Berlin. Brasilien will das G7-Geld für den Amazonas-Regenwald nicht haben. Bei Markus Lanz gab es aber kein Bolsonaro-Bashing – im Gegenteil.

Natürlich können Physiker wie Harald Lesch erklären, warum der Regenwald so wichtig ist. Eigentlich mag man ihn dafür, dass er die Welt auf kinderleichte Weise erklärt. Aber vom größten Ökosystem, das da gerade in Flammen steht, hat man schon so viel gehört. Man möchte bei „Markus Lanz“ im ZDF jetzt keine Physik für Anfänger, sondern ein paar Lösungen präsentiert kriegen.

Lesch merkte das. Doch sein Vorschlag („Wir sollten alles Geld nehmen und es den Brasilianern geben“) verpuffte. Dabei klang das doch mal für den späten Abend irgendwie griffig.

Doch, klar, wie immer: Geld ist es nicht allein. Es gehe in Brasilien vor allem um Spekulation. „Es ist der Versuch, die Flächen irgendwann einmal nützlich zu machen. Eine Art Landsparbuch.“ Wer aber hat Schuld an der Katastrophe?

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    „Markus Lanz“: Zustände im Amazonasgebiet wie im Wilden Westen

    Thomas Fischermann, Autor der „Zeit“ und Brasilien-Experte, stimmte Lanz zu, der von Zuständen wie im Wilden Westen sprach. „Der Staat ist sehr weit weg.“ Und die Holzfäller würden wie Helden behandelt. 10.000 Feuer würden zur Zeit im Amazonas-Regenwald wüten, 35 Prozent mehr als in den Jahren zuvor.

    Die Brände im Amazonas-Regenwald waren am Dienstagabend Thema bei „Markus Lanz“.
    Die Brände im Amazonas-Regenwald waren am Dienstagabend Thema bei „Markus Lanz“. © ZDF Mediathek | Screenshot

    Ein Bolsonaro-Bashing wurde das nicht. Die Schuld liege nicht allein beim umstrittenen Präsidenten Brasiliens. Morales zum Beispiel, der Präsident aus Bolivien, sei ein „beinharter Sozialist und rodet noch viel mehr“, so Publizist Wolfram Weimer.

    Emmanuel Macrons Gerede in Biarritz sei hochnäsig gewesen

    Statt zu bestrafen, müssten Belohnungssysteme für Brasilien her, damit ein Umdenken eintrete. Das Gerede von Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron in Biarritz sei hochnäsig und nicht mehr als „kleine PR“. Selbstdarstellungstaktik, die Bolsonaro durchschaut habe. Man habe nicht mit ihm, sondern über ihn geredet – das als Erklärung, warum er die 20 Millionen US-Dollar, die die G7-Staaten anboten, ablehnte.

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    Lanz ließ das – erstaunlicherweise – stehen und bohrte nicht weiter nach. Amazonas-Experte Fischermann beschrieb Bolsonaro als extremen Macho, als Rechtspopulisten, dessen Umweltverständnis sich in bizarren Vorstellungen wie dieser niederschlage: „Wenn Ihr die Umwelt nicht belasten wollt, geht doch nicht auf die Toilette.“

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    Doch auch für ihn ist er nicht der einzige Verursacher. Die kleinen Leute wollten eben auch leben. Eine Art Glücksritter, die schon mal eine Kuh auf das vertrocknete Gebiet stellten. Wie eine Flagge, als Zeichen.

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    Brasilien ist über Regenwald-Rodungen gespalten

    Für die Hälfte der Brasilianer sei das, was mit dem Regenwald passiert, eine Schande. Für die andere Hälfte aber nicht. „Das ist unser Amazonas“, dieses Gefühl herrsche vor, so Fischermann. Mit ihrem Regenwald könnten sie machen, was sie wollen.

    Fischermann kennt sich aus. Fährt immer wieder zu den Ur-Einwohnern. Zu den indigenen Völkern, die der Präsident als „angemalte Umweltschützer“ bezeichnete. „Das glauben auch viele Brasilianer. Denen sind diese Menschen peinlich. Die wollen nichts von ihnen wissen.“

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      Erst bei den Indigenen wirkt Lanz endlich interessiert

      Tausende Indigene lebten heute noch im Amazonas-Gebiet. Vor den großen Rodungen in den 1970er Jahren waren es noch Zehntausende, sagte er. Die direkten Leidtragenden der Abholzungsaktionen seien eben diese Menschen, für die sich die Brasilianer aber nicht interessierten. Er schon. Ihn fasziniere es, wie die Indigenen Altes mit Neuem verbinden: mit Tieren sprechen, Geister beschwören und gleichzeitig auf YouTube Filme gucken.

      Da wirkt Lanz richtig interessiert. Ein bisschen hatte man fast den Eindruck, dass ihn das Weltuntergangsszenario auch nicht mehr so richtig fesselte. Aber als es um das Leben der Indigenen ging, sah das anders aus.

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      Markus Lanz: Wie schmeckt eigentlich Affe?

      „Da wird noch gegessen, was auf den Tisch kommt“, sagte Fischermann. „Und wenn es dann Affen gibt, dann gibt es eben Affen.“ Lanz war jetzt ganz dabei und fragte mit dieser Tonlage, in der er sonst Manager in die Enge treibt: „Schmeckt das denn? Ah, so wie Sie gucken, eher nicht.“

      Wenigstens jetzt lockerte das Ganze auf. Affenessen wirkt einfach lustig. Aber darf es natürlich nicht. Von daher wurde Lanz auch schnell wieder ganz ernst. So wie ja die Lage auch.

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      Dramatisch ist sie. Die Wissenschaft hat alles schon vorausgesehen. Aber keiner wollte es hören, sagte Lesch und lachte, vielleicht auch, um nicht depressiv zu werden. Dann noch ein paar Mahnungen: Es gebe eben keinen anderen Planeten. Es ist kurz vor zwölf. Und Lanz sagte, es sei so, als wenn man ohne Fallschirm aus dem Flugzeug springe.

      Mal sehen, wie hart der Aufprall wird.