Berlin. Bei „Lanz“ ging es um die Hilflosigkeit der CDU im digitalen Zeitalter. Für Sascha Lobo war das aber gar nicht der Kern des Problems.

Rezo-Video, Nestlé-Video, Ministerpräsidenten bei Putin und eine Debatte aus dem Nichts über mögliche Kanzlerkandidaten – in der CDU herrscht derzeit ungewöhnlich viel Unruhe. Sie steht im Kreuzfeuer der Kritik – das musste auch Fraktionsvize Carsten Linnemann eingestehen, der am Dienstagabend in der ZDF-Talkrunde von Markus Lanz zu Gast war. Und dazu noch einiges an Kritik von „Spiegel Online“-Kolumnist Sascha Lobo einstecken.

„Im Internet würde man jetzt darunter schreiben „Bullshit-Verdacht““, sagte Lobo, nachdem Linnemann Lanz’ Fragen zu den Kontroversen um Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer und CDU-Fraktionschef Ralph Brinkhaus in typischem Politsprech ausgewichen war.

Markus Lanz – Das waren die Gäste

  • Carsten Linnemann, Politiker
  • Sascha Lobo, Blogger und Autor
  • Ursula Ott, Journalistin und Autorin
  • Purple Schulz, Musiker

Markus Lanz: Sascha Lobo entlarvt Carsten Linnemann

„Nichts gegen Carsten Linnemann, aber er hat auf jede einzelne Frage ja, nein und das Gegenteil von beidem gleichzeitig geantwortet“, so Lobo. Genau diese Form der Nicht-Kommunikation sei es, die den jungen Menschen aktuell sauer aufstoße. Sie sei ein Relikt aus dem 20. Jahrhundert, völlig unpassend im Zeitalter eines „so großen Rückkanals wie den Sozialen Medien“.

CDU-Fraktionsvize Carsten Linnemann nimmt die Kritik von Kolumnist Sascha Lobo mit Humor.
CDU-Fraktionsvize Carsten Linnemann nimmt die Kritik von Kolumnist Sascha Lobo mit Humor. © ZDF Mediathek | Screenshot

Dass das Internet eigentlich große Chancen auch für Parteien berge, war Linnemann durchaus bewusst. Und auch er betonte noch einmal, wie falsch man auf das Video des Youtubers Rezo reagiert habe, der kurz vor der Europawahl davon abgeraten hatte, CDU, SPD und AfD zu wählen.

„Wenn so was bei mir im Wahlkreis passieren würde, würde ich sofort das Gespräch suchen“, sagte der CDU-Politiker. „Und zwar auf gleicher Ebene.“ Will heißen: Ein Youtube-Video mit einem elfseitigen pdf-Dokument zu beantworten, wie es seine Partei im Fall Rezo getan hatte, wäre ihm nicht passiert.

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    Hat die CDU überhaupt das Problem verstanden?

    Einen größeren Schaden für die CDU sieht Linnemann aber nicht. Im Gegenteil. Die Partei könne das wachrütteln. „Es hat ja nun jeder zugegeben, dass wir falsch reagiert haben. Das wird in Zukunft hoffentlich anders.“

    Die Frage ist nur: Ist das überhaupt der Kern des Problems? „Es geht gar nicht darum, ob man besser oder schlechter hätte reagieren können“, warf Lobo ein. „Das ist vielleicht eine ästhetisch interessante Frage, dass die CDU schlechtestmöglich reagiert hat.“ In Wahrheit gehe es aber um eine andere Politik.

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    Wenn EU-Kommissar Günther Oettinger sage, Politik müsse cooler werden, sei das komplett falsch. „Es geht eigentlich um einen Politikwechsel. In den beiden Bereichen, die junge Menschen am meisten interessieren: Klima und Digitalisierung.“ Felder, die Kanzlerin Angela Merkel in der Vergangenheit vernachlässigt habe, so Lobo. Im Digitalen habe sie gar ein „Trümmerfeld“ hinterlassen.

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    Carsten Linnemann: Volksparteien haben noch eine Chance

    Trotz aller Kritik und angesichts des Höhenflugs der Grünen sah Linnemann noch Hoffnung für die CDU als Volkspartei. Das Gute bei den jungen Leuten sei, dass sie sich nicht mit Tagespolitik beschäftigten, „sondern mit Themen, die uns in 10, 20 Jahren vor die Füße fallen.“ Auch der Rest der Bevölkerung sei inzwischen so weit, die Wichtigkeit zu erkennen. Da könne die CDU ansetzen.

    „Früher ging es um links und rechts. Heute gibt es einen großen Teil, dem geht’s um die Lebensgrundlagen, den anderen geht’s um nationale Identität. Da die Klammer zu organisieren“, so Linnemann, „ist eine Chance für die Volksparteien.“

    Markus Lanz in der ZDF-Mediathek anschauen

    Sie haben die aktuelle Folge von Markus Lanz verpasst? Hier können Sie die Sendung in der ZDF-Mediathek anschauen.

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