker und Publikum. Für dieses Engagement wurde sie im Jahr 2015 mit einem Bambi ausgezeichnet. © Getty Images | Clemens Bilan
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    „Ich habe schon recht früh gemerkt, dass er ein Problem mit Alkohol hatte“, erklärt seine Frau im Einspieler. Manchmal wundert man sich, wie freimütig die Talente mit ihren Lebensgeschichten umgehen und ist überrascht, dass sie diesen sensiblen Teil nicht schützen wollen.

    „Meine Eltern haben sich getrennt, der Vater von meinem besten Freund wurde von einem LKW überfahren, meine Stiefschwester wurde erschossen und umgebracht“, erklärt der 36-Jährige die Auslöser seiner Abhängigkeit. Dazu werden Fotos eingeblendet, auf denen man einen aufgedunsenen Typen mit Alkohol sieht, melancholische Musik im Hintergrund.

    „The Voice“ mutiert immer mehr zu DSDS-Abklatsch

    So etwas war sonst „Deutschland sucht den Superstar“ vorbehalten. Dieses „gefundene Fressen“ für das Privatfernsehen wird natürlich gleich genutzt, Andrew Telles singt „Tennessee Whiskey“. „I used to spend my nights out in a barroom, Liquor was the only love I’ve known, But you rescued me from reachin’ for the bottom, And brought me back from being too far gone”, heißt es da.

    Der Song beschreibe zu 100 Prozent wie er sich gefühlt habe, erklärt der gebürtige US-Amerikaner und legt mit seiner Gitarre los. Nicht nur das Gitarrenspiel ist überzeugend, auch der Gesang. Alle Coaches drehen sich um und die Große-Versprechen-Runde ist eingeleitet.

    Alice erzählt von ihrem Plattenlabel und dass sie Talente dort fördern will, Sido sagt, er sei faul und wolle nur mit guten Talenten arbeiten, Mark ist fasziniert von der Stimme. Und dann ist da Rea.

    Mark Forster deckt Rea Garveys Taktik auf

    So viel sagt er eigentlich nicht. Ihm habe es gefallen, tolle Stimme, schönes Gitarrenspiel – die übliche Lobeshymne. Doch nachdem alle Coaches geredet haben, schiebt er nochmal nach: „Hör auf dein Herz“.

    Verärgert stellt Mark Forster fest: Der Ire hat eine Taktik. „Zuerst macht er quitschi-quatschi, yeah from the Herz und eröffnet die Kritik, dann lässt er uns alle ausschwafeln, fasst es zum Schluss nochmal zusammen und sagt ‚Du musst Music from the Herz machen.‘ Da habe das Talent die anderen Coaches bereits vergessen. „Das ist die Rea-Garvey-Klammer“, erklärt Mark. Und sie funktioniert.

    Andrew Telles geht in Reas Team. Genauso wie Giulia Grimaudo, die mit „Hiding My Heart“ drei von vier Coaches überzeugen kann und sich ebenso von der Rea-Garvey-Klammer in sein Team manipulieren lässt.

    Das sind die Coaches der neunten Staffel

    Zu den Coaches der 9. Staffel von „The Voice of Germany
    Zu den Coaches der 9. Staffel von „The Voice of Germany" gehören dieses Mal Rocksänger Rea Garvey, der Rapper Sido, Sängerin Alice Merton und Sänger und Songwriter Mark Forster. © dpa | André Kowalski
    Mark Forster („Einmal“) ist zum dritten Mal Teil der Jury.
    Mark Forster („Einmal“) ist zum dritten Mal Teil der Jury. © ProSieben/Sat,1/André Kowalski | ProSieben/Sat,1/André Kowalski
    In der neuen Staffel feiert Sido („Tausend Tattoos“) seinen Einstand als Coach.
    In der neuen Staffel feiert Sido („Tausend Tattoos“) seinen Einstand als Coach. © ProSieben/Sat,1/André Kowalski | ProSieben/Sat,1/André Kowalski
    Alice Merton („No Roots“) ist ebenfalls neu dabei.
    Alice Merton („No Roots“) ist ebenfalls neu dabei. © ProSieben/Sat,1/André Kowalski | ProSieben/Sat,1/André Kowalski
    Der Sieger-Coach aus Staffel zwei, Rea Garvey („Kiss me“), sitzt nach dreijähriger Abstinenz wieder auf dem roten Stuhl.
    Der Sieger-Coach aus Staffel zwei, Rea Garvey („Kiss me“), sitzt nach dreijähriger Abstinenz wieder auf dem roten Stuhl. © ProSieben/Sat,1/André Kowalski | ProSieben/Sat,1/André Kowalski
    Die Moderatoren der Sendung: Lena Gercke und Thore Schölermann.
    Die Moderatoren der Sendung: Lena Gercke und Thore Schölermann. © ProSieben/Sat,1/André Kowalski | ProSieben/Sat,1/André Kowalski
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    Höhepunkte kommen zum Schluss

    Es folgen zwei Höhepunkte: Der eine etwa bei der Hälfte der Sendung, kurz nach einer langen Werbepause, der andere als Abschluss. Auch das ist Taktik. Allerdings nicht von Rea, sondern vom Sender. So werden die Zuschauer am TV gehalten.

    Der erste Höhepunkt ist der Auftritt von Dalja Heiniger. Mit ihrer eigenen Interpretation von „Sie ist weg“ beweist die 21-Jährige viel Gefühl und vor allen Dingen eine spezielle Art der Aussprache und Betonung von Worten. Inklusive Rap-Einlage und Beyoncé-Schlenker.

    Obwohl sich nur zwei Coaches umdrehen, versucht Mark das Talent mit einem gemeinsamen Duett zu überzeugen und davon abzuhalten, zu Rea zu gehen. Und auch diese Taktik geht auf. Dalja entscheidet sich für sein Team.

    Den zweiten Höhepunkt hebt sich der Sender bis zum Schluss auf: Mit Gefühl und Stimmgewalt überzeugt Tori Roe mit „Take Me To Church“ alle Coaches. „Du hast ne krasse Kraft in dir“, resümiert Mark Forster. Sido sieht sie in seinem Team am besten aufgehoben, weil er als Rapper wohl am besten an ihrem Timing – das sei ihr einziges Manko – arbeiten könne. Dennoch: Sie entscheidet sich für Team Marc.

    Damit geht die sechste Blind Audition zu Ende. Drei weitere folgen noch.

    „The Voice“-Kritiken der vergangenen Shows zum Nachlesen: