Berlin. Im Dresden-Tatort ging es Sonntag um organisierte Kriminalität. Die Ermittler sehen sich mit Geldwäsche konfrontiert. Darum geht es.

Gastronom Joachim Benda hat im Büro seines Restaurants übernachtet. Am nächsten Morgen findet ihn dort eine Mitarbeiterin. Erschossen. „Sieht nach organisierter Kriminalität aus“, befinden die Kommissare im Dresdener Tatort „Nemesis“.

Hat Benda Geldwäsche in seinem Restaurant betrieben? Hat er Schutzgeld zahlen müssen? Haben kriminelle Geschäftspartner ihn schließlich umgebracht? Vieles spricht für diese Theorie, doch nach und nach kommen den Ermittlern Zweifel. „Man sägt doch nicht an dem Ast, auf dem man sitzt.“

Auch ein Informant von Kommissarin Leonie Winkler glaubt nicht daran, dass Geschäftspartner ihn ermordet haben. „In Restaurants wird Geld gewaschen. Man teilt sich den Gewinn und alle haben was davon.“ So einfach sei das Prinzip Geldwäsche. „Der Feind ist nur das Finanzamt.“

Geldwäsche – eines der zentralen Themen des Tatorts – wie funktioniert sie eigentlich? Und was tut der Staat zur Bekämpfung? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Was versteht man unter Geldwäsche? Wie funktioniert sie?

Mit der Geldwäsche soll verschleiert werden, dass Einkünfte aus Straftaten oder illegalen Geschäften stammen. An den Strafverfolgungsbehörden vorbei wird das Geld in den legalen Finanz- und Wirtschaftskreislauf eingeschleust – und damit „reingewaschen“. Es stammt in der Regel aus der organisierten Kriminalität – wie Drogenhandel, Prostitution, Korruption, Erpressung oder Waffenhandel.

Karin Gorniak (Karin Hanczewski) und Leonie Winkler (Cornelia Gröschel) befragen Viktor (Juri Sam Winkler) und Valentin Benda (Caspar Hoffmann).
Karin Gorniak (Karin Hanczewski) und Leonie Winkler (Cornelia Gröschel) befragen Viktor (Juri Sam Winkler) und Valentin Benda (Caspar Hoffmann). © MDR/W&B Television/Daniela Incor | ARD / MDR

Würde ein Krimineller mit einem Mal eine große Summe Geld auf ein Konto einzahlen, könnte die Bank misstrauisch werden. Damit die Spuren des Geldes bestmöglich verwischt werden, wird das illegale Geld auf mehrere Konten und Firmen verteilt – also möglichst weit gestreut. Das Geld wird zum Beispiel in Kasinos oder Immobilien investiert oder es wird über Scheinfirmen verschoben.

Dabei kommt es auch zu zahlreichen grenzüberschreitenden Transaktionen. Der Dresdner Tatort präsentiert beispielhaft Geldwäsche in Restaurants. Die funktioniert so: Das legal erworbene Geld aus der Gastronomie wird mit dem illegalen Geld gemischt. Auf dem Papier – und vor dem Finanzamt – sieht es nun so aus, als hätte der Gastronom viele Kunden und einen Spitzen-Umsatz gemacht. In Wahrheit stammt das Geld aus kriminellen Geschäften.

Welches Ausmaß hat Geldwäsche in Deutschland?

2018 gab es laut Polizeilicher Kriminalstatistik 8.652 Ermittlungsverfahren, in denen auch konkrete Hinweise auf Geldwäschehandlungen vorlagen. Forscher der Universität Halle haben 2016 herausgefunden, dass jährlich 100 Milliarden Euro in Deutschland gewaschen werden.

Das Dunkelfeld sei wie bei allen Wirtschaftsdelikten extrem groß. Ein besonders hohes Risiko für Geldwäsche würden Immobiliengüter tragen, genauso wie Kunstobjekte und Aktivitäten, der Boot – und Yachthandel.

In Sachen Geldwäsche steht auch Clan-Kriminalität im Fokus – Horst Seehofer hatte zuletzt mehr Ermittler versprochen.

Wie wird Geldwäsche geahndet?

Laut §261 Strafgesetzbuch ist Geldwäsche strafbar. Sie kann mit einer Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren und in besonders schweren Fällen mit einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren geahndet werden.

Wie wird Geldwäsche bekämpft?

In Deutschland sind für die Strafverfolgung in Sachen Geldwäsche sowohl der Bund als auch die Länder zuständig. Um Geldwäscheverdachtsmeldungen kümmert sich die Zentralstelle für Finanztransaktionsuntersuchungen des Zolls. Dort werden Meldungen entgegengenommen, ausgewertet und bei konkreten Verdachten an die Strafverfolgung weitergeleitet. Daran schließt sich schließlich ein Ermittlungsverfahren an.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von einem externen Anbieter, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Ein sogenanntes Geldwäschegesetz verpflichtet bestimmte Personenkreise zu besonderer Sorgfalt. Banken, Versicherungsunternehmen, Immobilienmakler und Spielbanken sind dazu verpflichtet, verdächtige Transaktionen den Behörden zu melden.

Bis Januar 2020 muss Deutschland die fünfte Geldwäscherichtlinie der EU umsetzen. Dadurch soll unter anderem die Terrorfinanzierung mit virtuellen Währungen und Prepaid-Karten schwerer gemacht werden.

Wo sind Schwachstellen bei der Bekämpfung?

Die Anti-Korruptions-Organisation „Transparency International“ beklagt ein massives Problem der Geldwäsche bei Immobilien. Einer Studie zufolge würden 15 bis 30 Prozent aller kriminellen Vermögenswerte in Deutschland in Immobilien investiert.

Die entscheidenden Akteure (Banken etc.) würden kaum Fälle melden und damit so gut wie gar nicht zur Geldwäschebekämpfung beitragen. Auch müsse die Zentralstelle für Finanztransaktionsuntersuchungen besser ausgestattet werden. Sie brauche Zugriff auf alle nötigen Daten, betont „Transparency International“.

Die EU-Kommission hat zudem jüngst beklagt, dass entsprechende Geldwäschebekämpfungsvorschriften nicht ausreichend umgesetzt würden. Vor allem bei grenzüberschreitenden Fällen gebe es Mängel. Das betrifft unter andere die Danske Bank, die in einen der größten Geldwäscheskandale in Europa verwickelt sein soll. Auch bei der Deutschen Bank hatte es eine Razzia gegeben.

• Das war der Tatort aus Dresden – Tod im Gourmettempel. Die erste Folge nach der Sommerpause holte eine Traum-Quote am Sonntagabend: 8,58 Millionen Zuschauer sahen den Krimi – ein Marktanteil von 27,3 Prozent für das Erste. Die Folge ist auch in der ARD-Mediathek zu sehen.