Berlin. Bei Illner diskutierten die Gäste über Klimawandel und Konsum. Zwei Politiker zeigten sich dabei ganz besonders leidenschaftlich.

Ausgerechnet ein Sterne-Koch. Müsse er es nicht eigentlich lieben, seinen Gästen auf den Punkt gegartes Fleisch servieren zu können? Ist nicht gerade das die hohe Schule der Kunst? Aber nein, ausgerechnet ein Koch ist es, der sich für den Fleischverzicht stark macht.

60 Kilogramm Fleisch pro Jahr und Kopf – das ist einfach zu viel, findet Nelson Müller. Das Schnitzel sei für manche zum Familienmitglied geworden. „Fleisch wird heute als Lockmittel benutzt, um Leute in Supermärkte zu bekommen.“ Der niedrige Preis mache es für die Kunden interessant. Öfter mal vegetarisch – so lautet Müllers Botschaft.

Moderatorin Maybrit Illner hatte den Koch am Donnerstagabend in ihre Talk-Sendung geladen, um über die Frage zu diskutieren: „Der Regenwald brennt – Zerstört unser Konsum den Planeten?“ Seit Tagen stehen Wälder im Amazonasgebiet in Brasilien in Flammen. Sie haben eine neue Debatte zum Klimawandel angeregt.

Militär bekämpft Waldbrände im Amazonasgebiet

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    Maybrit Illner: Christian Lindner sieht Bauern in Brasilien in der Pflicht

    Die Talk-Gäste waren sich schnell einig, dass „die grüne Lunge unserer Erde“ alle etwas angehe. Der Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar wurde sogar etwas pathetisch als die Einzigartigkeit des Planeten mit einem Bild von Van Gogh verglich, das es wie die Erde auch nur einmal gebe. Und zerstöre man einen Van Gogh? Eben.

    Dass etwas gegen den Klimawandel unternommen werden muss – keine Frage. Aber wie? Fleisch verbieten? Industrielle Landwirtschaft verbieten? Fliegen verbieten? Verbrennungsmotoren verbieten? Nein – so die Botschaft von FDP-Chef Christian Lindner. Zunächst sprach er die Bauern in Brasilien an. „Wenn wir nicht Handel mit ihnen treiben, dann werden es andere tun.“

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    Man müsse ihnen ein anderes Geschäftsmodell bieten. Zuletzt sei er in Malaysia gewesen, wo er einen aufgeforsteten Regenwald gesehen habe. Die Bauern in Brasilien müsse man ebenfalls zur Pflege des Waldes und zur Aufforstung ermutigen – statt zur Verbrennung.

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    Christian Lindner setzt auf „Erfindernation“ Deutschland

    Alles andere erledige dann die „Erfindernation“ Deutschland. Würde man einen CO2-Preis auf Sojaimporte ausweisen, würde plötzlich nach alternativen Futtermitteln gesucht. Zum Beispiel auf Insektenbasis. Ähnlich sei es beim Verkehr: In Dresden habe er ein Unternehmen besucht, das aus dem CO2 aus der Luft synthetischen Kraftstoff gewinne, der in Flugzeugen und Autos eingesetzt werden könne.

    Warum also den Verbrennungsmotor verbieten, fragte Lindner in Richtung Grünen-Chefin Annalena Baerbock, die zuvor genau das gefordert hatte. „Damit verbauen wir uns Technologien. In die Welt von Annalena Baerbock wird uns kein Chinese folgen, in die Welt der Technologien schon.“ Man müsse eine freiheitliche Lebensweise, Fortschritt und Klimaschutz verbinden.

    Wie aber sieht sie aus – die Welt von Annalena Baerbock? Sie kritisierte, dass zu viel Geld aus der Agrarförderung in die industrielle Produktion investiert werde. Kleine Betriebe bekämen kaum etwas. Die Förderung müsse umgestellt werden, doch die Bundesregierung sperre sich. Dumping-Preise beim Fleisch dürfe es zudem nicht mehr geben. „Wir brauchen mehr Klasse statt Masse“, sagte Baerbock und griff tief in die Floskel-Kiste.

    Ranga Yogeshar: „Wir müssen uns alle einen Ruck geben“

    Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung forderte unterdessen eine „radikale Kostenwahrheit“. Ökologische Schäden müssten eingepreist und Importe teurer gemacht werden. „Wir müssen die Rechnung dafür bezahlen, was wir dem Planeten antun.“

    Die scheinbar simpelste Lösung hatte Ranga Yogeshar. Wir alle wüssten zwar, dass wir ökologischer und klimafreundlicher leben müssten, würden die Verantwortung dann aber gerne abgeben. Deshalb forderte er: „Wir müssen uns alle einen Ruck geben.“ In diesem Sinne.

    Auch im ZDF waren die Regenwald-Brände bereits Thema. Bei Markus Lanz kritisierte ein Versteher des brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron als hochnäsig.

    • Die Sendung von Maybrit Illner in der Mediathek