Zu jung, ungeeignet, mit Hoffnungen überfrachtet: Peer Steinbrück hat bei „Maischberger“ sehr deutlich über Kevin Kühnert gesprochen.

BerlinSandra Maischberger hat am Donnerstagabend ein kleines Experiment gewagt: Statt eines großen Themas wurden in ihrer Talkshow mehrere kleinere diskutiert. „Was bewegt in der laufenden Woche Gesellschaft und Politik?“, lautete dabei die Leitfrage. Entsprechend bunt fiel die Gästeliste aus.

Mit dabei waren: Peer Steinbrück (SPD), Herbert Reul (CDU), die Neuköllner Sozialarbeiterin Söngül Çetinkaya, die Journalistin Bettina Gaus, Fernsehmoderator Micky Beisenherz und der Publizist Gabor Steingart.

Peer Steinbrück attackiert Kevin Kühnert bei „Maischberger“

Interessant war vor allem der Auftritt von Peer Steinbrück. Überraschend deutlich attackierte der frühere SPD-Kanzlerkandidat seine Partei – und Juso-Chef Kevin Kühnert. Die SPD habe kein Profil mehr, keine „faszinierende Botschaft“, befand Steinbrück. „Sie weiß nicht, was ihre Mission im 21. Jahrhundert ist.“

Und Kühnert? Hält Steinbrück für ungeeignet, die Partei aus der Misere zu führen. Es sei Wahnsinn, dass er von manchen Medien als neuer SPD-Chef gehandelt werde, ärgerte sich Steinbrück. „Man tut ihm keinen Gefallen, man überfrachtet ihn völlig.“ Zugleich warf der frühere Finanzminister die Frage auf, warum Heilsfiguren unerfahren sein müssen. „Der Ungeeignete soll der Geeignete sein!“

Keine überzeugenden Lösungen

Eine solche Analyse kann man formulieren, auch wenn es doch fragwürdig ist, die politischen Fähigkeiten an Alter und Erfahrung festzumachen. Schließlich könnte es gerade dieser vermeintliche Mangel sein, den die SPD jetzt braucht. Doch was ist Steinbrücks konstruktiver Vorschlag?

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    In dieser Hinsicht wurde es schnell dünn. Die SPD müsse beides leisten, forderte er: Die modernen, offenen Wähler ansprechen; und die, die sich mehr Sicherheit wünschen. Doch hat die Partei nicht genau das in all den Jahren versucht? Und ist sie nicht genau an dieser Profillosigkeit gescheitert? Auch beim Personal hatte Steinbrück keinen besonderen Vorschlag. Einen neuen Parteichef könne man sich nicht backen, binste er vor sich hin.

    Wer soll’s also aus der bestehenden Führung werden? Kein Kommentar, er übrigens wolle nicht, wehrte Steinbrück ab. Und schob nach, dass die große Koalition noch in diesem Jahr zusammenbrechen werde. Wird es am Ende jemand anders aus der alten SPD-Führung? So drehen die SPD-Altstars Gabriel und Schulz wieder auf.

    Kommt es zu Neuwahlen?

    Das wiederum klang plausibel – und wurde von Gabor Steingart gar mit einem konkreten Datum untermalt. In der CDU-Spitze bestünden Planspiele, wonach Ende September neu gewählt werden könnte, wusste der Journalist zu berichten. Das wirkte dann wiederum etwas dünn.

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      Und wer weiß: Vielleicht hält das Bündnis ja doch. Bettina Gaus von der „taz“ gab jedenfalls zu bedenken, dass viele in Union und SPD im Falle einer Neuwahl um ihre Mandate fürchten müssen – und deswegen lieber weiter machen wollen.

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      Das Fazit

      Diese ungewöhnliche Variante von „Maischberger“ hatte durchaus Pepp. Das lag an Peer Steinbrücks polterndem Auftritt, aber auch an den zwischendurch eingestreuten Einschätzungen von Steingart, Gaus und Beisenherz. Es wäre allerdings besser gewesen, bei einem Themenkomplex zu bleiben. Dass es nach SPD, Union und Groko auch noch kurz um kriminelle Clans ging, war dann doch ein zu harter Bruch. Das Experiment wird in der Sommerpause anderer Talkshows fortgesetzt unter dem Titel „maischberger.die woche“.

      Genug Stoff hätte die große Koalition für die Debatte in jedem Fall noch hergegeben. Was macht zum Beispiel eigentlich Angela Merkel? Gabor Steingart benannte sie in der Debatte als Gewinnerin der Woche: „Im politischen Berlin ist der Teufel los – und sie hat damit nichts zu tun.“

      Zur Ausgabe von „Maischberger“ in der ARD-Mediathek